„BASF steht an einem Wendepunkt“
„BASF steht an einem Wendepunkt“
CEO Kamieth verspricht Wertsteigerung über Portfoliooptimierung und bestätigt Prognose nach Ergebnisrückgang
swa Frankfurt
Der Chemiekonzern BASF forciert den Portfolioumbau auch in schwierigem Marktumfeld. Von der US-Zollpolitik sieht sich der Chemiekonzern direkt nicht stark betroffen, die indirekten Auswirkungen seien schwer abzuschätzen. Starke Unsicherheit sei aber schon im ersten Quartal zu spüren gewesen.
Der Chemiekonzern BASF will die strategische Neuausrichtung auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten voranbringen. „BASF steht an einem Wendepunkt“, bekräftigte Vorstandschef Markus Kamieth auf der virtuellen Hauptversammlung am Freitag. Der Konzern werde schnell handeln, um Wert für die Aktionäre zu schaffen, versprach der vor einem Jahr an die Spitze gerückte Manager.
BASF will das Portfolio fokussierter und differenzierter führen. „Alles unter einem Dach und gesteuert entlang der Logik des BASF-Verbunds – das funktioniert im veränderten Markt- und Wettbewerbsumfeld nicht mehr“, so Kamieth.
Einbußen im ersten Quartal
Im ersten Jahr der strategischen Neuausrichtung könne BASF nicht mit Rückenwind rechnen. Der Jahresauftakt liegt immerhin im Rahmen der Erwartungen mit einem Rückgang des operativen Ergebnisses (Ebitda) vor Sondereinflüssen im ersten Quartal um 3,2% auf 2,6 Mrd. Euro. Das Ergebnis war in allen Segmenten rückläufig mit Ausnahme von Surface Technologies − der Bereich zählt nicht mehr zum Kerngeschäft. Der Konzernumsatz liegt mit 17,4 Mrd. Euro knapp 1% unter dem Vorjahreswert. Die Prognose für 2025 wird bestätigt − auch weil die Rahmenbedingungen derzeit schwer vorhersehbar seien.

Das laufende Jahr werde nochmal kapitalintensiv, erläuterte Kamieth und verwies auf das geplante Hochfahren des neuen Verbundstandorts in Südchina. BASF werde damit fortfahren, das Sparprogramm „entschlossen" umzusetzen“. Die Kapazitätsauslastung im Konzern liegt nach Angaben von Finanzchef Dirk Elvermann bei 70%. Um die Kapitalkosten von 10% zu verdienen, müsse die Auslastung um fünf Prozentpunkte steigen.
US-Zollpolitik verunsichert
Die weitere Entwicklung im Jahr hänge maßgeblich von den Auswirkungen der globalen Handelsstreitigkeiten ab. Die Verunsicherung der Märkte sei schon im ersten Quartal deutlich spürbar gewesen, so Kamieth. In Nordamerika seien die Mengen deutlich gesunken. Mit Blick auf die verschärfte Zollpolitik sei BASF vorbereitet und wappne sich für verschiedene Szenarien. „Wir produzieren regional, das macht uns resilienter als viele andere − auch gegen Zölle“, unterstrich Kamieth. BASF stelle 80% der in den USA verkauften Waren im Land her. Ähnlich sehe es in Asien aus, in Europa sei der Anteil noch höher. Auch der Bezug von Rohstoffen laufe zu über 90% lokal.
Die indirekten Wirkungen des Zollstreits will BASF noch nicht konkretisieren. Große Kundengruppen wie die Automobilindustrie sind Handelsbeschränkungen direkt ausgeliefert, was sich auf die Nachfrage nach Produkten der BASF und deren Preise auswirkt. Der Chemiekonzern stellt sich darauf ein, dass Kundenindustrien ihre Produktion in andere Regionen verlagern könnten, sieht sich aber auch in einem solchen Szenario durch die globale Präsenz abgeschirmt.
Asien im Fokus
Langfristig wird der Chemiemarkt wachsen, zeigt sich Kamieth überzeugt. Das Wachstum werde regional aber sehr unterschiedlich ausfallen. BASF setzt auf Asien und will nach den umfangreichen Investitionen in China nun die Asean-Staaten sowie Indien stärker in den Fokus rücken. Geplant seien Investitionen, Partnerschaften und Zusammenschlüsse. „Asien ist der wichtigste Markt für die Chemieindustrie“, so Kamieth.
Auf dem virtuellen Aktionärstreffen war das Grundkapital zu 42,86% vertreten − die Präsenz war etwas höher als 2024. Mehr als 2.000 Aktionäre seien am Bildschirm online dabei gewesen. Die geringste Zustimmung mit 85,9% erreichte die weitere Ermächtigung für die virtuelle HV, mit 90,3% wurde der Vergütungsbericht gebilligt, der Aufsichtsrat mit 90,5% entlastet.