Baywa meldet Jahresverlust von 1,6 Mrd. Euro
Baywa verzeichnet Milliardenverlust
Angeschlagener Agrarkonzern verbucht 2024 Fehlbetrag von 1,6 Mrd. Euro – Hohe Abschreibungen auf Ökostromtochter – Sanierungsplan unberührt
sck München
Der in Schieflage geratene Agrarhandelskonzern Baywa weist 2024 einen Nettoverlust von 1,6 Mrd. Euro aus. Das Unternehmen führt das vor allem auf Buchwertabschreibungen aus der Mehrheitsbeteiligung an der Ökostromtochter Baywa r.e. zurück. Das Defizit führt zu einem negativen Eigenkapital der AG.
Der angeschlagene Agrarhandelskonzern Baywa hat 2024 den größten Verlust in seiner 102-jährigen Firmengeschichte verbucht. Das zum Genossenschaftssektor gehörende Münchner Unternehmen meldete ad hoc einen Konzernfehlbetrag von „rund“ 1,6 Mrd. Euro. Das ist das 17-Fache dessen, was der Konzern 2023 als Defizit ausgewiesen hatte. Seinerzeit machte die Baywa 93 Mill. Euro Miese. Das war der erste Fehlbetrag seit Gründung des Unternehmens 1923.
Das ermittelte Defizit im Rahmen des erstellten Jahresabschlusses 2024 ist nach Unternehmensangaben das Resultat von „erforderlichen Buchwertabschreibungen, insbesondere aus der Beteiligung an der Baywa r.e.“. Neben dem Mutterkonzern befindet sich die Ökostromtochter in einem gesonderten Sanierungsprozess. Im März vollzog die Baywa bei dem ebenfalls in Schieflage geratenen Solar- und Windkraftanlagenbetreiber eine Kehrwende. Statt eines ursprünglich geplanten Verkaufs an den Schweizer Mitgesellschafter Energy Infrastructure Partners (EIP) soll die Baywa r.e. zusätzliche 435 Mill. Euro aus Gesellschafterdarlehen, sonstigen Kreditlinien und Bürgschaften erhalten. Das neue Konzept sieht vor, dass die Baywa r.e. ausgegliedert wird. Die Baywa hält 51% an der Baywa r.e., EIP 49%. Im Rahmen des Verkaufs hätte die EIP ihren Anteil auf 65% erhöht.
Großer Teil der Finanzschulden
Die Baywa r.e. macht einen großen Teil der Finanzschulden des Mutterkonzerns aus. Diese Verbindlichkeiten betrugen im vergangenen Jahr 5,4 Mrd. Euro. Die Lösungssuche für die Baywa r.e. führte dazu, dass die Baywa die Bekanntgabe ihrer Jahresbilanz verschieben musste. Das Unternehmen will den Jahresabschluss am 10. Juli veröffentlichen.
Der Milliardenverlust führte dazu, dass das Eigenkapital gemäß HGB-Rechnungslegung der Baywa AG ins Negative rutschte. Für den 26. August sieht das Unternehmen eine Hauptversammlung vor. Die Baywa will über eine Barkapitalerhöhung mindestens 150 Mill. Euro einsammeln, bestenfalls 202 Mill. Euro. Die Firma gab dazu zwei Tage zuvor den Startschuss. Eine erste Tranche in Höhe von 125 Mill. Euro soll vorab von den beiden Ankeraktionären aus dem Genossenschaftssektor kommen.

Die Bayerische Raiffeisen-Beteiligungs AG (BRB) hält 33,8% des Grundkapitals. Hinter der BRB stehen überwiegend die Volks- und Raiffeisenbanken in Bayern. Die Raiffeisen Agrar Invest aus Österreich ist mit 28,1% engagiert.
Die übrigen Papiere will die Baywa im Herbst den freien Aktionären zum Kauf anbieten. Der Streubesitz liegt bei 38%. Die Anteilseigner können für jede ihrer Aktien zum Preis von je 2,79 Euro zwei neue Papiere erwerben. Die beiden Großaktionäre wollen dann weitere 25 Mill. Euro beisteuern. Nach Bekanntgabe des des Milliardenverlusts notierte die Baywa-Aktie im Xetra-Handel mit 9,12 Euro zeitweise 0,9% fester.
Ein Jahr der Sanierung
Im Juli vergangenen Jahres war das Papier abgestürzt, nachdem sich das hoch verschuldete Unternehmen seinerzeit selbst zum Sanierungsfall erklärt hatte. Finanzspritzen der Großaktionäre und der Gläubigerbanken in Milliardenhöhe bewahrten die Baywa vor derInsolvenz.
Das von den Gläubigern abgesegnete Rettungskonzept wird nach Baywa-Einschätzung durch den milliardenschweren Verlust nicht tangiert. „Der Eigenkapitalverlust bewegt sich innerhalb der Erwartungen des Sanierungskonzepts und hat folglich keine Auswirkungen auf dessen Umsetzung oder auf die positive Fortführungsprognose gemäß dem Sanierungsgutachten“, heißt es. Das Gutachten erstellte Roland Berger. Der Rettungsplan sieht vor, dass die Baywa 2028 ein positives Eigenkapital vorweist und die Gewinnzone erreicht. Bis dahin ist der Konzern nach Unternehmensangaben durchfinanziert. Bis 2028 sollen große Beteiligungen abgestoßen sein.
Verkäufe im Visier
Dazu gehören die Baywa r.e. und der neuseeländische Obstplantagenbetreiber Turners & Growers. Die Verkäufe sollen dazu beitragen, dass die Finanzschulden bis 2028 und rund 4 Mrd. Euro zurückgehen. Zuletzt veräußerte die Baywa ihre niederländische Getreidehandelstochter Cefetra. Davor veräußerte der Konzern seine Beteiligung an der Raiffeisen Ware Austria.