Elektronikkonzern

Bei ABB stauen sich die Aufträge

Der Konzern revidierte wegen Lieferkettenproblemen die im Sommer ausgegebene Wachstumsprognose von 10% für das laufende Jahr auf 6 bis 8% herunter. Die Investoren zeigten sich ernüchtert.

Bei ABB stauen sich die Aufträge

dz Zürich

Die Probleme in den Lieferketten der Industrie haben im dritten Quartal des laufenden Jahres auch ABB stark gebremst. Der Elektrotechnikkonzern schaffte im jüngsten Dreimonatsabschnitt nur noch eine Umsatzsteigerung um 4% auf 7 Mrd. Dollar, nachdem die zu konstanten Wechselkursen gerechneten Verkäufe in den ersten sechs Monaten des Turunus noch um 11% zugenommen hatten.

ABB-Chef Björn Rosengren sagte in einer Telefonkonferenz mit Journalisten Produktionsprobleme in den nächsten ein bis zwei Quartalen voraus. Der Konzern revidierte die im Sommer ausgegebene Wachstumsprognose von 10% für das laufende Jahr auf 6 bis 8% herunter. Die Investoren zeigten sich ernüchtert. Die ABB-Aktien verloren am Donnerstag im Morgenhandel an der Schweizer Börse mehr als 5%, nachdem sie seit Jahresbeginn fast 30% zulegen konnten.

Keine Betriebsunterbrechung

Völlig überraschend kommen die Probleme von ABB nicht. Mit Engpässen in den Lieferketten und einem Flaschenhals in der Logistik kämpft die Industrie weltweit schon seit einigen Monaten. Zeitgleich mit ABB musste am Donnerstag auch der Schweizer Aufzug- und Rolltreppenhersteller Schindler eine markante Umsatzverlangsamung und sogar einen leichten Gewinnrückgang im dritten Quartal vermelden. Lieferengpässe führten weltweit zu Bauverzögerungen und steigende Material- und Frachtkosten drückten auf den Gewinn, begründete Schindler den enttäuschenden Leistungsausweis im Quartal. Im Kontrast dazu schwelgen Logistikkonzerne wie Kühne+Nagel, die offensichtlich markante Preiserhöhungen durchsetzen können, in einem veritablen Gewinnrausch.

ABB-Chef Rosengren sprach im Gespräch mit den Medien von einem inflationären gesamtwirtschaftlichen Umfeld. In Amerika, wo ABB rund ein Drittel der Gesamtverkäufe realisiert, stelle der Arbeitsmarkt eine „Herausforderung“ dar, sagte der Manager. ABB hat in Amerika in den Monaten Juli bis September wertmäßig 31% mehr Bestellungen eingefahren aber viele Leute, die in der Wirtschaft benötigt würde, säßen pandemiebedingt immer noch zu Hause, meinte der Schwede. Immerhin habe bislang keine ABB-Fabrik den Betrieb unterbrechen müssen.

Allerdings hat sich bei dem Elektrotechnikkonzern im Jahresverlauf ein eindrücklicher Bestellungsrückstau gebildet. Der Auftragsbestand per Ende September betrug 16 Mrd. Dollar 15% oder 2,1 Mrd. Dollar mehr als zum selben Zeitpunkt des Vorjahres. Seit Jahresbeginn hat ABB auch neue Bestellungen im Wert von 23,6 Mrd. Dollar hereingenommen. Das sind ebenfalls 16% oder 4,1 Mrd. Dollar mehr als im Vorjahr. Rosengren sagte, ABB hätte noch deutlich mehr Aufträge annehmen können, doch man versuche, Hortungsbestellungen auszusortieren. Dies macht der Konzern auch aus eigenem Interesse. Er verringert damit das Risiko, das vorsorgliche Lagerbestellungen bei einer Lockerung der Lieferengpässe wieder storniert werden.

Stattliche Marge

Was die Lieferverzögerungen für die Profitabilität von ABB bedeuten, lässt sich derzeit noch kaum beurteilen. Die Vorjahresergebnisse sind auch unter Ausklammerung des im dritten Quartal 2020 verbuchten Gewinns aus dem Verkauf der Sparte Stromübertragung an Hitachi stark verzerrt. So musste etwa die Robotitik-Sparte einen pandemiebedingten Verlust ausweisen, der in der laufenden Periode wieder ausgeglichen werden konnte. Der ABB-Konzern weist für das Berichtsquartal einen Gewinn von 652 Mill. Dollar und eine respektable Betriebsgewinnmarge von 15,1% aus.

ABB
Konzernzahlen nach US-GAAP
9 Monate
in Mill. Dollar20212020
Auftragseingang23 61119 509
Auftragsbestand16 01213 878
Umsatz21 37818 952
Operatives Ebida3 1342 074
in % des Umsatzes14,610,9
Gewinn1 9065 225 *
*) inkl. 5 Mrd. Dollar aus Verkauf Stromübertragung an HitachiBörsen-Zeitung