Bitkom fordert Kostenentlastung für neue Rechenzentren
Bitkom fordert Kostenentlastung
Digitalverband sieht hohe Strompreise als Wettbewerbsnachteil für Rechenzentren
sar Frankfurt
Der Bitkom fordert Erleichterungen für den Bau neuer Rechenzentren. Zentrale Kritikpunkte des Digitalverbands sind langwierige Genehmigungsverfahren sowie die im europaweiten Vergleich hohen Stromkosten in Deutschland. Vorbilder für den Ausbau von Rechenzentren findet der Bitkom in Schweden und Frankreich.
Der Digitalverband Bitkom drängt auf einen schnelleren Ausbau der Rechenzentrumskapazitäten in Deutschland. Dafür hat der Verband am Montag einen „Aktionsplan Rechenzentren“ mit Vorschlägen vorgelegt. Im internationalen Vergleich liege Deutschland derzeit bei den Kapazitäten allenfalls im Mittelfeld, mahnt der Bitkom.
Derzeit verfüge Deutschland über eine IT-Anschlussleistung von 2,7 Gigawatt (GW). Die USA liegen mit 48 GW deutlich darüber, China verfügt über eine Anschlussleistung von 38 GW – und beide Staaten wollen ihre Kapazitäten weiter ausbauen. „Rechenzentren sind für Deutschlands digitale Souveränität essenziell“, kommentierte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst.

In Relation zum Bruttoninlandsprodukt betrachtet, liege Deutschland bei den Rechenzentrumskapazitäten lediglich im Mittelfeld. „Dies darf und kann nicht der Anspruch einer führenden und digitalisierten Industrienation sein“, heißt es im Aktionsplan. Derzeit übertreffe die Nachfrage das geplante Wachstum bei weitem.
Bitkom kritisiert Batteriespeicheranbieter
Besonders die im europäischen Vergleich hohen Stromkosten hemmen dem Bitkom zufolge den Ausbau der Infrastruktur. Dies stelle „einen substanziellen Wettbewerbsnachteil dar“. Hinzu kommt: Es gibt bei weitem nicht genügend Kapazitäten, um alle geplanten Rechenzentrumsprojekte an das Stromnetz anzuschließen.
Der Bitkom fordert, bei der Verteilung von Netzkapazitäten nur Anträge zu berücksichtigen, die gewisse Qualitätskriterien erfüllen. Derzeit nutzten mitunter Anbieter von Großbatteriespeichern eine „rechtliche Grauzone“, um sich bevorzugten Zugang zum Stromnetz zu verschaffen, kritisiert der Verband. Diese Regelung sei jedoch für klassische Kraftwerke gedacht gewesen. So seien derzeit mehr als 204 GW Anschlussleistung beantragt, bei nur einem Bruchteil an realisiertem Bestand. Der Bitkom fürchtet eine Blockade, die andere Großverbraucher wie Rechenzentren benachteiligt.
Langwierige Planungsverfahren
Planungs- und Genehmigungsverfahren brauchen dem Verband zufolge in Deutschland im Schnitt sechs Monate länger als gesetzlich vorgesehen. Kommunen sollten den Bau von Rechenzentren deshalb stärker als wirtschaftliche Chance begreifen und gezielt geeignete Flächen für Rechenzentren in ihren regionalen Entwicklungsstrategien ausweisen, fordert der Bitkom. Der Verband will das bestehende Verfahren für vorhabensbezogene Bebauungspläne zu einem Fast-Track-Verfahren umfunktionieren. Dieses soll maximal ein Jahr dauern.
Handlungsbedarf sieht der Bitkom auch beim Energieeffizienzgesetz, wo er teilweise „einen Sonderweg des deutschen Gesetzgebers“ sieht. Rechenzentrumsbetreiber seien „geografisch flexibel“, Regeln müssten daher einheitlich sein. Insbesondere die deutschen Vorgaben zum Anteil wiederverwendeter Energie, beispielsweise Abwärme, seien „strukturell nicht praxistauglich“, moniert der Bitkom.
Vorbilder findet der Verband im europäischen Ausland: Schweden hat in den Stockholm Data Parks spezielle Flächen für die Ansiedlung von Rechenzentren bereitgestellt. Dort hätten Stadt, Energieversorger, Wirtschaftsförderung sowie die Betreiber von Wärme- und Glasfasernetz zusammengearbeitet. Auch Frankreich habe gezielt Standorte für große Rechenzentren bereitgestellt und mit ausreichend Stromkapazität ausgestattet.