E-Mobilität

BMW lässt Ende alter Antriebe offen

In der Debatte um Verbrennungsmotoren, die unter dem Druck der EU-Kommission an Schärfe ge­wonnen hat, hält BMW an ihrem Kurs fest. Die Konzernführung lässt einen Termin für das Ende von Fahrzeugen mit Benzin- und Dieselantrieb offen. Die Münchner machen das von der Nachfragedynamik bei E-Autos abhängig.

BMW lässt Ende alter Antriebe offen

sck München

Anders als die Volkswagen-Tochter Audi will sich BMW noch nicht auf einen Termin für den vollständigen Ausstieg aus herkömmlichen Verbrennungsantrieben festlegen. Solange noch nicht klar sei, mit welcher Dynamik batteriegetriebene Elektrofahrzeuge Autos mit Benzin- und Dieselmotoren verdrängen würden, werde die Unternehmensführung „kein Enddatum für den Verbrenner“ nennen. Das sagte BMW-Produktionsvorstand Milan Nedeljkovic in einem virtuellen Pressegespräch anlässlich des Serienstarts des E-Modells iX. „Das ist für uns nicht sinnvoll.“

Nedeljkovic bekräftigte, dass man beobachten müsse, wie sich die Nachfrage entwickeln werde. Damit bestätigte er den Kurs von Vorstandschef Oliver Zipse, der bei dem brisanten Thema auf „Technologieoffenheit“ setzt. BMW fährt mehrgleisig. Aber: „Auf den Schub der Elektrifizierung sind wir vorbereitet. Wir werden den Anforderungen der Regulatorik genügen“, ergänzte der Produktionsvorstand – traditionell bei BMW der zweitwichtigste Topmanager nach dem CEO. BMW rekrutiert in der Regel ihre Konzernchefs aus dem Fertigungsressort.

Gesprächsbereitschaft

Nedeljkovics Aussagen fallen zu einer Zeit, in der die EU-Kommission den Druck auf die deutsche Autoindustrie während des Transformationsprozesses bei den Antriebstechnologien erhöht. Am selben Tag war EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton zu Gast bei BMW. In Begleitung von Zipse besichtigte der Franzose zum Wochenschluss das Forschungszentrum des Autobauers in Garching bei München, um sich einen Eindruck zu verschaffen über den Wandel in der Technologie.

Der CEO nutzte dieses Treffen für ein politisches Statement, denn Zipse ist seit Jahresbeginn auch Präsident des Verbands der europäischen Automobilhersteller (Acea) mit Sitz in Brüssel. Als Cheflobbyist hat sein Wort Gewicht. „Wir sind offen für ehrgeizigere CO2-Emissionsziele für die Neuwagenflotten“, sprach er in seiner Doppelrolle. Das kann man als Signal für Gesprächsbereitschaft deuten. Denn die EU-Kommission plant, Mitte Juli ein Gesetzespaket vorzustellen, mit dem zahlreiche Verordnungen an das neue Ziel einer EU-weiten Reduktion der Klimagasemissionen gegenüber 1990 um 55% bis 2030 angepasst werden. Darunter sollen auch deutlich schärfere Regeln für Neuwagen fallen. Der in Berlin ansässige Branchenverband VDA machte Mitte Juni dagegen mobil, als erste Entwürfe durchsickerten (vgl. BZ vom 17. Juni). „Das wäre nicht nur das Ende des Verbrennungsmotors, sondern auch das Ende der Plug-in-Hybride und ist das Gegenteil von Technologieoffenheit, zu welcher sich die Kommission und ihr Vizepräsident Timmermans immer bekannt haben“, wetterte seinerzeit VDA-Präsidentin Hildegard Müller in einer ersten Reaktion. Der VDA hält am Mittwoch seine Halbjahres-Pressekonferenz ab. Müller wird sich möglicherweise zu dem Thema erneut äußern. Jahre zuvor hatten sich beide Seiten auf die Vorgaben bis 2030 verständigt.

Derweil erweitert BMW mit dem iX ihr Angebot für moderne E-Fahrzeuge, die den Zeitgeist treffen sollen. BMW fertigt den iX im Werk Dingolfing (Bayern). Nedeljkovic deutete an, dass die neue E-Serie wie die anderen Baureihen ebenfalls gute Deckungsbeiträge liefern soll. Für ihn ist der iX kein Nischenprodukt. Er zählt ihn zu den „stückzahlstärksten Derivaten des Standorts Dingolfing“.

In der Debatte über die Wirkung von E-Autos auf die Arbeitsplätze reagierte der Produktionsvorstand gelassen. Er prognostizierte „auf lange Sicht einen relativ ausgewogenen Mitarbeiterbedarf bei der Transformation“. Für die Branche rechnen Ökonomen netto mit Stellenverlusten, manche Berater dagegen mit einem Zuwachs an Arbeitsplätzen.