Luftfahrt

Boeing hat weiter Ärger mit der 787

Beim Pannenmodell Boeing 787 steht nun auch mögliches Aufsichtsversagen im Raum. Ein US-Kongress­ausschuss will wegen der anhaltenden Probleme beim Langstreckenjet eine Untersuchung einleiten.

Boeing hat weiter Ärger mit der 787

lis/dpa-afx Washington – Ein US-Kongress­ausschuss will wegen der anhaltenden Probleme mit Boeings Langstreckenjet 787 „Dreamliner“ mögliches Aufsichtsversagen untersuchen lassen. Das für Transport und Infrastruktur zuständige Komitee des Repräsentantenhauses teilte mit, den Generalinspektor des Verkehrsministeriums zu einer entsprechenden Überprüfung aufgefordert zu haben. Konkret gehe es angesichts der anhaltenden Produktionsmängel darum, ob die Inspektionen und Personalstärke der amerikanischen Luftfahrtaufsicht FAA ausreichen, um Probleme in den Herstellungsprozessen des Luftfahrt- und Rüstungskonzerns zu identifizieren.

Produktionsprobleme

Der vor rund zehn Jahren als Langstreckenjet der Zukunft auf den Markt gebrachte „Dreamliner“ macht Boeing schon länger schwer zu schaffen. In diesem Jahr musste der Konzern die Auslieferungen wegen verschiedener Produktionsprobleme vorübergehend stoppen und die Fertigungsrate drosseln. Eine Lösung lässt weiter auf sich warten. Das „Wall Street Journal“ berichtete nun unter Berufung auf Insider, dass Boeing die zuletzt ohnehin schon auf nur noch zwei Maschinen pro Monat heruntergefahrene 787-Herstellung wegen der Defekte sogar noch weiter gekürzt habe. Das dürfte die Auslieferungen weiter verzögern.

Boeing bestätigte dies auf Nachfrage nicht direkt. Ein Sprecher sagte zu dem Bericht und zur vom Kongressausschuss geforderten Untersuchung nur, dass das Unternehmen weiter in enger Abstimmung mit der FAA sowie seinen Zulieferern und Kunden an Lösungen suche. Es gebe keine Hinweise, dass die Probleme ein Sicherheits- oder Flugrisiko für die 787-Maschinen in Betrieb darstellten. Solange die Priorität jedoch auf Inspektionen und Nachbesserungen liege, werde die Produktionsrate „dynamisch“ bleiben.

Eigentlich war der US-Flugzeugriese in diesem Jahr auf dem Weg, sich von den Folgen der Corona-Krise und des Debakels um seine bestverkaufte Baureihe 737 Max zu erholen, die nach zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten mehr als anderthalb Jahre lang weltweit mit Flugverboten belegt war. Doch die Problemserie des „Dreamliner“ überschattet Erfolge etwa bei Aufträgen und Auslieferungen der 737 Max.

Im dritten Quartal hatte die unterbrochene Produktion des 787 für Belastungen von 183 Mill. Dollar gesorgt. Die Wiederaufnahme der seit Monaten gestoppten Dreamliner-Auslieferungen gilt als der Schlüssel zu einer finanziellen Trendwende. „Obwohl die Anstrengungen den Umsatz im Quartal verringert und die Kosten erhöht haben, sind diese Maßnahmen für die langfristige Gesundheit des Programms unerlässlich und bereiten uns auf nachhaltiges Wachstum und Erfolg vor, wenn die Marktnachfrage zurückkehrt“, wird Boeing-CEO Dave Calhoun zitiert. Der Flugzeughersteller rechnet mit Gesamtkosten von etwa 1 Mrd. Dollar für die Probleme mit dem Großraumjet.

Insgesamt hatte der Airbus-Konkurrent das dritte Quartal 2021 mit einem operativen Gewinn abgeschlossen. Das Betriebsergebnis lag von Juli bis September bei 329 Mill. Dollar. Die Zivilluftfahrtsparte von Boeing steckte im dritten Quartal mit einem operativen Verlust von 693 Mill. Dollar allerdings in den roten Zahlen fest, während das Raumfahrt- und Verteidigungsgeschäft der Amerikaner mit 436 Mill. Dollar schwarze Zahlen schrieb (vgl. BZ vom 28. Oktober).

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.
Es wurden keine Inhalte gefunden, die den Filterkriterien entsprechen.