Boeing steht im Verfahren um 737-Abstürze vor Vergleich
Im Strafverfahren um den Absturz zweier Flugzeuge des Typs 737 MAX hat sich Boeing Insidern zufolge mit dem US-Justizministerium auf einen Vergleich verständigt. Im Rahmen der Vereinbarung verzichten die Behörden auf einen Prozess gegen den Flugzeughersteller wegen Betrugs, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen am Freitag. Im Gegenzug solle der US-Konzern den 500 Mill. Dollar schweren Opfer-Entschädigungsfonds um 444,5 Mill. Dollar aufstocken.
In den Jahren 2018 und 2019 waren zwei Boeing 737 MAX abgestürzt. Dabei kamen 346 Menschen ums Leben. Ein Vergleich wäre ein Schlag ins Gesicht für die Angehörigen der Opfer, die die Staatsanwaltschaft gedrängt hatten, Anklage zu erheben. Stimmt das Gericht dem Vorschlag zu, ist der für den 23. Juni geplante Verhandlungsauftakt hinfällig und der US-Konzern würde einer Verurteilung entgehen.
Den Insidern zufolge haben die Staatsanwälte den Angehörigen der Opfer mitgeteilt, dass sich Boeing im aktuellen Verfahren nicht mehr schuldig bekennen wolle. Dies sei eine Reaktion auf die Ablehnung eines früheren Vergleichsvorschlags durch das Gericht. Ein Vertreter des US-Justizministeriums habe bei diesem Treffen betont, dass noch keine Entscheidung gefallen sei, ob sich die Behörde auf den Vergleich einlässt. Eine Opfer-Anwältin sagte allerdings, dass die Präsentation des Ministeriums darauf hindeute, „dass das Ergebnis der Überlegungen bereits feststeht“.
Das abgelehnte ursprüngliche Vergleichsangebot hatte Boeing während der Regierungszeit von US-Präsident Joe Biden unterbreitet. In der Zwischenzeit hat sein Nachfolger Donald Trump das Justizministerium umgebaut. Boeing-Chef Kelly Ortberg begleitete den aktuellen US-Präsidenten auf dessen jüngster Nahost-Reise. Dabei erhielt der Flugzeugbauer einen Auftrag von Qatar Airways zur Lieferung von bis zu 210 Maschinen vom Typ 777X und 787 im Wert von rund 96 Mrd. Dollar.