Boeing wird immer mehr zum Klumpenrisiko für Ryanair
Boeing wird Klumpenrisiko für Ryanair
Nach Lieferproblemen sind Zölle das nächste Ärgernis – Airline will Gewinndelle ausbügeln
hei Frankfurt
Nach einem Gewinneinbruch im zurückliegenden Geschäftsjahr 2024/25 (per 31.3.) gibt sich Ryanair für den laufenden Turnus optimistisch, die Delle auszubügeln. „Wir sehen eine robuste Nachfrage nach Reisen im Sommer 2025 in unserem gesamten Netzwerk“, sagte Konzernchef Michael O'Leary bei der Zahlenvorlage. Er erwarte im neuen Geschäftsjahr 206 Millionen Fluggäste. Ursprünglich hatte Europas führender Low Cost Carrier diese Passagierzahl bereits in den vergangenen zwölf Monaten ins Auge gefasst, musste jedoch aufgrund von Lieferverzögerungen bei Boeing davon abrücken.
Freigabe für Boeing 737 MAX-10 steht aus
Die irische Fluggesellschaft stützt sich abgesehen von der Tochter Lauda Air ausschließlich auf einige wenige Modelle des US-Flugzeugbauers und dabei insbesondere auf den einstigen Bestseller Boeing 737. Dessen neueste Variante, die 737 MAX-10 ist von Ryanair zum Rückgrat ihrer mittelfristigen Wachstumsstrategie auserkoren worden. Bis 2033 hat die Airline 150 Festbestellungen und 150 Optionen vereinbart. Allerdings stehen die Auslieferungen unter dem Vorbehalt einer Zertifizierung durch die US-Luftfahrtbehörde FAA. Diese sollte schon Ende 2024 vorliegen, lässt aber auf sich warten, weil die Behörde selbst in der Kritik steht, nicht sorgfältig genug zu prüfen, nachdem die 737 MAX zwei katastrophale Abstürze mit hunderten Toten verzeichnet hatte.
Finanzchef droht mit Storno
Für Ryanair kommen aber nun weitere Unwägbarkeiten hinzu. Finanzchef Neil Sorahan warnte im Reuters-Interview schon mal vor: „Wir haben mit Boeing und unseren Lieferanten einen Festpreis vereinbart und sind der festen Überzeugung, dass unsere Lieferanten die Festpreise einhalten werden, sollten Zölle eingeführt werden“, erklärte der Manager. Falls dagegen Preiserhöhungen ausgesprochen würde, behalte sich Ryanair vor, die Abnahme zu verzögern, ganz zu stornieren „oder anderweitig einzukaufen“.
Letzteres ist für die Airline allerdings leichter gesagt als getan. Denn die konsequente Beschränkung auf mehr oder minder eine einzige Modellreihe von Boeing ist Teil des Geschäftsmodell, das auf einer sehr schlanken Kostenstruktur basiert. Ein einziger Flugzeugtyp reduziert den Aufwand für Wartung, Schulung und auch bei den Umschlagszeiten.
Ryanair rechnet im laufenden Jahr mit einem steigenden Nettogewinn, auch weil die Ticketpreise anziehen sollen, betonte aber für eine genaue Prognose sei es zu früh, zumal neben dem Zollkonflikt auch geopolitische Risiken und „Missmanagement“ im europäischen Luftverkehr eine Rolle spielen dürften. Die Treibstoffkosten sind für den laufenden Turnus zu 85% abgesichert, bei 76 Dollar je Barrel. 2024/25 war der Gewinn um 16% auf 1,6 Mrd. Euro abgesackt, trotz einer Rekordzahl von 200 Millionen Reisenden. Der durchschnittliche Ticketpreis hatte 7% nachgegeben. Die Iren besänftigten die Anleger aber abgesehen vom optimistischen Ausblick noch mit einem Aktienrückkaufprogramm über 750 Mill. Euro in den kommenden zwölf Monaten. Die Aktie legte in Dublin bis zu 5,4% zu.