Medizintechnik

Brainlab-IPO kommt voraussichtlich am untersten Ende der Preisspanne

Brainlab macht beim IPO erhebliche Zugeständnisse an die Investoren. Das Medizintechnikunternehmen aus München gibt sich aller Voraussicht nach mit einem Preis am untersten Ende der Preisspanne zufrieden.

Brainlab-IPO kommt voraussichtlich am untersten Ende der Preisspanne

Brainlab kommt Investoren entgegen

Medizintechnik-Softwareanbieter preist Aktien beim IPO wohl am untersten Ende der Spanne

cru Frankfurt

Der Börsengang von Brainlab geht auf die Zielgerade. Der Medizintechnik-Softwareanbieter macht dabei erhebliche Zugeständnisse an die Investoren und gibt sich aller Voraussicht nach mit einem Preis am untersten Ende der Preisspanne zufrieden. Die mit dem IPO beauftragten Banken Berenberg und Deutsche Bank teilten Investoren am Montag mit, der Preis werde bei 80 Euro je Aktie erwartet.

Die Preisspanne für das Bookbuilding, das am Dienstag vergangener Woche begonnen hatte, lag bei 80 bis 100 Euro. Auf dem Niveau von 80 Euro sei die Emission des Münchner Unternehmens vielfach überzeichnet, hieß es nun. Berenberg betonte, die Nachfrage sei vor allem bei deutschen, langfristig orientierten Anlegern stark.

416 Mill. Euro Erlös

Laut Firmengründer Stefan Vilsmeier hat Brainlab gleichsam „das Google Maps für die Chirurgie“ entwickelt – mit der individuellen Anatomie des einzelnen Patienten als Landkarte.

Das Unternehmen aus München und die Eigentümer streben mit dem Preis bei 80 Euro einen Emissionserlös von 416 Mill. Euro sowie eine Marktkapitalisierung von rund 1,7 Mrd. Euro an. Der Streubesitz läge bei bis zu 26,6%.

Die angestrebte Bewertung des Unternehmens entspricht dem rund 16-fachen des erwarteten Ebitda im Jahr 2026. Das ist nur wenig mehr als halb so viel wie beim Durchschnitt der vergleichbaren US-Unternehmen Intuitive Surgical oder Stryker.

Der Vorstand präsentiert Brainlab am Montag noch bei US-Investoren in New York, die Zeichnungsfrist endet am Dienstag. Für Donnerstag ist das Börsendebüt in Frankfurt geplant.

Firmengründer reduziert Anteil

Brainlab-Firmengründer Stefan Vilsmeier, der auch Verwaltungsratschef der SE ist, reduziert seine persönliche Beteiligung beim IPO von 50,1% auf 43%. Er bleibt aber zusammen mit der Familie Bertram der dominierende Aktionär – gemeinsam halten sie dann 54% der Anteile. Der Finanzinvestor EMH verkauft die meisten Aktien und strebt an, seinen Anteil von 35% auf 20% zu reduzieren.

Beim Online-Ersatzteilhändler Autodoc, der kürzlich seinen Börsengang in letzter Minute absagte, war das reine Kasse machen des Finanzinvestors Apollo und der Gründer ohne Kapitalerhöhung nicht auf Gegenliebe der Investoren gestoßen. Bei Brainlab gibt es im Unterschied dazu auch neue Aktien, die insgesamt 160 Mill. Euro für Wachstumsinvestitionen einspielen sollen.

Breite Spanne

Mit 80 bis 100 Euro war die Angebotsspanne bei Brainlab deutlich größer ausgefallen als bei Autodoc mit 58 bis 61 Euro. Das spiegelt nicht zuletzt auch das potenzielle Risiko volatiler Aktienmärkte wider. Der Börsengang findet vor dem Ende der Stillhaltefrist für den US-Zollkonflikt am 9. Juli statt.

In Deutschland sind in diesem Jahr bisher nur der Stromnetzausrüster Pfisterer und die Softwarefirma Innoscripta an die Börse gekommen, die beide im weniger stark regulierten Freiverkehrssegment „Scale“ gelistet sind.

Ein IPO nach dem Sommer wagen wollen der Generikakonzern Stada aus dem Portfolio der Finanzinvestoren Bain und Cinven, der familiengeführte Prothesenhersteller Ottobock, die Deutsche-Börse-Tochter ISS Stoxx und der Übertragungsnetzbetreiber Tennet Deutschland, Tochter des niederländischen Staatskonzerns Tennet.

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