Börsengang

Brainlab sagt IPO in letzter Minute ab

Ein weiterer Rückschlag für den Börsenplatz Frankfurt: Nach Autodoc sagt auch Brainlab sein IPO ab – zumindest fürs Erste.

Brainlab sagt IPO in letzter Minute ab

Brainlab-IPO scheitert auf Zielgerade

Transparenz-Offensive zur Qualität des Orderbuchs läuft ins Leere

cru Frankfurt

Kurz nach dem Schließen des Orderbuchs am Dienstag um 14 Uhr hat Brainlab den geplanten Börsengang abgesagt. Nach dem Online-Ersatzteilhändler Autodoc ist damit auch das zweite noch vor der Sommerpause geplante IPO auf den letzten Metern gescheitert. Es wäre das erste im Prime Standard der Frankfurter Börse im Jahr gewesen.

An überzogenen Preisvorstellungen hat es nicht gelegen: Die Brainlab-Eigentümer, allen voran Gründer und Verwaltungsratschef Stefan Vilsmeier, hätten sich mit einem Ausgabepreis am untersten Ende der Spanne begnügt, die von 80 bis 100 Euro reichte. Das hatten die Emissionsbanken Berenberg und Deutsche Bank am Montag signalisiert. Die Banken hatten zugleich Details zur Qualität des Orderbuchs mit vielen Long-only-Adressen bekannt gegeben, um zu dokumentieren, dass kein Kurssturz zum Start zu befürchten gewesen wäre.

Vergleichsweise günstige Bewertung

Mit einem angestrebten Emissionserlös von bis zu 420 Mill. Euro für ein Viertel der Anteile wäre Brainlab auch nur ungefähr halb so hoch bewertet worden wie vergleichbare börsennotierte US-Wettbewerber. Offenbar reichte das nicht als Sicherheit, weil Investoren vor dem Ende der Stillhaltefrist im US-Zollstreit am 9. Juli weitere Volatilität befürchten.

CEO Rainer Birkenbach schrieb an die Mitarbeiter, wegen der „derzeitigen geopolitischen Unsicherheiten“ sei das IPO-Umfeld „nicht optimal“, obwohl es „beträchtliches Interesse an Brainlab“ gebe. Man habe daher „nach reiflicher Überlegung verschoben“. Den Börsengang später nachzuholen, werde geprüft.

Schlechte Vorzeichen für nächste IPO-Kandidaten

Damit haben sich die Vorzeichen für die IPO-Kandidaten im Herbst verschlechtert. Dazu zählen die Deutsche-Börse-Datentochter ISS, der Prothesenhersteller Ottobock und der Übertragungsnetzbetreiber Tennet. Laut Bloomberg haben IPOs in Europa 2025 bisher rund 5,5 Mrd. Dollar eingesammelt, ein Rückgang von 60% und die schwächste erste Jahreshälfte seit mehr als einem Jahrzehnt.

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