Marco Brockhaus

Brockhaus Technologies radelt voran

Für eine börsennotierte Technologieholding sind die Zeiten mit steigenden Zinsen schwierig. Der Aktienkurs von Brockhaus Technologies bewegt sich einfach nicht nach oben. Dabei läuft es im operativen Geschäft der drei innovativen Mittelständler, die zu der Holding gehören, überwiegend sehr gut.

Brockhaus Technologies radelt voran

cru Frankfurt – Der Aktienkurs von Brockhaus Technologies hat sich seit dem Börsengang vor zwei Jahren halbiert auf 18,60 Euro. Die Marktkapitalisierung ist auf 200 Mill. Euro geschrumpft. Dabei läuft es operativ eigentlich rund. Als Technologieholding akquiriert Brockhaus deutsche Mittelständler, die mit ihrer Technologie führend sind – zuletzt den Dienstfahrradvermieter Bikeleasing. „Wir haben jetzt schon unsere Ziele für 2023 erreicht. Umsatz und operativer Gewinn haben sich verdreifacht seit dem IPO. Irgendwann werden das die Investoren bemerken“, äußert sich Firmengründer und Vorstandschef Marco Brockhaus leicht frustriert über den Aktienkurs.

Neben dem Übertragungstechnikhersteller Ihse und dem Feinstaubmessgerätehersteller Palas ist Bikeleasing die wichtigste Tochter von Brockhaus Technologies. Die Zahl der neuen Leasingverträge für Dienstfahrräder von rund 40000 Unternehmen hat sich bei Bikeleasing im zweiten Quartal auf 41000 verdoppelt. Die Firma erreichte im zweiten Quartal eine bereinigte operative Marge (Ebitda) von 54%.

Entsprechend euphorisch äußert sich Analyst Stefan Augustin von Warburg Research, der ein Kursziel von 60 Euro setzt: „Wir sehen Brockhaus voll auf Kurs, um unsere Prognose für das Geschäftsjahr 2022 zu erfüllen, und mit den Ergebnissen für das zweite Quartal hat das Unternehmen auch bewiesen, dass Bikeleasing die erwarteten Ergebnisse erzielt und einen starken Cashflow generiert.“

Brockhaus übernimmt hochprofitable und wachsende Champions aus dem deutschen Mittelstand, die mit ihrer Technik führend sind und mit einer Marge oberhalb von 25% aufwarten können, um sie anschließend bei der Internationalisierung des Geschäfts zu unterstützen. Im Unterschied zu manchen Finanzinvestoren betrachtet sich Marco Brockhaus als Unternehmer.

Feinstaub messen

Zu den ersten Übernahmen gehörte seit der Gründung die Firma Palas, die bisher vor allem für Geräte bekannt war, mit denen die Feinstaubbelastung nach EU-Vorgaben gemessen wird. Dann wies Palas als Aerosol-Spezialist und Hersteller von Luftqualitäts-Messgeräten gerade in Corona-Zeiten eine gute Geschäftsentwicklung vor. Das Abflauen der Pandemie hat der Sonderkonjunktur aber ein Ende gesetzt.

Nach Palas hatte Brockhaus 2019 die Firma Ihse übernommen – zu einem Unternehmenswert von 135 Mill. Euro. Verkäufer war damals niemand anderes als der Fonds Brockhaus Private Equity III (BPE). Das Unternehmen vom Bodensee stellt Technologie für Keyboard, Video und Maus her, mit der sich primäre Computersignale schalten, wandeln und bidirektional verlängern lassen.

Verkäufer der von Brockhaus akquirierten Unternehmen sind entweder die Gründer und deren Familien, die einen Teil ihres Vermögens hinter die „Brandschutzmauer“ bringen wollen, oder Private-Equity-Häuser. Brockhaus erfährt über die Verkaufsabsichten aus dem eigenen Netzwerk oder von M&A-Beratern. Oft werden die Deals auch durch eigene Vorstöße ins Rollen gebracht, die auf persönlichen Treffen bei Branchenereignissen oder neuerdings in Corona-Zeiten auf Datenanalysen am heimischen Schreibtisch beruhen. Unterstützt werden die Firmen von Brockhaus nach der Akquisition unter anderem bei der Internationalisierung und dem Einrichten professioneller Strukturen.

Als Vorbild bezeichnet Brockhaus die US-Technologieholding Roper Technologies, die seit Anfang der 90er Jahre an der Nasdaq notiert und inzwischen mehr als 40 Mrd. Dollar Marktkapitalisierung auf die Waage bringt. Zudem ähnelt die britische Halma Brockhaus. Kurzfristiger agieren die börsennotierten deutschen Konkurrenten DBAG und Indus. Brockhaus ist somit keine klassische Beteiligungsgesellschaft. Unternehmenszweck ist der Erwerb von Mittelstands-Technologie-Champions mit dem Ziel, sie langfristig zu behalten und weiterzuentwickeln.

Anders als Private Equity

Anders als bei Private-Equity-Modellen geht es nicht um den Exit nach einigen Jahren. Nur in Ausnahmefällen will Brockhaus Unternehmen verkaufen, wenn er sie strategisch unter seinem Dach nicht so gut entwickeln kann, wie das ein anderer Eigentümer könnte. Mit dem Emissionserlös aus dem Börsengang von 115 Mill. Euro hat Brockhaus bisher drei Unternehmen erworben.

Größter Anteilseigner ist Marco Brockhaus selbst mit 21%. Größere Pakete halten Kayne Anderson Rudnick Investment und deren Tochter Virtus Fund mit 8,7% sowie DWS Investment mit 7,2%. Mit dem Börsengang hat sich Brockhaus auch mehr Flexibilität für eine schnelle Kapitalerhöhung verschafft.

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