Bundesregierung prüft Einstieg bei Panzerschmiede KNDS
Bund prüft Einstieg
bei Panzerschmiede KNDS
Geplanter Wegmann-Rückzug gefährdet Balance in deutsch-französischem Konzern
cru/ahe/wü Frankfurt/Berlin/Paris
Beim deutsch-französischen Panzerkonzern KNDS bahnen sich erhebliche Veränderungen im Eigentümerkreis an. Wie die Börsen-Zeitung aus Kreisen des Konzerns und der ehemaligen Bundesregierung erfahren hat, wollen sich die Eigentümerfamilien Bode und Braunbehrens schrittweise aus dem Unternehmen zurückziehen und ihre Aktien verkaufen. Deshalb bereitet sich die Bundesregierung auf die Notwendigkeit eines Einstiegs mit einer Sperrminorität vor, wie mit der Sache vertraute Personen berichten. Der Wert von KNDS wird dabei auf rund 20 Mrd. Euro geschätzt.
Der Konzern mit Sitz in Amsterdam, der unter anderem den „Leopard 2“ produziert, war 2015 aus dem Zusammenschluss von Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und der französischen Nexter entstanden. Die Wegmann Unternehmens-Holding, die den Familien Bode und Braunbehrens gehört, hält aktuell 50% der KNDS-Anteile, die staatliche französische Beteiligungsholding APE die anderen 50%.
Deutsch-französische Balance
Dem aktuell erwogenen Planspiel zufolge würden der französische Staat und Wegmann bei dem avisierten Börsengang von KNDS, der noch in diesem Jahr stattfinden könnte, jeweils 12,5% der bestehenden Aktien an neue Investoren abgeben. Darüber hinaus könnte die Bundesregierung von Wegmann eine Sperrminorität von 25,1% erwerben.
Für den Wegmann-Gesellschafterausschuss verhandelt nun Chairwoman Ingrid Jägering, die auch KNDS-Board-Mitglied und im Hauptberuf Finanzchefin des Sägenherstellers Stihl ist, mit dem französischen Staat über den geplanten Rückzug bei KNDS. Auf Seiten der Bundesregierung würden sich Levin Holle, Abteilungsleiter im Kanzleramt und Ex-Bahn-Finanzvorstand, sowie der jetzige Rüstungsstaatssekretär und ehemalige Kanzler-Scholz-Berater Jens Plötner aus dem Bundesverteidigungsministerium um die Angelegenheit kümmern. Schon die vorige Bundesregierung wappnete sich für das Thema, wie aus dem ehemaligen Kabinett berichtet wird. KNDS-Sprecherin Veronique Creissels lehnte ebenso wie die Bundesregierung auf Anfrage einen Kommentar ab. Auch APE wollte sich nicht äußern. Sprecher der Wegmann-Gruppe waren für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar.
Der Einstieg der Bundesregierung wird erwogen, weil der Rückzug der Familien bei KNDS das deutsch-französische Machtgefüge aus der Balance bringen würde. Denn wer bei dem Panzerbauer das Sagen hat, bestimmt auch darüber, wo in Zeiten dreistelliger jährlicher Milliardenausgaben für Rüstung neue Arbeitsplätze geschaffen werden und Investitionen erfolgen. Als dringend gilt der Einstieg des Bundes auch deshalb, weil eigentlich Deutschland die Federführung bei der Entwicklung des neuen europäischen Kampfpanzers (MGCS) haben soll. Im Gegenzug dafür erhielt Frankreich die Führung für das neue europäische Kampfflugzeug.
Der direkte staatliche Einfluss in der Rüstungsindustrie wächst. Beim Tarnkappen-Enttarnungsunternehmen Hensoldt aus Taufkirchen hält der Bund bereits 25,1% über die Staatsbank KfW und hat sich zudem kürzlich ein Vorkaufsrecht auf Aktien der Thyssenkrupp-U-Boot-Tochter TKMS einräumen lassen, die an die Börse strebt. Zudem ist KNDS mit 25,1% am Augsburger Panzergetriebehersteller Renk beteiligt. KNDS hatte 2024 ein Auftragsplus von 40% auf 11,2 Mrd. Euro verbucht.
Artikel Seite 9