Centrica baut Mini-Meiler
Centrica baut Mini-Meiler
Gemeinsames Projekt mit X Energy in Nordengland soll Mitte der 2030er-Jahre den ersten Strom liefern
hip London
Der Staatsbesuch von US-Präsident Donald Trump wirft seine Schatten voraus. Zu den Deals, die angekündigt werden, gehört das Vorhaben des Versorgers Centrica, Großbritannien mit Mini-Atommeilern zu überziehen. Partner ist X Energy aus den Vereinigten Staaten. Das Unternehmen hat den Reaktor XE-100 entwickelt. Gleich zwölf davon sind für das erste Projekt im nordenglischen Hartlepool vorgesehen. Schon 2028 soll der erste Strom fließen.
„Centrica ist stolz, beim Übergang Großbritanniens zu sauberen Energien an der Spitze zu stehen“, sagte Chris O'Shea, der CEO der British-Gas-Mutter, die auch eine Reihe von herkömmlichen Atomkraftwerken betreibt. Er sprach von einem „kühnen Schritt voran“, äußerte sich aber nicht zum Umfang der geplanten Investitionen. Bislang ist eine Reaktorflotte angedacht, die bis zu 6 GW liefern soll. Allein Hartlepool könnte bis zu 960 MW dazu beisteuern.
Wachsende Stromnachfrage
Während Atomkraft in Deutschland in erster Linie als Bedrohung wahrgenommen wird, sieht man sie in Großbritannien als Chance, eine stabile Energieversorgung ohne Treibhausgasemissionen sicherzustellen. Es ist nicht nur der Stromhunger von KI-Rechenzentren, der damit befriedigt werden könnte. Auch der staatlich verordnete Abschied von der Gasheizung, die Mobilitätswende und die verstärkte Nutzung von Klimaanlagen dürften in den kommenden Jahren für einen sprunghaften Anstieg der Stromnachfrage sorgen.
„Durch die Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten werden wir die Früchte dieses goldenen Zeitalters der Atomenergie ernten,“ sagte Energieminister Ed Miliband. „Die Versorgung britischer Haushalte mit im Inland erzeugter sauberer Energie, gut bezahlte qualifizierte Arbeitsplätze und dauerhaft niedrigere Energierechnungen“ gehörten dazu.
Zahlreiche Anbieter
Eigentlich hatte die Regierung Rolls-Royce zum bevorzugten Bieter für eine neue Generation von kleinen Reaktoren in Modularbauweise (Small Modular Reactors, SMR) gemacht. Der Triebwerksbauer hat als Hersteller der Antriebe für die britische Atom-U-Boot-Flotte bereits Erfahrung mit Mini-Atommeilern. Tufan Erginbilgic, der CEO der FTSE-100-Gesellschaft, schätzt den weltweiten Bedarf bis 2050 auf 400 Reaktoren. Neben X Energy drängen auch andere US-Anbieter wie Westinghouse auf den Markt.
Das nun vorgestellte Projekt entsteht auf einem Gelände in der Nähe des bestehenden Atomkraftwerks Hartlepool, das vom staatlichen französischen Versorger EDF betrieben wird und 2028 stillgelegt werden soll. Es könnte bis zu 1,5 Millionen Haushalte versorgen. Die entstehende Abwärme ließe sich von der Schwerindustrie in der Region Teesside nutzen.
Auch bei Sizewell C dabei
Centrica ist auch mit 15% am AKW-Neubau Sizewell C in Suffolk beteiligt. Eine Zeitlang hatte es so ausgesehen, als ließen sich keine privaten Investoren für das Großprojekt finden. Es soll in den 2030er-Jahren den Betrieb aufnehmen.
Zu den weiteren Deals, die bei dem am Dienstag beginnenden Staatsbesuch Trumps verkündet werden, gehört Sky News zufolge das Vorhaben von Blackrock, 500 Mill. Pfund in britische Datenzentren zu investieren. Wie der „Telegraph“ berichtet, wollen Trump und der britische Premier Keir Starmer eine Partnerschaft in Sachen Quantum Computing auf den Weg bringen.