Citroën, Peugeot und Renault wegen Dieselgate im Visier der Justiz
Citroën und Peugeot im Visier der Justiz
Staatsanwaltschaft will, dass beide Marken wegen der Dieselgate-Affäre vor Gericht kommen
wü Paris
von Gesche Wüpper, Paris
Nach Volkswagen müssen auch Citroën, Peugeot und Renault im Zusammenhang mit der Dieselgate-Affäre einen Prozess in Frankreich fürchten. Die Staatsanwaltschaft Paris hat jetzt entsprechende Anträge gestellt, wie sie auf Anfrage der Börsen-Zeitung bestätigte. Sie wirft Renault und den beiden Marken des Automobilkonzerns Stellantis schweren Betrug vor. Sie sollen die Abgaswerte von Dieselfahrzeuge so manipuliert haben, dass sie den Schadstoffvorschriften entsprachen. Die Pariser Staatsanwaltschaft hatte bereits zu Beginn des Jahres beantragt, Volkswagen wegen der Dieselgate-Affäre vor ein Strafgericht zu stellen. Die Entscheidung, ob es tatsächlich zu Prozessen kommt, obliegt den zuständigen Untersuchungsrichtern.
Die französische Justiz hatte im Juni 2021 Anklage gegen Citroën und Peugeot erhoben und ein Untersuchungsverfahren eingeleitet. Dabei ging es um Dieselfahrzeuge der Euro-5-Norm, die zwischen 2009 und 2015 in Frankreich verkauft wurden. Citroën und Peugeot haben im fraglichen Zeitraum zusammen fast zwei Millionen solcher Fahrzeuge in Frankreich abgesetzt und damit 33,9 Mrd. Euro eingenommen. Das geht aus Unterlagen hervor, die der inzwischen in Stellantis aufgegangene PSA-Konzern der für Betrugskontrolle zuständigen Behörde DGCCRF übergeben hat.
Renault wiederum wird verdächtigt, zwischen 2009 und 2017 vertriebene Dieselfahrzeuge der Euro-5 und Euro-6-Norm manipuliert zu haben, um den Abgasvorgaben zu entsprechen. Die Justiz hatte gegen den Autobauer deshalb Mitte 2021 ebenfalls ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Renault hat laut „Les Echos“ vor wenigen Tagen gegen den Anwalt geklagt, der im Zusammenhang mit der Dieselgate-Affäre eine Sammelklage gegen Renault, Stellantis und Volkswagen lanciert hat. Renault wirft ihm vor, von dem auf Finanzierungen von Rechtsstreitigkeiten spezialisierten Fonds Bench Walk Advisors aus Delaware bezahlt zu werden und irreführend zu kommunizieren.
Renault und Fiat-Chrysler ebenfalls im Visier
Im Laufe des Ermittlungsverfahrens gegen Citroën und Peugeot hat die Justiz zahlreiche Manager von PSA vernommen. Bei der Kalibrierung der Motoren seien die geltenden Regeln und die Art, wie Kunden die Fahrzeuge nutzen würden, respektiert worden, verteidigten sie sich. Außerdem sei die Euro-5-Norm sehr unklar. Die Staatsanwaltschaft dagegen argumentiert, dass es durch die Manipulation der Abgaswerte zu einer Gesundheitsgefährdung gekommen sei.
Die Staatsanwaltschaft könnte bald auch für Fiat-Chrysler, ebenfalls in Stellantis aufgegangen, einen Prozess beantragen. Gegen den Konzern war 2021 auch ein Untersuchungsverfahren eingeleitet worden, das jetzt kurz vor dem Abschluss stehen soll.