Chemieindustrie

Covestro steckt sich konkrete Klimaziele

Covestro arbeitet an der eigenen Klimabilanz. Bis 2035 sollen die CO2-Emissionen aus Produktion und Energieeinsatz verschwinden. In diesem Jahr werden sie allerdings erst noch einmal steigen.

Covestro steckt sich konkrete Klimaziele

ab Köln

Covestro geht erstmals mit absoluten Zielen zur Reduktion der CO2-Emissionen an die Öffentlichkeit. Bis 2035 strebt der Konzern mit Blick auf die direkten Emissionen (Scope 1) und die Emissionen aus dem Energieeinsatz (Scope 2) Klimaneutralität an, wie Vorstandschef Markus Steilemann bei der Bilanzvorlage ankündigte. Auf dem Weg dorthin sollen die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 60 % auf 2,2 Mill. Tonnen verringert werden. Allerdings geht der Kunststoffkonzern davon aus, dass die CO2-Emissionen 2022 zunächst noch einmal steigen werden auf 5,6 bis 6,1 Mill. Tonnen nach 5,2 Mill. Tonnen im Vorjahr. Grund dafür seien eine nachteiligere Zusammensetzung des extern bezogenen Stroms und die Ausweitung des Produktionsvolumens. Als Ausgangsbasis für das Reduktionsziel gelten 5,6 Mill. Tonnen.

Für die Emissionen aus den vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsstufen (Scope 3) hat sich der Konzern zwar ebenfalls eine Verringerung vorgenommen, ein konkretes Reduktionsziel werde jedoch erst 2023 bekanntgegeben. Mit Blick auf die CO2-Emissionen ist Scope 3 für Covestro jedoch die größte Baustelle, basieren die hergestellten Produkte heute doch noch zu 99 % auf Erdöl.

Langfristig will Covestro komplett auf den Einsatz fossiler Energieträger verzichten. Das Umsatteln auf alternative Rohstoffe ist allerdings leichter gesagt als getan, fehlen dafür doch die entsprechenden Rohstoffmärkte. Mit dem Krieg in der Ukraine gibt es nun ein weiteres Argument. Steilemann wertete den Krieg als „klaren Weckruf, sich von fossilen Energieträgern wegzubewegen“.

Direkt ist Covestro von dem Krieg im Osten Europas kaum betroffen. In Russland, Weißrussland und der Ukraine würden zusammen weniger als 1% des Konzernumsatzes erwirtschaftet. Allerdings dürften absehbar steigende Energiekosten den Leverkusenern zu schaffen machen. Bereits im abgelaufenen Turnus hätten sich die Energiekosten auf etwa 1 Mrd. Euro verdoppelt, sagte Finanzvorstand Thomas Toepfer. Der Kostenblock könnte sich 2022 auf 1,5 Mrd. Euro erhöhen. Das bereitet Covestro allerdings weniger Kopfzerbrechen, sollen die gestiegenen Inputkosten doch wie im Vorjahr weitergewälzt werden.

Dank der hohen Nachfrage bei knappem Angebot hat Covestro im abgelaufenen Turnus einen Rekordumsatz 15,9 Mrd. Euro (+48,5 %) erwirtschaftet. Zugleich wurde das operative Ergebnis auf 3,1 Mrd. Euro mehr als verdoppelt. Der freie Cashflow schnellte auf 1,4 (i.V. 0,5) Mrd. Euro. Daran sollen die Aktionäre mit einer Rekorddividende von 3,40 (i.V. 1,30) Euro je Aktie beteiligt werden. Zudem will Covestro binnen zwei Jahren 500 Mill. Euro in den Rückkauf eigener Aktien stecken. Das entspreche 5 % der Marktkapitalisierung. Covestro plane keine größeren Akquisitionen, begründete Toepfer die Maßnahme.

Für den neuen Turnus geht Covestro zwar von einer weiter anziehenden Nachfrage aus, schärferer Wettbewerb dürfte allerdings zu einem Ergebnisrückgang führen. Das Ebitda erwartet Covestro 2022 zwischen 2,5 und 3 Mrd. Euro, den freien Cashflow zwischen 1 und 1,5 Mrd. Euro.

Covestro
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20212020
Umsatz15 90310 706
Ebitda3 0851 472
Ebit2 262696
Finanzergebnis– 77– 91
Konzernergebnis1 616495
Ergebnis je Aktie (Euro)8,372,48
Free Operating Cashflow 11 429530
Nettoverschuldung1405356
Roce 2 (%)19,57,0
1) operativer Cashflow abzgl. Ausgaben für Sach-anlagen und immaterielle Vermögenswerte;2) Return on Capital EmployedBörsen-Zeitung