Hauptversammlung

Delivery-Hero-Aktionäre winken Vergütung durch

kro Frankfurt − Der Berliner Essenslieferdienst Delivery Hero hat auf seiner vierten Hauptversammlung seit dem Börsengang im Jahr 2017 trotz mehrfacher Kritik und eines Gegenantrags grünes Licht für sein neues Vorstandsvergütungssystem und für die...

Delivery-Hero-Aktionäre winken Vergütung durch

kro Frankfurt − Der Berliner Essenslieferdienst Delivery Hero hat auf seiner vierten Hauptversammlung seit dem Börsengang im Jahr 2017 trotz mehrfacher Kritik und eines Gegenantrags grünes Licht für sein neues Vorstandsvergütungssystem und für die Anpassung der Vergütung der Aufsichtsratsmitglieder erhalten. Auch hat die aus Sicht von mehreren Fondshäusern fehlende Unabhängigkeit des Prüfungsausschussvorsitzenden Patrick Kolek bei der überwiegenden Mehrheit der Aktionäre offenbar keine größeren Zweifel hinterlassen.

Kolek ist Group Chief Operating Officer bei der südafrikanischen Großaktionärin Naspers und hält 21 % der Aktien von Delivery Hero. Er sei damit als Aktionärsvertreter anzusehen, hieß es in einer Stellungnahme der Analystin Vanda Rothacker von Union Investment. „Ein abhängiger Prüfungsausschussvorsitzender entspricht nicht unseren Anforderungen an gute Corporate Governance.“ Dem Einwand schlossen sich die Vertreter von DWS und Deka Investment an. Mehr als 94 % des vertretenen Grundkapitals entlasteten Kolek sowie den gesamten Aufsichtsrat. Der Vorstand wurde mit 99,88 % der Stimmen entlastet. Inklusive Briefwahl haben sich 82,39 % des Grundkapitals an der erneut online durchgeführten Hauptversammlung beteiligt.

„Wir haben gehalten, was wir versprochen haben“, sagte der per Video zugeschaltete Gründer und Konzernchef Niklas Östberg mit Blick auf die Unternehmenszahlen aus dem vergangenen Jahr. „Ich bin stolz darauf, dass wir in diesem besonderen, herausfordernden Jahr 2020 unsere Ziele erreicht, teilweise sogar übertroffen haben.“

Die Sorgen der Aktionäre, dass die Einschränkungen in der Corona-Pandemie dem Unternehmen nur eine kurzfristige Sonderkonjunktur verschafft haben, versuchte Finanzchef Emmanuel Thomassin wiederholt zu zerstreuen. Die Frage sei sehr verständlich, sagte er, doch würden Kunden, die die Plattform einmal ausprobiert hätten, in der Regel immer zu einem gewissen Prozentsatz zurückkommen. „Der Trend zu Homeoffice wird sich nicht mehr vollständig umkehren“, fügte er hinzu. „Das sollte sich positiv auf das Bestellverhalten auswirken.“ 2020 hatte Delivery Hero die Bestellungen und den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Bei den Erlösen soll sich das 2021 noch mal wiederholen. Der Betriebsverlust soll sich zudem verringern.

Die fehlende Profitabilität brannte den Aktionären denn auch wieder besonders unter den Nägeln. „Delivery Hero muss jetzt zeigen, dass die grundlegenden Wachstumstreiber auch nach der Coronakrise intakt sind und so Gewinne erwirtschaftet werden können“, hieß es von der Deka. „Ansonsten könnten die Investoren den Glauben ans Geschäftsmodell verlieren.“

Der Fokus auf dem Umsatzwachstum als einzigem Leistungsparameter in der langfristigen Vorstandsvergütung sorgte bei den Fondshäusern ebenfalls für Unverständnis. Das sei „nicht ausreichend“ und entspreche auch nicht den Forderungen des Aktiengesetzes bzw. des Kodex nach einer nachhaltigen Ausrichtung, kommentierte Hendrik Schmidt von der DWS. Kritisiert wurde auch die Maximalvergütung, die als einzige Ausnahme nicht für Altverträge gilt und die mit 12 Mill. Euro laut DWS die mit Abstand höchste Grenze unter deutschen Börsenunternehmen darstellt. „Hier sind Zweifel in Bezug auf die Angemessenheit mehr als angebracht“, so Schmidt. Das Vergütungssystem wurde dennoch mit 86,36 % der Stimmen gebilligt.