EY-Untersuchung

Deutsche Investoren auf dem Dax-Rückzug

Deutschlands Unternehmen sind fest in ausländischer Hand. Das ist gar nicht mal so schlecht, sagen die Berater von EY.

Deutsche Investoren auf dem Dax-Rückzug

Deutsche Investoren auf dem Dax-Rückzug

EY-Untersuchung bestätigt längerfristigen Trend – „Beweis für die Attraktivität deutscher Top-Unternehmen“

Wem gehört der Dax? Diese Frage stellen sich jährlich die EY-Berater und untersuchen die Eigentümerstruktur der größten börsennotierten Konzerne des Landes. Ihr Befund: Deutsche Investoren sind weiter auf dem Rückzug, während Anleger aus Nordamerika vorstoßen. Das ist nicht unbedingt schlecht, sagt EY.

das Frankfurt

Der deutsche Aktienindex ist nur noch zu einem Drittel in deutschen Händen. Damit setzt sich der Trend der Vorjahre fort, dass immer mehr Anteile an den größten börsennotierten Unternehmen des Landes in ausländischen Besitz übergehen. Vor allem US-Investoren sind laut einer Untersuchung der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY auf dem Vormarsch, während europäische Investoren insgesamt sich immer weiter zurückziehen.

Laut EY liegen 33,1% der Anteile an den aktuell im Dax vertretenen Unternehmen noch bei deutschen Investoren nach 33,8% im Vorjahr. Direkt dahinter folgen mit 23,9% auch schon nordamerikanische Anleger. Sie haben zwischenzeitlich die Investoren aus dem europäischen Ausland überholt, die laut der Erhebung aktuell noch auf 22,6% kommen. Investoren aus dem Rest der Welt spielen mit 4,3% eine untergeordnete Rolle.

Die verbleibenden 16% der Anteile sind nur grob oder gar nicht geographisch zuzuordnen. Denn EY zieht sich die Daten in erster Linie aus den Geschäftsberichten 2024 – und hier schwankt die Datenqualität von Konzern zu Konzern stark. Es bleibt also eine gewisse Unschärfe, auch im Vergleich zu den Vorjahren: Der Dax hat seine Zusammensetzung x-fach geändert, umfasst heute 40 statt 30 Unternehmen und beinhaltet Mitglieder mit einer noch sehr jungen Historie als eigenständige Unternehmen wie Daimler Truck oder Siemens Energy.

EY sieht Engagement positiv

Die Tendenz ist laut EY aber klar: Der Anteil der ausländischen Investoren im Dax nimmt zu. Kritiker sagen, dass es dadurch zu einer politischen Einflussnahme kommen könnte, insbesondere aus den USA (siehe Seite 1). Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung bei EY, lenkt die Debatte in eine andere Richtung. Für ihn ist das Engagement ausländischer Investoren im Dax vor allem „ein Beweis für die nach wie vor große Attraktivität deutscher Top-Unternehmen und für das Vertrauen, das diese Unternehmen weltweit genießen – allen Unkenrufen zum Trotz.“ Denn die Probleme des Standorts Deutschland seien bekannt. „Aber die meisten Dax-Konzerne sind inzwischen weltweit so stark aufgestellt, dass Deutschland nur noch ein Markt von vielen ist.“

Für Ahlers ist es auch kein Nachteil, dass mit den Anteilen ein zunehmender Einfluss ausländischer Investoren auf Unternehmen und ihre strategischen Entscheidungen einhergeht – etwa über Sitze im Aufsichtsrat. „Die Mehrheit der deutschen Top-Konzerne erwirtschaftet einen Großteil des Umsatzes auf ausländischen Märkten, und auch die Anteilseigner sitzen mehrheitlich im Ausland. Da ist es nur folgerichtig, wenn die Sichtweisen ausländischer Investoren berücksichtigt werden.“ Wissen aus dem Ausland komme den deutschen Unternehmen zudem zugute.

Das Engagement ausländischer Investoren fällt allerdings sehr unterschiedlich aus: Beim Diagnostikspezialisten Quiagen mit Sitz in den Niederlanden sind es 93%, beim Chemikalienhändler Brenntag 88% und beim Flugzeugmotorenbauer MTU Aero Engines 83%. Dagegen sind Ausgliederungen aus Dax-Konzernen entsprechend noch stark deutsch geprägt: Der Lkw-Hersteller Daimler Truck gehört nach EY-Erkenntnissen gesichert nur zu 25% ausländischen Investoren, die VW-Tochter Porsche AG zu 12% und beim Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers sind es gerade einmal 9%.