United Internet

Dommermuth sichert sich die Kontrolle

United-Internet-Gründer Ralph Dommermuth sichert sich die Kontrollmehrheit an dem Telekommunikations- und Internetkonzern. Er unterstreicht, dass er vom Erfolg beim Umbau überzeugt ist, und wappnet sich gegen etwaigen Gegenwind.

Dommermuth sichert sich die Kontrolle

cru Frankfurt

– Der Milliardär Ralph Dommermuth, Gründer und CEO von United Internet, erhöht seinen Anteilsbesitz an dem Telekommunikationskonzern und hat dabei jetzt die Mehrheitsschwelle überschritten. Eine von Dommermuth kontrollierte Beteiligungsgesellschaft habe Kaufverträge über den Erwerb von 15,2 Millionen Aktien abgeschlossen, teilte United Internet mit. Das entspreche einem Anteil von 7,8 %, wodurch Dommermuth nun 50,1 % der Anteile und die Mehrheit der Stimmrechte in der Hauptversammlung der MDax-Firma aus Montabaur kontrolliert. Zum Schlusskurs vom Mittwoch hätte das Paket 530 Mill. Euro gekostet.

Am Kapitalmarkt wird nun darüber gerätselt, was Dommermuth vorhat. Eine Komplettübernahme samt Delisting – wie es der französische Internet-Milliardär Xavier Niel für den Pariser Mobilfunker Iliad durchgeführt hatte – scheint als Option für United Internet vorerst vom Tisch zu sein. Denn Dommermuth verzichtet der Ad-hoc-Mitteilung zufolge auf ein zuvor erwogenes freiwilliges Er­werbsangebot für 17 Millionen United-Internet-Aktien. Dommermuth hatte im November angekündigt, seinen Anteil so auf mehr als die Hälfte aufzustocken. Dabei hatte er einen Preis von 35 Euro in Aussicht gestellt. Er hatte allerdings schon Mitte Dezember angekündigt, sich die Mehrheit eventuell über einen Kauf von Aktienpaketen zu sichern.

Aktienkurs gibt nach

Der Vollzug dieser bereits angedeuteten zweiten Option kam jetzt an der Börse nicht allzu gut an, auch wenn in der Mitteilung „weitere opportunistische“ Aktienkäufe von Dommermuth im kommenden Jahr als neue Option angedeutet werden. Der Kurs der United-Internet-Aktie büßte am Donnerstag zeitweise 0,4 % auf 34,80 Euro ein. Der Börsenwert des Konzerns hat sich damit seit Anfang 2018 um mehr als ein Drittel auf 6,5 Mrd. Euro verringert.

Zweitgrößter Anteilseigner mit 5,5 % ist Zerena. Dahinter steht das Berliner Beteiligungsunternehmen Rocket Internet des Unternehmers Oliver Samwer. Weitere Aktionäre sind die Vermögensverwalter Flossbach von Storch und Allianz Global Investors sowie die US-Investmentfirmen Wellington und BlackRock. Ob einer dieser Anteilseigner an Dommermuth verkauft hat, ist noch nicht bekannt. Dass es so ist, wird jedoch vermutet.

Offenbar will Dommermuth, dessen Vermögen zuletzt auf 4 Mrd. Euro geschätzt wurde, mit seiner Anteilsaufstockung vor allem abermals unterstreichen, dass er vom Erfolg beim Umbau des Unternehmens überzeugt ist: „United Internet steht mit starken Marken dafür, die digitale Zukunft aktiv zu gestalten und voranzutreiben. Deswegen führen wir in den nächsten Jahren anspruchsvolle Investitionsprogramme durch. Ich glaube fest daran, dass diese den Unternehmenswert langfristig steigern werden“, lässt sich der 58-Jährige zitieren.

Teure Investitionen geplant

Investiert wird vor allem in ein eigenes Mobilfunknetz, das United Internet zum vierten Anbieter mit eigenem Netz neben Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica hierzulande machen soll. 2019 ersteigerte die Mobilfunktochter 1&1 Drillisch eine 5G-Lizenz, nun soll bald der kostspielige Netzaufbau folgen. Ein erster Schritt war der Vertrag mit Vantage Towers über den Zugriff auf deren Funktürme. Ebenfalls hohe Investitionssummen brauchen das Glasfasernetz und die Cloud-Infrastruktur für das Webhosting-Geschäft der Tochter Ionos, an der der Finanzinvestor Warburg Pincus mit knapp 25 % beteiligt ist und die 2022 an die Börse gehen soll. Mit der frisch erworbenen Mehrheit kann Dommermuth nun auch etwaigen Gegenwind für die Strategie aus dem Aktionärskreis aushalten.

Er hatte das von ihm gegründete Unternehmen 1998 zu 1 Euro je Aktie an die Börse gebracht. Vom Tiefpunkt im Herbst 2001 bei 40 Cent erholte sich der Kurs und stieg Anfang 2018 auf fast 60 Euro. Seither drückten Sorgen wegen hoher Kosten für den geplanten Aufbau eines eigenen Mobilfunknetzes und der erste Corona-Schock den Kurs wieder fast bis auf 20 Euro. Von diesem Rückgang erholte sich das Papier in den Folgemonaten wieder – zuletzt pendelte der Kurs um die Marke von 35 Euro. Im bisherigen Jahresverlauf legte er um rund 1 % zu und damit deutlich schwächer als der MDax.

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