Energiewende

EnBW treibt riesige Kapitalspritze für den Stromnetzausbau voran

Mit einem Volumen von rund 3 Mrd. Euro wäre die geplante Kapitalerhöhung von EnBW die bisher größte Aktienemission in Europa in diesem Jahr. Der Energiekonzern hat dafür grünes Licht von seinen Anteilseignern bekommen.

EnBW treibt riesige Kapitalspritze für den Stromnetzausbau voran

EnBW treibt riesige Kapitalspritze für den Stromnetzausbau voran

Zusätzliche Investitionen von bis zu 10 Mrd. Euro bis 2030 möglich – Grünes Licht von Landesregierung und Landkreisen in Baden-Württemberg

cru Frankfurt

Der Energiekonzern EnBW treibt die Vorbereitungen für seine milliardenschwere Kapitalerhöhung für den Stromnetzausbau voran und hat im ersten Quartal bereits viel Geld in die Dekarbonisierung investiert. „Die Mittel flossen vor allem in Offshore-Windparks und unsere Fuel-Switch-Projekte, wie das erst kürzlich neu in Betrieb genommene wasserstofffähige Gaskraftwerk in Stuttgart-Münster, sowie in den Netzausbau“, erklärte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende und Finanzvorstand Thomas Kusterer am Dienstag anlässlich der Bilanzvorlage für das erste Quartal. „Die für eine zukunftsfähige Energieinfrastruktur erforderlichen hohen Investitionen können jedoch nicht allein aus operativen Erträgen oder durch Aufnahme von Fremdkapital gedeckt werden.“

Er freue sich daher, „dass unsere Hauptversammlung in der vergangenen Woche die Schaffung eines genehmigten Kapitals beschlossen hat, was den Weg für eine mögliche Kapitalerhöhung frei macht“. Auf dieser Basis könnte die EnBW ihre Eigenkapitalbasis stärken und damit zusätzliche Investitionsbedarfe von bis zu 10 Mrd. Euro bis 2030 unter Beibehaltung eines ausgeglichenen und diversifizierten Portfolios finanzieren, so Kusterer.

Genehmigtes Kapital

Nach der mehrheitlichen Entscheidung bei der Hauptversammlung am 8. Mai kann der EnBW-Vorstand mit Zustimmung des Aufsichtsrats kurzfristig und flexibel sowie unter Berücksichtigung der Kapitalmarktsituation das Grundkapital durch sogenanntes genehmigtes Kapital um bis zu 177 Mill. Euro erhöhen. Das wäre ein Anstieg um etwa ein Viertel.

In einem weiteren Schritt könnten durch die Ausgabe neuer Aktien rund 3 Mrd. Euro erlöst werden. Damit wäre es die größte Aktienemission in Europa bis dato in diesem Jahr. Dafür gibt es aber noch keinen Zeitplan. Die Entscheidung über die Durchführung der Kapitalerhöhung soll voraussichtlich im Laufe des Jahres getroffen werden. Im Jahr 2024 hatte EnBW mit rund 6,2 Mrd. Euro fast 30% mehr als im Vorjahr investiert.

Operativ im Quartal mehr verdient

Das Land Baden-Württemberg und der Zusammenschluss OEW von neun oberschwäbischen Landkreisen halten je fast 47% an der EnBW. Der Rest ist in Streubesitz. Vorstandschef Georg Stamatelopoulos hatte bei den Hauptanteilseignern schon länger für die Kapitalerhöhung geworben. Sie haben in Aussicht gestellt, die beabsichtigte Kapitalerhöhung mitzutragen und jeweils für bis zu 1,5 Mrd. Euro neue Aktien zu zeichnen.

EnBW hat im ersten Quartal operativ mehr verdient und den Jahresausblick bestätigt. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sei um rund 5% auf 1,41 Mrd. Euro gestiegen. Während das Geschäft mit den Strom- und Gasnetzen deutlich zulegte, kämpften die erneuerbaren Energien wegen unvorteilhafter Wetterbedingungen mit Einbußen. Der Karlsruher Konzern schraubte von Januar bis Ende März seine Bruttoinvestitionen auf rund 1,5 Mrd. Euro nach oben. Die Mittel seien unter anderem in den Ausbau der Strom- und Gasnetze und der Offshore-Windkraft geflossen, wie zum Beispiel den mittlerweile bereits fünften EnBW-Offshorewindpark „He Dreiht“. Beim Ausblick für das Gesamtjahr sei EnBW auf Kurs. Der Versorger peilt weiter ein bereinigtes Ebitda auf Konzernebene in einer Bandbreite von 4,8 Mrd. bis 5,3 Mrd. Euro an.

Auch Elia brauchte Kapital

Auch andere Energiekonzerne, darunter vor allem die Übertragungsnetzbetreiber, benötigen für die Energiewende milliardenschwere Kapitalerhöhungen. Der hauptsächlich den belgischen Kommunen gehörende belgische Stromnetzkonzern Elia hat bei bestehenden und neuen Aktionären 2,2 Mrd. Euro eingesammelt. Der Kurs sprang danach um 19%, weil Hedgefonds auf eine größere Kapitalerhöhung und fallende Kurse gewettet hatten und sich eindecken mussten.

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