Energiewirtschaft

Energy hält Folgen der US-Zölle für beherrschbar

Siemens Energy ist nicht immun gegen die US-Zölle, das Land ist der größte Einzelmarkt des Konzerns. Doch CEO Christian Bruch ist überzeugt, deren Folgen managen zu können.

Energy hält Folgen der US-Zölle für beherrschbar

Energy hält Zoll-Folgen für beherrschbar

Siemens-Ableger rechnet mit Kosten in hoher zweistelliger Millionenhöhe – Preise steigen

mic München

Siemens Energy kann die finanziellen Auswirkungen der US-Handelspolitik nach eigener Einschätzung gut managen. „Es ist auf der Zollseite ärgerlich, aber beherrschbar“, sagte Vorstandschef Christian Bruch in einer Telefonpressekonferenz anlässlich der Vorlage der Halbjahreszahlen. Für die zweite Hälfte des Geschäftsjahres 2024/2025 gehe er von einer Nettobelastung in Höhe eines hohen zweistelligen Millionen-Euro-Betrages aus. Dabei seien kompensatorische Maßnahmen eingerechnet.

Die Häfen im Blick

Bruch zufolge stammt die Zoll-Belastung beispielsweise aus älteren Serviceverträgen, die keine Anpassungsklauseln enthielten. Für neue Aufträge sei die Frage, ob Siemens Energy besser oder schlechter als die Wettbewerber aufgestellt sei – und in den meisten Produkten sei der Konzern vergleichbar. Bruch ließ keinen Zweifel daran, dass dann Preiserhöhungen durchgesetzt werden: „Momentan kann man also sagen, dass die aktuelle Situation uns im Vergleich zu unseren Wettbewerbern nicht benachteiligt.“

Der Vorstandsvorsitzende betonte, man beobachte die Sekundäreffekte der Zölle. Beispielhaft nannte er die Bearbeitungszeit von zu entladenden Waren in den Häfen. Heute beginne der Konzern mit der Zolladministration, wenn ein Schiff mit Siemens-Energy-Produkten den Starthafen verlasse. Angesichts enger Zeitpläne gelte: „Das ist schon ein Kraftakt.“

USA sind größter Einzelmarkt

Die Vereinigten Staaten seien der größte Einzelmarkt von Siemens Energy, sagte Bruch. Das Land stehe für rund ein Fünftel des Umsatzes. Der Konzern betreibe dort acht Fabriken und beschäftige 12.000 Menschen. Es gebe rund 5.000 lokale Lieferanten. Das Unternehmen investiere in Erweiterungen der US-Fabrikkapazität. Bis Ende des laufenden Geschäftsjahres addierten sich diese Ausgaben, verteilt über den Zeitraum der letzten drei Jahre, auf eine halbe Milliarde Euro.

Bruch machte klar, dass er mit dem Geschäftsverlauf im zweiten Quartal sehr zufrieden ist – die Eckzahlen hatte der Konzern mit einer Prognoseerhöhung am 16. April veröffentlicht: „Sowohl der steigende Strombedarf als auch der Ersatz älterer Infrastruktur führen nach wie vor zu einer hohen Nachfrage nach unseren Produkten.“ Der Auftragseingang habe einen Quartals-Rekordwert erreicht. Er stieg um die Hälfte auf 14,4 Mrd. Euro.

Geschäft mit Gaskraftwerken boomt

Treiber war die Sparte Gas Services, deren Auftragseingang sich auf 7 Mrd. Euro verdoppelte. „In den letzten zehn Jahren haben wir so eine Nachfrage für unsere Gasturbinen noch nicht gesehen.“ Die konkrete Pipeline lege nahe, dass der Boom bis Ende 2026 anhalte: „Wir sehen auch bis Ende des Jahrzehnts eine klare Logik, dass der Gasturbinenmarkt auf einem erhöhten Niveau bleibt.“

Der Verkauf des Windkraftgeschäfts in Indien sorgte für eine hohe Sonderbelastung. Finanzvorständin Maria Ferraro erklärte dies damit, dass der Verkaufspreis unter dem Buchwert gelegen habe. Laut Halbjahresbericht beträgt diese Wertberichtigung 240 Mill. Euro, hinzu kommt eine Rückstellung für belastende Verträge in Höhe von 25 Mill. Euro.

Der Verkaufspreis war nicht kommuniziert worden. Die Investmentbank Goldman Sachs hatte unter Bezug auf regionale Medien berichtet, der Verkaufspreis betrage 500 Mill. bis 550 Mill. Dollar.

Kunden werfen mit Geld um sich

Die Verdreifachung des Free Cashflow vor Steuern auf 1,4 Mrd. Euro begründete Ferraro nicht nur mit hohen Anzahlungen. Darüber hinaus seien Kunden bereit, Reservierungsgebühren zu zahlen.

Dass Siemens Energy häufig ungeplant vorzeitig Quartals-Eckzahlen veröffentlicht und die Prognose verändert, begründeten Bruch und Ferraro mit dem hohen Wachstum. Auch das kurzfristige Geschäft floriere, so die Finanzvorständin. Zugleich sagte sie: „Wir können es besser machen.“

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