Eon steckt Milliarden in den Netzausbau
Eon steckt Milliarden in den Netzausbau
CEO Birnbaum fordert von Bundesnetzagentur höhere Verzinsung der Investitionen
cru Frankfurt
Eon beschleunigt den Ausbau des Stromverteilnetzes fĂŒr die Energiewende. In der ersten HĂ€lfte des Jahres hat der Konzern die Investitionen um 20% auf 2,9 Mrd. Euro und die Belegschaft um 2.000 Mitarbeiter vergröĂert. Rund 70% der Investitionen entfielen auf die Netze. Als einer der gröĂten Verteilnetzbetreiber in Europa spielt Eon eine SchlĂŒsselrolle in der Elektrifizierung der hiesigen Wirtschaft, um bis zur Mitte des Jahrhunderts klimaneutral zu werden.
Höhere Verzinsung gefordert
âDas Generationenprojekt Energiewende in Europa braucht zwingend private Investitionen in einem nie dagewesenen AusmaĂ", sagte Vorstandschef Leonhard Birnbaum. âDafĂŒr mĂŒssen wir attraktiv fĂŒr internationale Investoren werden.â Ohne angemessene Renditen könnten die enormen Investitionen in den Ausbau der Netzinfrastruktur nicht finanziert werden.
Die Verzinsung von Netzinvestitionen hinkt laut Birnbaum insbesondere in Deutschland deutlich hinter LĂ€ndern mit vergleichbarem Investitionsrisiko her: âDie Regulierung ist daher dringend gefordert, jetzt zu handelnâ, forderte Birnbaum. Das gelte auch fĂŒr die VergĂŒtung des Smart-Meter-Rollouts.
Ăber die Höhe der Eigenkapitalverzinsung fĂŒr die Netzinvestitionen wird schon lĂ€nger diskutiert. Die Bundesnetzagentur berechnet die von ihr gewĂ€hrte Rendite aus einem langjĂ€hrigen Durchschnitt der Staatsanleihe-Renditen. Da diese lĂ€ngere Zeit niedrig waren, bevor sie dann seit dem vergangenen Jahr krĂ€ftig anstiegen, fallen die gewĂ€hrten Rendite ebenfalls niedrig aus. Da jedoch Investoren anstatt in Netze auch in Staatsanleihen investieren können, die neuerdings hoch verzinst sind, nimmt die Motivation fĂŒr Netzinvestments zusehends ab. Ăbertragungsnetzbetreiber wie Tennet, 50 Hertz, Amprion oder TansnetBW haben deshalb zusehends Probleme Investoren zu finden, die ihnen frisches Eigenkapital geben. Die Bundesregierung selbst hat die geplante Ăbernahme des deutschen Teils von Tennet, einem niederlĂ€ndischen Staatskonzern, nach monatelangen Verhandlungen abgeblasen.
Bernstein ĂŒberzeugt
Im MĂ€rz hatte Eon Investitionen von rund 42 Mrd. Euro bis 2028 angekĂŒndigt, wobei mit 32 Mrd. Euro der GroĂteil dieser Mittel in deutsche Projekte und die Verbesserung der Energienetze und der Infrastruktur flieĂen soll. Laut Bernstein-Analyst Deepa Venkateswaran ist Eon am besten positioniert, um von Deutschlands VorstoĂ zur Beschleunigung der Investitionen in die Stromverteilung zu profitieren. Die Aktie reagierte am Mittwoch zeitweise mit einem Minus von 0,8% auf 12,32 Euro. Seit 2016 hat sich der Eon-Börsenwert auf 32 Mrd. Euro verdoppelt.
Bereinigtes Ebitda gibt nach
Im zweiten Quartal sank das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im Vergleich zum Vorjahr um 14% auf 4,9 Mrd. Euro, nachdem der Vorjahreswert durch positive Einmaleffekte geprĂ€gt war und in diesem Jahr mildere Temperaturen herrschten. FĂŒr das Gesamtjahr erwartet Eon weiterhin einen bereinigten operativen Gewinn (Ebitda) von 8,8 Mrd. bis 9 Mrd. Euro. Der bereinigte KonzernĂŒberschuss soll zwischen 2,8 Mrd. und 3 Mrd. Euro erreichen. Dies entspricht einem Ergebnis je Aktie von 1,07 bis 1,15 Euro.
Der Konzern ist hoch verschuldet. In der ersten HĂ€lfte des Jahres ist die wirtschaftliche Nettoverschuldung, die auch die Pensionsverpflichtungen umfasst, um 3 Mrd. Euro auf 41 Mrd. Euro gestiegen. Das entspricht beinahe dem FĂŒnffachen des Ebitda.
Goldman Sachs hat die Einstufung fĂŒr Eon auf âBuyâ mit einem Kursziel von 17 Euro belassen. Die Aktie befindet sich auf der âConviction Buyâ-Liste der Bank. Das erste Halbjahr lege nahe, dass der Konzern auf gutem Weg ist, seine Jahresziele und auch die Konsenserwartungen zu erfĂŒllen.