Finanzinvestor TPG lässt Techem-Milliardendeal platzen
TPG lässt Techem-Deal platzen
Texanischer Finanzinvestor zieht Antrag in Brüssel auf Freigabe der Milliardenübernahme des Heizungskonzerns zurück
cru Frankfurt
Der Techem-Deal ist überraschend gescheitert. Ende August 2024 hatte der Schweizer Finanzinvestor Partners Group den Verkaufs des Heizkostenerfassungskonzerns nach monatelanger Hängepartie mit dem weltweit größten Impact-Fonds TPG Rise Climate fest vereinbart. Doch jetzt lässt TPG den milliardenschweren Deal doch noch platzen – zumindest vorerst. Kurz vor Beginn einer Phase-II-Prüfung durch die Kartellwächter in Brüssel, die 90 Tage dauert und am 8. Mai begonnen hätte, hat die US-Private-Equity-Firma ihren Antrag auf Übernahme von Techem wieder zurückgezogen, wie auf der Webseite der EU-Kommission abzulesen ist. Damit ist der Deal vorerst gescheitert.
Techem erklärte auf Anfrage, man nehme die Rücknahme des Antrags auf kartellrechtliche Freigabe der geplanten 6,7 Mrd. Euro schweren Übernahme bei der EU-Kommission durch TPG zur Kenntnis. Die Entscheidung ändere nichts an der strategischen Ausrichtung des Unternehmens aus Eschborn bei Frankfurt.
Die Schweizer Partners Group erklärte auf Anfrage ebenfalls, man habe die Entscheidung von TPG zur Kenntnis genommen: „Wir prüfen sorgfältig unsere Optionen in Anbetracht dieser Entwicklung und können zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Kommentare abgeben.“
Zugeständnisse angeboten
TPG hatte der Kommission Zugeständnisse angeboten, um wettbewerbsrechtliche Bedenken auszuräumen, erklärte aber nun, dass es „zu unerwarteten Ergebnissen gekommen ist, die zu erheblicher Unsicherheit und Komplexität bei der Transaktion führen und weitere Verzögerungen bewirken könnten".
TPG ist in Deutschland bereits beim Solaranlagenvermieter Enpal und bei der Immobilien-Softwarefirma Aareon engagiert. Offenbar haben die am 11. April vom Unternehmen in Brüssel angebotenen Zugeständnisse nicht ausgereicht, um die Bedenken der EU-Kartellwächter gegen die Techem-Übernahme und damit die Prüfung in der Phase II zu vermeiden. Die Bedenken bezogen sich auf die Themen Nachhaltigkeit und Wohnkosten.
Die Kommission ist offenbar besorgt über die vertikalen Überschneidungen zwischen den Software-Beteiligungen von TPG und den Angeboten von Techem, wie den „Smart Metering“-Systemen, die schwankende Verbrauchs- und Erzeugungsquellen ausgleichen, um Gebäude „klimaneutral“ zu machen. Wettbewerbskommissarin Teresa Ribera hat nach eigenen Aussagen die steigenden Lebenshaltungskosten fürs Wohnen im Blick.

Techem ist einer der größten Anbieter von digitalen Messdiensten für Gebäude mit Aktivitäten in 18 Ländern und mehr als 62 Millionen Geräten auf seiner Plattform. Das Unternehmen befindet sich im Besitz der Partners Group sowie der Caisse de Dépôt et Placement du Québec und des Ontario Teachers' Pension Plan.
Mit dem geplatzten Verkauf scheitert einer der größten M&A-Deals in Deutschland des vergangenen Jahres und zugleich der drittgrößte Private-Equity-Deal hierzulande aller Zeiten. Als Co-Investor von TPG war der Staatsfonds aus Singapur GIC mit an Bord. Techem hatte bis zu dem TPG-Deal auch als IPO-Kandidat gegolten. Doch dann kam der jetzt geplatzte Milliardendeal, bei dem Techem mit 6,7 Mrd. Euro inklusive 2,7 Mrd. Euro Schulden bewertet wurde. Das obere Ende wäre mehr als das 16-Fache des operativen Gewinns (Ebitda) von Techem gewesen, der zuletzt bei 472 Mill. Euro lag. Federführend mit dem Transaktionsprozess beauftragt waren Goldman Sachs, J.P. Morgan und UBS.
Seit 2021 verzeichnet das Unternehmen ein durchschnittliches Umsatzplus von mehr 10% pro Jahr. Das spiegelt sich auch im Wachstum der Beschäftigtenzahl von mehr als 10% im Vergleich zum Basisjahr 2021 sowie in Investitionen in digitale Infrastruktur von mehr als 1 Mrd. Euro zum Ende des Geschäftsjahres 2025.
Auf Cleantech ausgerichtet
Der weltweit größte Impact-Fonds TPG Rise Climate („The Rise Fund“) von TPG (ehemals Texas Pacific Group) setzt überwiegend auf Cleantech und wollte mit den Analysen von Techem zur Heizung zur Energieeffizienz beitragen. Zu den größeren Geldgebern des 2022 gestarteten TPG Rise Climate Fonds, dessen Gesamtvolumen bei 7,2 Mrd. Dollar liegt, gehört Saudi Arabien mit 1,5 Mrd. Dollar.
Der milliardenschwere Verkauf des Heizkostenerfassungskonzerns Techem schien sicher. Doch jetzt lässt der texanische Finanzinvestor TPG den Deal doch noch platzen. Die Amerikaner haben ihren Übernahmeantrag in Brüssel in letzter Minute zurückgezogen. Die EU hatte offenbar zu viele Zugeständnisse gefordert.