Finanzmarktkalender22./23. April

Deutsche Finanzwirtschaft sucht einen Kompass

Der „Bankentag“ ist die Flaggschiff-Veranstaltung der deutschen Privatbanken. In der nächsten Woche wird es erstmals seit 2017 wieder in Präsenz zum Austausch der Branche mit hochkarätigen Gästen aus Wirtschaft und Politik kommen.

Deutsche Finanzwirtschaft sucht einen Kompass

22./23. April

Banken suchen einen Kompass

Der „Bankentag“ ist die Flaggschiff-Veranstaltung der deutschen Privatbanken, zu der nur alle drei Jahre eingeladen wird. 2021 gab es wegen Corona nur eine digitale Ausgabe. In der nächsten Woche wird es wieder zum direkten Austausch der Branche mit hochkarätigen Gästen aus Wirtschaft und Politik kommen.

Von Andreas Heitker, Berlin

Bundeskanzler Olaf Scholz und Christian Sewing, Präsident des Bankenverbands BdB und Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank

Als der Bundesverband deutscher Banken (BdB) 2017 letztmals in Präsenz zu einem „Bankentag“ geladen hatte, war die Welt auch für die Kreditinstitute noch eine andere: Corona war ein Fremdwort. Es gab keinen russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, mit allen Folgen auch für die EU. Und die Inflation stand auch nicht unbedingt im Fokus der Probleme. Von daher lag das Motto des BdB-Branchentreffens in diesem Jahr auf der Hand: „Navigieren durch unruhige Zeiten“.

Auch die Banken suchen einen Kompass für die globalen Krisen und haben sich dafür hochkarätige Gäste aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft eingeladen: Beim zweitägigen Bankentag, zu dem in Berlin am Montag und Dienstag mehrere hundert Gäste erwartet werden, treten unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), sein Finanzminister Christian Lindner (FDP) und seine Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) auf.

Europa, KI und Klimaschutz

Es sprechen zudem die Vorstandschefs von Dax-Konzernen wie Siemens, Telekom, Commerzbank und Heidelberg Materials oder auch die Präsidenten von BaFin und Deutscher Bundesbank, Mark Branson und Joachim Nagel.

Ein wichtiges Thema, dem auch ein eigenes Panel gewidmet ist, wird die Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit Europas sein. Dabei stehen natürlich auch die Wahlen zum EU-Parlament Anfang Juni im Fokus. Der Europäische Bankenverband EBF hatte in einem in dieser Woche vorgelegten Bericht noch einmal eindringlich von der Politik in Brüssel gefordert, „die wichtige und strategische Rolle der Banken bei der Transformation Europas anzuerkennen“.

Banken hoffen auf Fortschritte bei der Kapitalmarktunion

Christian Sewing, EBF-Präsident und zugleich BdB-Präsident, dürfte diese politische Forderung auch auf dem Bankentag in Berlin noch einmal platzieren. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank dürfte dabei nicht nur das Dauerthema Regulierung im Blick haben, sondern auch die EU-Kapitalmarktunion, die bei Sewing als Herzensangelegenheit gilt. Hier hofft die Finanzwirtschaft auf neuen Schwung durch die nächste EU-Kommission. Dabei wartet die Branche gar nicht auf einen neuen großen Wurf, sondern wäre zunächst durchaus auch mit kleineren Schritten zufrieden. Beim Thema Wettbewerbsfähigkeit dürfte in Berlin zugleich auch die Umsetzung der Basel-III-Regeln in Europa und den USA erneut zu Diskussionen führen.

Einen Kompass suchen die deutschen Kreditinstitute aber auch bei zwei weiteren Themen, die auf dem Bankentag besonders hervorgehoben werden. Im Blick steht zum einen der künftige Umgang mit künstlicher Intelligenz (KI), der die Geschäftsmodelle der Banken tiefgreifend verändern könnte. KI gilt auch in der Finanzwirtschaft längst als Innovationstreiber, der weit über den Einsatz von Chatbots oder personalisiertes Banking hinausgeht. Die Anwendung reicht von Prozessautomatisierung bis zur Betrugsprävention. Zum anderen will die Branche noch einmal sondieren, ob im Klimaschutz die Segel richtig gesetzt wurden – insbesondere durch die EU.

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