Quartalszahlen

Fraport fühlt sich von der Politik gegängelt

Die Menschen fliegen weiterhin weniger als vor der Pandemie. Flughafenbetreiber Fraport macht dafür nicht zuletzt die Politik verantwortlich.

Fraport fühlt sich von der Politik gegängelt

Fraport rechnet angesichts ausbleibender Entlastungen durch die Politik weiter mit einer schleppenden Entwicklung der deutschen Luftfahrt. Wegen der fehlenden Senkung der Standortkosten „rücken zusätzliche Wachstumsimpulse für den deutschen Markt in weite Ferne“, sagte der Vorstandschef des Flughafenbetreibers, Stefan Schulte, bei der Vorlage der Zwischenbilanz am Dienstag.

Für das laufende Jahr geht der Manager an Deutschlands größtem Airport weiterhin von bis zu 64 Millionen Fluggästen aus – knapp 4% mehr als 2024, aber deutlich weniger als vor der Corona-Pandemie. Im Rekordjahr 2019 hatte Frankfurt 70,6 Millionen Passagiere abgefertigt.

Die Anleger zeigten sich ungeachtet der Standort-Kritik zufrieden mit dem Geschäft: Die Fraport-Aktie gewann bis zum frühen Nachmittag 6% hinzu und gehörte damit zu den stärksten Titeln im MDax. Zeitweise erreichte das Papier den höchsten Kurs seit fast vier Jahren. Seit dem Jahreswechsel hat es damit um gut 17% zugelegt.

Kritik an hohen Standort-Kosten

Im zweiten Halbjahr erwartet Fraport Wachstum an allen Standorten. Der größte deutsche Flughafen werde sich aber weniger dynamisch als die Auslands-Airports entwickeln, an denen Fraport beteiligt ist. Schulte machte dafür die hohen Kosten am Standort Deutschland verantwortlich und kritisierte, dass die Bundesregierung die Luftverkehrssteuer nicht wie im Koalitionsvertrag angekündigt senkt. Deutschland sei zulasten von Privat- und Geschäftsreisenden dadurch weniger gut ans Ausland angebunden.

Bereits Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte scharfe Kritik an der Bundesregierung geäußert. Er monierte gestiegene Steuern und Gebühren sowie hohe Kosten durch Klimaschutz-Auflagen in Deutschland und Europa – und dadurch Wettbewerbsnachteile gegenüber Fluggesellschaften aus Asien oder der Golf-Region. „Wir sind an einem Punkt angekommen, wo wir so nicht mehr weitermachen können“, hatte Spohr vergangene Woche gesagt. Der Frankfurter Flughafen ist die Heimatbasis der Lufthansa.

Passagierzahlen im Halbjahr gestiegen

Konzernweit reisten in den ersten sechs Monaten rund 77 Millionen Passagiere über Fraport-Flughäfen – ein Zuwachs von 4% . Frankfurt erreichte mit 29,1 Millionen Fluggästen ein Plus von gut 1%, wobei das zweite Quartal deutlich besser lief als das erste. Fraport betreibt neben Frankfurt unter anderem 14 griechische Regionalflughäfen sowie die Airports in Ljubljana, Lima und Antalya und ist in den USA engagiert.

„Wir sind auf Kurs, unsere gesteckten Jahresziele zu erreichen“, erklärte Fraport-Vorstandschef Schulte. Für 2025 peilt die Unternehmensführung weiterhin eine „moderate“ Steigerung des operativen Gewinns an. Der Überschuss soll höchstens das Niveau des Vorjahres erreichen.

Im zweiten Quartal verbuchte Fraport wegen Sondereffekten im Vorjahr einen Umsatzrückgang um etwa 2% auf gut 1,1 Mrd. Euro. Der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte hingegen um 8% auf rund 384 Mill. Euro zu. Der Ergebnisanstieg lag zum Teil an auslaufenden Investitionen in den Ausbau der Airports Lima und Antalya. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre ein Überschuss von 111 Mill. Euro, ein Rückgang um 17%.

Fraport fühlt sich von der Politik gegängelt

Vorstandschef moniert zu hohe Kosten – Anleger aber zufrieden mit Zwischenbilanz

das/dpa-afx Frankfurt