Für RWE hat sich der Wind gedreht
„Der Wind hat sich gedreht"
RWE-Aktionäre treibt US-Geschäft um – Kein Abschreibungsbedarf – Aktienrückkauf strittig
ab Köln
Donald Trump ist auf der Hauptversammlung von RWE nicht anwesend gewesen. Dennoch rankten sich die Fragen der Aktionäre um den energiepolitischen Kurs der neuen US-Regierung und die Folgen für RWE. Zuvor hatte Vorstandschef Markus Krebber erklärt, die Offshore-Windprojekte in den USA vorerst auf Eis gelegt zu haben. RWE, die das US-Geschäft 2023 mit der Übernahme von Con Edison Clean Energy ausgebaut hatte, verfügt in den USA inzwischen über eine installierte Kapazität von 11 Gigawatt (GW). Weitere 4 GW befinden sich im Bau.
Kein Abschreibungsbedarf
„Die Werthaltigkeit des Portfolios ist gegeben“, versicherte Krebber. Auch die im Bau befindlichen Projekte seien profitabel. Finanzchef Michael Müller ergänzte: „Wir sehen aktuell keinen Abschreibungsbedarf.“ Die Meereswindparks in den USA stehen mit 1,3 Mrd. Euro in den Büchern von RWE. Krebber wiederholte, an künftige Investitionsprojekte in den USA höhere Anforderungen zu stellen.
Dafür erntete der RWE-Chef Lob, auch wenn die Enttäuschung über die schwache Performance des Aktienkurses vielfach zur Sprache kam. „Der Wind für erneuerbare Energien am Kapitalmarkt hat sich gedreht“, versuchte sich Ingo Speich von Deka Investment an einer Erklärung. Am Kapitalmarkt gebe es „Zweifel an der Ertragskraft der akquirierten Projekte“.
Kapitalallokation umstritten
Uneins waren sich die Aktionärsvertreter mit Blick auf die Kapitalallokation. Während sich Speich ausdrücklich für weitere Aktienrückkäufe aussprach – aktuell läuft ein Aktienrückkaufprogramm im Volumen von 1,5 Mrd. Euro –, forderte Henrik Pontzen von Union Investment, nicht investierte Mittel in Form einer Sonderdividende an die Aktionäre zurückzugeben. Die Kleinaktionärsvertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) appellierten dagegen an den Vorstand, das Pulver trocken zu halten. „Es ist nicht der Zeitpunkt, um schnell zu schießen“, sagte Marc Tüngler (DSW) mit Fingerzeig auf den Mittelabfluss im Vorjahr.
Hohes Investitionsbudget
Zwar hatte RWE das Investitionsbudget bis 2030 zuletzt um 10 Mrd. Euro auf 35 Mrd. Euro eingedampft. Das sei aber immer noch viel, waren sich die Aktionäre einig. Für die Jahre 2025 bis 2027 seien Investitionen von 13 Mrd. Euro fest zugesagt, führte Krebber aus. Sollten neue Projekte die erhöhten Renditeanforderungen nicht erfüllen, werde das Geld in weitere Aktienrückkäufe fließen. Das laufende Rückkaufprogramm, das in drei Tranchen à 500 Mill. Euro aufgeteilt ist, läuft bis zum zweiten Quartal 2026. Bislang wurden Aktien im Wert von 268 Mill. Euro erworben, bis Ende Mai sollen es 500 Mill. Euro werden, wie Müller erläuterte.
Keine größeren Akquisitionen
Kritik gab es an der Kapitalmarktkommunikation von RWE. „Das Schweigen von RWE zu den kolportierten Beteiligungsplänen an Orsted und Calpine hat Geld gekostet“, beklagte Pontzen. Krebber erklärte, dass derzeit "keine größeren Akquisitionen auf der Agenda“ stünden. Trotz Kritik am virtuellen HV-Format winkten die Aktionäre bei einer Präsenz von 54,4% alle Tagesordnungspunkte durch.