Maschinenbau

Gea will Klassenprimus werden

Gea will bis 2026 den Umsatz auf 6 Mrd. Euro steigern. Der auf die Lebensmittelindustrie fokussierte Maschinenbauer peilt eine bereinigte operative Marge von 15 % an und will deutlich innovativer werden.

Gea will Klassenprimus werden

ak Köln

 Gea will in den kommenden Jahren das Wachstumstempo deutlich erhöhen und operativ profitabler werden als jemals zuvor. Der Vorstand stellte am Mittwoch auf dem Kapitalmarkttag in London neue Mittelfristziele unter dem Titel „Mission 26“ vor. Konzernchef Stefan Klebert gab sich am Mittwoch äußerst selbstbewusst: „Dieses Programm wird uns an die Spitze des Maschinen- und Anlagenbaus führen.“

In fünf Jahren soll der Umsatz auf 6 Mrd. Euro zulegen, was einer jährlichen Steigerungsrate zwischen 4 und 6% entsprechen soll. Akquisitionen sind weiter Teil der Strategie, sie kämen laut Kleber „on top“ und sind in der Mittelfristplanung noch nicht enthalten.

Die Ebitda-Marge vor Restrukturierungsaufwand will Gea auf 15% bringen. Das würde bedeuten, dass das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen 2026 rund 900 Mill. Euro erreichen würde. Im Vergleich zum laufenden Geschäftsjahr wäre das eine Steigerung um 300 Mill. Euro oder 50%. Die Hälfte davon soll aus weiteren Einsparungen kommen. Der Gea-Vorstand hat weitere Einsparpotenziale von insgesamt 150 Mill. Euro identifiziert, von denen 90 Mill. Euro aus Optimierungen im Einkauf sowie 60 Mill. Euro aus der Produktion kommen sollen. Stellenstreichungen sind explizit nicht geplant.

Einen signifikanten Sprung plant die Führung des MDax-Konzerns beim Return on Capital Employed, der in fünf Jahren 30% betragen soll. 2020 hatte Gea 17% erreicht.

Einen Beitrag zum angepeilten Wachstum soll „New Food“ leisten. Der Markt für Fleischersatz boomt. Start-ups, aber auch traditionelle Nahrungsmittelkonzerne kommen mit immer mehr Produkten auf Basis pflanzlicher Proteine auf den Markt. Für deren Herstellung will Gea die Maschinen liefern: „Dieser Markt wird in den nächsten zehn Jahren sprunghaft wachsen“, erwartet Klebert. Er geht davon aus, dass der Auftragseingang in diesem Bereich im Jahr 2026 auf 400 Mill. Euro oder mehr ansteigen wird. Für das laufende Jahr rechnet Gea hier mit 120 Mill. Euro. Erst vor wenigen Tagen hat der Konzern in dem Zukunftsmarkt einen der größten Aufträge der Firmengeschichte erhalten. Für die dänische Novozymes, nach Gea-Angaben weltgrößter Anbieter von Enzym- und mikrobiellen Technologien, soll Gea die schlüsselfertige Ausstattung einer Großanlage in den USA zur Herstellung von pflanzenbasierten Proteinen liefern.

Um zu beschleunigen, will Gea insgesamt innovativer werden. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung sollen sich in den kommenden Jahren um 45% erhöhen. Das soll dazu führen, dass der Anteil von Produkten, die jünger als fünf Jahre sind, auf 30% steigt. Bislang sind es lediglich 10%.

Im Rahmen weiterer Ziele wird bis 2026 mit einem stabilen Verhältnis vom Net Working Capital zum Umsatz von 8 bis 10% gerechnet. Die Investitionsausgaben (Capex) liegen bis 2026 bei jährlich etwa 200 Mill. Euro.Das führe insgesamt zu einer starken Free-Cash-flow-Generierung von etwa 2 Mrd. Euro zwischen 2022 und 2026, rechnete der Vorstand vor.

„Für unsere Aktionäre schaffen wir bis 2026 und darüber hinaus eine erhebliche Wertsteigerung,“ sagte CFO Marcus Ketter. „Unsere Anteilseigner werden wir an diesem Erfolg mit nachhaltigen Erhöhungen der Dividende teilhaben lassen.“ In den vergangenen Jahren hatte Gea bei stark schwankenden Ergebnissen jeweils konstant 0,85 Euro je Aktie gezahlt.

Klimaziele validiert

Gea bestätigte auf dem Kapitalmarkttag auch die bereits im Juli angehobene Prognose für das laufende Jahr und unterstrich die im Juni veröffentlichten Nachhaltigkeitsziele. Der Plan, bis zum Jahr 2040 vollständig klimaneutral zu werden (auch auf Scope-3-Ebene), sowie der Weg dahin ist mittlerweile von der Science Based Targets Initiative ­validiert worden. Die Organisation, die weltweit Klimaziele von Unternehmen überprüft, habe bestätigt, dass Gea mit ihren Zielen sich auf dem 1,5-Grad-Pfad des Pariser Klimaabkommens bewege, berichtete Klebert.