Nicht im Unternehmensinteresse

Gerresheimer bläst Übernahmegespräche mit Finanzinvestoren ab

Fast ein halbes Jahr hat Gerresheimer mit Finanzinvestoren über eine Übernahme verhandelt, jetzt wurden die Gespräche ergebnislos beendet.

Gerresheimer bläst Übernahmegespräche mit Finanzinvestoren ab

Gerresheimer bläst Übernahmegespräche ab

Kurseinbruch um 7 Prozent – Kapitalmarkttag Mitte Oktober soll Klarheit bringen

Reuters/dpa München/Düsseldorf

Nach monatelangem Hin und Her hat der Düsseldorfer Spezialverpackungshersteller Gerresheimer einer Übernahme durch Finanzinvestoren eine Absage erteilt. Der Vorstand habe „entschieden, die Gespräche mit Private-Equity-Investoren über ein potenzielles Übernahmeangebot zu beenden“, teilte das Unternehmen ad hoc mit. Weitere Gespräche seien nicht im Interesse des Unternehmens, seiner Aktionäre und Mitarbeiter. 

In einer ersten Reaktion fiel der Kurs am Donnerstagmorgen um 7% auf 47,10 Euro. Schon seit geraumer Zeit konnte selbst die Übernahmefantasie dem Papier nicht mehr recht nach oben helfen. Erst kürzlich mussten die Düsseldorfer erneut eine Gewinnwarnung verschicken.

Kapitalmarkttag am 15. Oktober

Spekulationen um einen möglichen Verkauf des Unternehmens an eine oder mehrere Beteiligungsgesellschaften hatten sich seit Jahresbeginn gehalten. Anfang Februar bestätigte der Verpackungshersteller für die Pharma- und Kosmetikindustrie Gespräche mit Finanzinvestoren. Zunächst galten die Investoren Warburg Pincus und KKR als interessiert, die Rede war von einer Offerte von etwa 90 Euro je Aktie. Nach dem Ausstieg von KKR hatte sich Warburg Pincus mit KPS Capital Partners verbündet. Berichten zufolge wollten sie ein Gebot „in den 70ern“ abgeben.

Noch im Juni hatte KPS Berichte dementiert, wonach der Investor aus dem Bieterkreis ausgestiegen sei. Die Investmentbank Morgan Stanley und die Kanzlei Hengeler Mueller standen Gerresheimer in den Gesprächen beratend zur Seite.

„Unser Fokus liegt weiterhin klar auf dem operativen Geschäft und der konsequenten Umsetzung unserer Unternehmensstrategie, um das Unternehmen auf einen nachhaltig profitablen Wachstumskurs zu führen“, sagte Vorstandschef Dietmar Siemssen. Den einst für Ende 2024 angekündigten Kapitalmarkttag will Gerresheimer nun am 15. Oktober veranstalten. Spätestens bis dahin soll feststehen, wie es mit der Formglas-Sparte (Moulded Glass) weitergeht. Dann soll auch die neue Segmentierung nach der Übernahme von Bormioli Pharma vorgestellt werden.

Analysten blicken nach vorn

Gerresheimer müsse den Anlegern jetzt eine neue Langfristperspektive geben und sich dabei erreichbare Ziele setzen, kommentierte Barclays-Experte Gaurav Jain. Delphine Le Louet von Bernstein Research schrieb, das Management nehme die Dinge nun wieder selbst in die Hand und gehe endlich wieder in eine gemeinsame Richtung. Nach dem Kurseinbruch der vergangenen Monate müsse das Geschäft aber wieder in Schwung gebracht und ein Weg zurück zu Wachstum gefunden werden. Nachdem Gespräche mit Finanzinvestoren über ein mögliches Übernahmeangebot beendet worden seien und die strategische Überprüfung des Moulded-Glass-Geschäfts beschleunigt werden solle, werde der Kapitalmarkttag sehr wichtig für die weitere Kursentwicklung, schrieb James Vane-Tempest.

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