Wettbewerbsrecht

Google akzeptiert Millionenstrafe in Frankreich

Google ändert seine weltweiten Werbepraktiken nach einem wegweisenden Vergleich mit den französischen Wettbewerbshütern. Dies könnte die Position der Verlage im Kampf gegen US-Technologieriesen wie Google und Facebook um lukrative Werbung stärken.

Google akzeptiert Millionenstrafe in Frankreich

Reuters/dpa-afx Paris

Google ändert seine weltweiten Werbepraktiken nach einem wegweisenden Vergleich mit den französischen Wettbewerbshütern. Dies könnte die Position der Verlage im Kampf gegen US-Technologieriesen wie Google und Facebook um lukrative Werbung stärken.

220 Mill. Euro Bußgeld

Frankreichs Kartellamt teilte mit, Google zahle wegen Missbrauchs der marktbeherrschenden Stellung im Online-Werbegeschäft eine Strafe von 220 Mill. Euro. Mit dem weltgrößten Suchmaschinenanbieter sei ein Vergleich geschlossen worden, weswegen die Strafe geringer ausgefallen sei, sagte Behördenchefin Isabelle de Silva. Demnach stimmte Google zu, einige ihrer Praktiken im automatisiert ablaufenden Online-Werbegeschäft zu ändern.

Das Kartellamt war von mehreren Verlagsgruppen angerufen worden, darunter die News Corp. des internationalen Medienunternehmers Rupert Murdoch und der französische Figaro-Verlag. Sie warfen Google einen Missbrauch ihrer marktbeherrschenden Stellung vor.

Die Aufsichtsbehörde stellte fest, dass Googles Anzeigenmanagement-Plattform für große Verlage (Google Ad Manager) den firmeneigenen Online-Anzeigenmarktplatz (Google AdX) begünstige, auf dem Publi­sher in Echtzeit Werbeplätze an Werbetreibende verkaufen. Diese Praktiken seien „besonders schwerwiegend“, so die Wettbewerbshüter, weil unter den Benachteiligten auch Verlage seien, deren Wirtschaftsmodell durch den Rückgang des Verkaufs von Zeitungsabonnements sowieso ernsthaft geschwächt sei.

Im Zuge des Vergleichs verpflichtete sich Google laut dem Kartellamt, die Zusammenarbeit von Ad Manager mit konkurrierenden Ad-Servern und Plattformen zum Verkauf von Werbeflächen zu verbessern. Einige Änderungen würden bis zum ersten Quartal 2022 umgesetzt, erklärte die Behörde. Demnach werde der US-Konzern keine Berufung einlegen.

Google hat nach eigenen Angaben auch zugestimmt, es für Verlage einfacher zu machen, ihre Daten und Tools zu nutzen. „Wir werden diese Änderungen in den nächsten Monaten testen und weiterentwickeln, bevor wir sie breiter einführen, teilweise auch weltweit“, fügte das Unternehmen hinzu.

Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire begrüßte die kartellrechtliche Entscheidung. „Die Praktiken, die Google eingeführt hat, um seine eigenen Werbetechnologien zu begünstigen, haben sich auf Pressekonzerne ausgewirkt, deren Geschäftsmodell stark von Werbeeinnahmen abhängig ist“, sagte er.

13 Prozent vom Umsatz

Das Geschäft von Google mit der Vermittlung von Anzeigenverkäufen machte im vergangenen Jahr 13% des Umsatzes der Konzernmutter Alphabet in Höhe von knapp 183 Mrd. Dollar aus.

Die französische Wettbewerbsbehörde erinnerte daran, dass Unternehmen mit einer Stellung wie Google eine besondere Verantwortung hätten. „Diese sehr schwerwiegenden Praktiken benachteiligten den Wettbewerb auf dem aufstrebenden Online-Werbemarkt und ermöglichten es Google, seine marktbeherrschende Stellung nicht nur zu erhalten, sondern noch auszubauen“, sagte de Silva.