Biotechnologie

Harter Schlag für Morphosys

Die Ergebnisse des Lizenzpartners Roche für den Wirkstoff Gantenerumab gegen die Alzheimer-Krankheit enttäuschen. Ob Morphosys doch noch mit zumindest geringeren Einnahmen rechnen kann, ist offen.

Harter Schlag für Morphosys

jh München

Eine schlechte Nachricht vom Lizenzpartner Roche hat die Aktie von Morphosys schwer getroffen. Der Kurs des Biotechnologieunternehmens in Planegg bei München stürzte am Montag zeitweise um nahezu ein Drittel ab, zum Xetra-Schluss blieb ein Tagesverlust von 29,2% auf 14,80 Euro. Seit Beginn dieses Jahres hat sich der Kurs auf weniger als die Hälfte reduziert und liegt nun auf dem niedrigsten Niveau seit 2010.

Auslöser war die Nachricht des Schweizer Pharmakonzerns Roche, dass die Studien mit Gantenerumab, einem Wirkstoff gegen frühe Alzheimer-Erkrankung, enttäuschende Er­gebnisse brachten. Das Ziel sei nicht erreicht worden, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Der Aktienkurs von Roche gab an der Schweizer Börse vergleichsweise moderat um 4% nach.

Für den Konzern Roche hat das Scheitern eines Projekts relativ geringere betriebswirtschaftliche Folgen als für ein Unternehmen von der Größe von Morphosys. Gantenerumab galt als Hoffnungsträger, vor allem nachdem der US-amerikanische Konzern Biogen und sein japanischer Partner Eisai Ende September ermutigende Daten für ihren Alzheimer-Medikamentenkandidaten Lecanemab präsentiert hatten. Der Aktienkurs von Morphosys schoss an jenem Tag um mehr als 20% nach oben. Ein Misserfolg von Gantenerumab bedeutet für Morphosys ein Ausfall einer Umsatzbeteiligung (5,5 bis 7% der Nettoerlöse) und von Meilensteinzahlungen. An dem Antikörper Gantenerumab hatten Morphosys und Roche gemeinsam geforscht. Im September 2000 hatten beide eine Vereinbarung geschlossen, nach der Roche vollständig für die klinische Entwicklung und eine mögliche Vermarktung verantwortlich ist.

Ob Morphosys zumindest noch mit geringeren Einnahmen von Gantenerumab rechnen kann, ist offen. Die Studien zur frühen Alzheimer-Krankheit würden eingestellt, teilte eine Sprecherin von Roche mit. Über die nächsten Schritte einer Studie mit Gantenerumab zur Sekundärprävention der Krankheit würden vor dem Ende dieses Jahres Gespräche mit Prüfärzten geführt. Entscheidungen über zwei andere Studien treffe Roche mit der Universität Washington als Sponsor.

Jean-Paul Kress, der Vorstandsvorsitzende von Morphosys, äußerte sich mit Bedauern: „Wir sind über diese Ergebnisse enttäuscht, da jeden Tag Millionen von Menschen von Alzheimer betroffen sind.“ Die Enttäuschung der Aktionäre begründen Analysten auch damit, dass es kurzfristig keine Treiber für den Kurs von Morphosys gebe.

Die größten Hoffnungen setzt das Management auf Pelabresib, einen Wirkstoff gegen Knochenmarkkrebs. Geplant ist, dass die Daten der Phase-3-Studie im ersten Halbjahr 2024 veröffentlicht werden. 2025 soll das Medikament auf den Markt kommen und im Jahr darauf Morphosys in die Gewinnzone führen. Doch bis dahin dauert es noch relativ lange.

Zudem entwickelt sich das Ge­schäft mit Monjuvi, einem Medikament gegen Blutkrebs, schwächer als erwartet. Vor knapp vier Wochen hat Morphosys, wie berichtet, die Um­satzprognose abermals nach unten revidiert. Das Unternehmen vermarktet Monjuvi in den USA mit dem Partner Incyte.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.