Audi veräußert Mehrheit an Italdesign
Audi veräußert Mehrheit an Italdesign
Audi veräußert Mehrheit an Italdesign
Verkaufserlös soll bei 150 Mill. Euro liegen – VW-Konzern ringt um Investitionsplanung von 160 Mrd. Euro bis 2030 – Spekulationen um Desinvestitionen
bl/ste Mailand/Hamburg
Die VW-Tochter Audi verkauft die Mehrheit an Italdesign an eine Firma aus Kalifornien. Der Erlös soll bei 150 Mill. Euro liegen. Ein Tropfen auf den heißen Stein im VW-Konzern: In der Planungsrunde für die kommenden fünf Jahre geht es um ein Investitionsvolumen von 160 Mrd. Euro. Es gibt Spekulationen um Desinvestitionen.
Die VW-Tochter Audi verkauft die Mehrheit am Autodesigner Italdesign an das indisch-amerikanische Digital-Unternehmen UST Global. Zwar machte Audi keine Angaben über den Verkaufspreis und die Höhe des verkauften Anteils. Doch Gerüchten zufolge gibt Audi zwei Drittel der Anteile ab und erlöst daraus um die 150 Mill. Euro.
Spekulationen über einen Verkauf kursierten schon länger. Doch zuletzt hatte es in Italien geheißen, eine italienische Gruppe um den Autozulieferer Adler Pelzer und die staatliche Förderbank Cassa Depositi e Prestiti plane ein Gegenangebot.
Was macht Rom?
Formal gehört Italdesign zur Audi-Tochter Lamborghini. Auch der Motorradproduzenten Ducati ist Teil der italienischen Audi-Aktivitäten. Nach Informationen der Börsen-Zeitung ist eine Veräußerung dieser beiden Marken derzeit kein Thema. Rom könnte aber den Verkauf an UST über die Golden-Power-Regelung verhindern.
Design von Passat, Golf und DeLorean
Italdesign gilt als eine der renommiertesten italienischen Design-Schmieden. Das 1968 von Giorgetto Giugiaro und Aldo Mantovani gegründete Unternehmen entwarf Erfolgsmodelle wie VW Golf und Passat oder den legendären DeLorean DMC 12, bekannt aus dem Film „Zurück in die Zukunft“. 2010 erwarb die VW-Tochter Audi zunächst die Mehrheit und später das ganze Unternehmen.
Italdesign setzte 2024 etwa 330 Mill. Euro um und erzielte einen Gewinn von 30 Mill. Euro. Das Unternehmen beschäftigt 1.300 Mitarbeiter und entwickelt Kleinserien wie den Super-Boliden Nissan GT-R50 sowie Komponenten und Verbundwerkstoffe.
Kundenbasis zu eng
Doch die geplante Diversifizierung der Kundenstruktur ist nicht gelungen. Mehr als 70% der Aufträge kommen aus dem VW-Konzern. Das soll sich mit dem neuen Eigner ändern: Ziel sei es auch, die internationale Präsenz von Italdesign zu stärken, heißt es in einer Audi-Mitteilung. Die VW-Tochter werde langfristig ein strategischer Partner und wichtiger Kunde bleiben.
Gerade erst ist die italienische Stellantis-Robotik-Tochter Comau an One Equity Partners veräußert worden. Der Nutzfahrzeug-Produzent Iveco wurde vor wenigen Wochen an die indische Tata verkauft. Bereits 2019 hatte der damalige Fiat-Konzern FCA den Komponentenhersteller Magneti Marelli, der kürzlich einen Insolvenzantrag nach Chapter 11 gestellt hat, abgegeben. Und beim börsennotierten Italdesign-Konkurrenten Pininfarina ist CEO Silvio Angori nach 19 Jahren an der Spitze kürzlich zurückgetreten. Zur Begründung wurden „strategische Differenzen“ mit dem indischen Mehrheitsaktionär Mahindra genannt.
Spekulation über Desinvestitionen
Italdesign gehörte zu den Beteiligungen innerhalb des VW-Konzerns, bei denen seit geraumer Zeit über eine Veräußerung oder über Partnerschaften spekuliert wird. Zu diesen zählen unter anderem auch die erst 2024 vollständig von Porsche übernommene IT-Beratung MHP, der 2022 gestartete Batteriehersteller Powerco sowie der Hersteller von Schiffsmotoren und Turbinenmaschinen, Everllence (ehemals MAN Energy Solutions). Die Debatte über mögliche Desinvestitionen im VW-Konzern hat sich im Zuge von Berichten über eine Milliardenlücke in der Finanzplanung zuletzt belebt.
Konzerninsidern zufolge fehlten 2026 beim Netto-Cashflow 11 bis 12 Mrd. Euro. Werde die Lücke nicht geschlossen, könnten Ratingagenturen die Bonitätsnoten herabstufen mit der Folge, dass sich die Aufnahme von Fremdmitteln verteuern würde. Sorgen innerhalb des Konzerns bereiten vor allem die Premiummarke Audi und die Sportwagentochter Porsche – auch ohne in diesem Jahr belastende Sondereffekte durch erhöhte US-Importzölle oder die Anpassung der Produktstrategie.
Weitere massive Sparmaßnahmen stehen im Raum: So warnte der Betriebsrat von Porsche in diesen Tagen vor einer Verlagerung von Arbeit aus Deutschland. Jeder vierte Arbeitsplatz stehe auf dem Spiel. Die einstige Ertragsperle des VW-Konzerns hatte erst im Februar einen Abbau von 1.900 Arbeitsplätzen in Deutschland bis 2029 verkündet. Auch Audi hatte im März einen Wegfall von 7.500 Stellen in Deutschland bis Ende 2029 bekannt gegeben.
Volumen sinkt
Vor diesem Hintergrund traf sich der VW-Aufsichtsrat am Donnerstag erneut, um über die jährliche Investitionsplanung des Vorstands für die kommenden fünf Jahre zu beraten. Zu wesentlichen Inhalten der Planung äußerte sich Europas größter Autobauer nicht. VW-Konzernchef Oliver Blume hatte in einem am 5. Dezember erschienenen Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ ein Investitionsvolumen von 160 Mrd. Euro angekündigt – 5 Mrd. bzw. 20 Mrd. Euro weniger als in den beiden vorherigen Planungsrunden.
Dabei unterstrich Blume die Bedeutung einer eigenen Batteriezellfertigung. Im Zuge eines langsamer als erwartet voranschreitenden Hochlaufs der Elektromobilität hatte VW das Budget für das Batteriegeschäft in den vergangenen Planungsrunden bereits von zunächst 15 Mrd. auf unter 10 Mrd. Euro reduziert. Details der aktuellen Investitionsplanung wird der VW-Konzern voraussichtlich im kommenden Jahr im Zuge seiner Bilanzberichterstattung vorstellen.
