IPO

Investoren skeptisch gegenüber Ionos

Das geplante IPO von Ionos findet bei Investoren ein geteiltes Echo. Während das Geschäftsmodell und die Wachstumschancen des Webhosters grundsätzlich positiv bewertet werden, stößt der dominierende Einfluss des Großaktionärs United Internet den Anlegern sauer auf.

Investoren skeptisch gegenüber Ionos

hei Frankfurt

Börsenkandidat Ionos, der sich anschickt, mit einer milliardenschweren Emission das Fenster zum Kapitalmarkt aufzustoßen, findet zur angestrebten Bewertung bei deutschen Institutionellen nicht unbedingt Anklang. Der Webhoster, der noch zu drei Vierteln im Besitz von United Internet ist, misst sich insbesondere am direkten börsennotierten US-Wettbewerber Go­daddy, der für 2023 mit dem 14-fachen operativen Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) bewertet wird. Die Analysten von J.P. Morgan, die zum Konsortium gehört, gehen für Ionos im laufenden Jahr von einem bereinigten Ebitda von 379 Mill. Euro aus, nach 349 Mill. Euro, die für 2022 erwartet werden. Das Multiple von Godaddy entspricht dabei der Bank zufolge auch dem Median der herangezogenen Peergroup, zu der unter anderem die Cloud-Player Digital Ocean und OVH sowie der Webhoster Squarespace gehören.

Damit käme Ionos zum Start auf eine Marktkapitalisierung von 4,9 Mrd. Euro, eine Zielgröße, die von Investoren hierzulande als ambitioniert angesehen wird. Nach Beginn der offiziellen Investor Education ist zu hören, dass für das IPO „ein angemessener Discount“ erwartet wird, zumal jüngste Tech-IPOs hierzulande wie Suse oder Teamviewer eher abschreckend wirken. Ionos, die mit 6 Millionen Kunden J.P. Morgan zufolge in sechs europäischen Märkten der führende Webhoster ist, überzeugt mit durchschnittlich 10 % Umsatzplus pro Jahr, das die Analysten bis 2027 jeweils unterstellen, mit einer guten Wachstumsstory. Auch dürfte insbesondere das Cloud-Geschäft, in dem die Zielgruppe der kleinen und mittelständischen Unternehmen noch großen  Nachholbedarf hat, doppelt so schnell wachsen. Dabei hat aus Investorensicht das Subskriptionsmodell für Webhosting und Cloud-Services besonderen Charme, weil es stetige planbare Erlöse entspricht. Weniger angetan sind die potenziellen Erstzeichner indes vom ebenfalls auf Sicht stetig anfallenden Werbeaufwand von jährlich bis 70 Mill. Euro, der das bereinigte Ebitda belastet. Es soll laut Konsortialbank dennoch jährlich durchschnittlich um 13 % wachsen, wobei die Marge aber erst 2027 wieder die 30 % überschreitet.

Wie bisher kolportiert wird, geben bei dem geplante IPO von Ionos nur die Altaktionäre United Internet und der Finanzinvestor Warburg Pincus Anteile ab. Obwohl gegenüber Investoren von einer „Währung für M&A“ für den Webhoster die Rede ist, soll es zunächst keine Kapitalerhöhung geben. United Internet will auf jeden Fall dauerhaft die Mehrheit behalten. Das stößt bei den Institutionellen auf Kritik. Sie hätten begrüßt, wenn das IPO mit frischen Mitteln für das Unternehmenswachstum einhergehen würde. Besonders kritisch sehen Fondsmanager infolgedessen die Governance-Struktur von Ionos, die auf Sicht durch den Großaktionär United Internet beherrscht wird. Dieser steht ohnehin im Ruf, auf die Interessen des Streubesitzes grundsätzlich keine Rücksicht zu nehmen. So hat der Entschluss des Internetkonzerns, beim Mobilfunkstandard 5G als Netzbetreiber einzusteigen, bei United Internet selbst und der börsennotierten Tochter 1&1 dazu geführt, dass die Dividende gestrichen wurde.

Dividendenzahlungen plant auch die cashflowstarke Ionos nicht. Das Unternehmen, das im ersten Halbjahr 2022 für rund ein Fünftel vom Konzernumsatz von United Internet stand sowie für ein Viertel vom Ebitda, wird von der Mutter weiterhin voll konsolidiert, so dass diese vollen Zugriff auf den Cashflow hat.

Außerdem verfügt Ionos über ein Gesellschafterdarlehen der Mutter von 1,27 Mrd. Euro, das mit 6,75 % jährlich verzinst ist. Auf diese Weise, so heißt es bei den Anlegern, erhalte United Internet Zinszahlungen, während die außenstehenden Aktionäre ohne reguläre Dividende leer ausgehen würden.

Der Webhoster will seine Anteilscheine nur in Deutschland in einem öffentlichen Angebot veräußern. International ist eine Privatplatzierung vorgesehen.