Japans KI-Einhorn Sakana AI nähert sich Börsengang
Japans KI-Einhorn Sakana AI nähert sich Börsengang
Start-up stellt KI-Modell mit menschlicher Denkweise vor – Vertrag mit MUFG Bank für KI-Agenten
mf Tokio
Das japanische KI-Start-up Sakana AI hat eine neuartige KI-Modellarchitektur namens Continuous Thought Machines vorgestellt und damit seine Ambitionen auf einen Börsengang in Tokio unterstrichen, der noch in diesem Jahr stattfinden könnte. Dieser neue, flexiblere Typ von KI-Sprachmodell geht wie ein Mensch an kognitive Probleme heran. Statt wie die vorherrschenden Transformer-Modelle – der Buchstabe „T“ in ChatGPT steht für Transformer – alle Eingaben auf einmal zu verarbeiten, rechnen solche Modelle ein kognitives Problem in einzelnen Schritten durch und synchronisieren die Ergebnisse. Dadurch lässt sich von außen nachvollziehen, wie das System „denkt“. Zudem verbrauchen solche Modelle weniger Strom.
Zwei KI-Profis als Gründer
Sakana – das japanische Wort für Fisch – erreichte nur 14 Monate nach der Gründung im Juli 2023 eine Bewertung von über 1 Mrd. Dollar und damit den begehrten Einhorn-Status. So schnell war das bis dato noch keinem anderen japanischen Start-up gelungen. Die drei Gründer Llion Jones, David Ha und Ren Ito beschreiben Sakana als „Weltklasse-Forschungslabor für generative KI“. Jones entwickelte zuvor bei Google die Transformers-Architektur mit, auf der ChatGPT basiert. CEO Ha zählte zu den führenden Köpfen in Googles Deep-Learning-Sparte und führte das britische Start-up Stability AI, das mit dem Text-Bild-Generator Stable Diffusion reüssierte.
Zu den ersten Kapitalgebern gehörten Lex Capital und Khosla Ventures aus dem Silicon Valley, die Telekomriesen NTT und KDDI sowie Sony. Im September 2024 stieg dann Nvidia ein, seitdem erhält Sakana bevorzugten Zugang zu den neuesten KI-Chips. Danach stiegen auch japanische Banken, Versicherer und Handelshäuser als strategische Investoren ein. Insgesamt sammelte Sakana bisher 30 Mrd. Yen (185 Mill. Euro) an Risikokapital ein. Die Hauptgeschäftsidee ist die Entwicklung eines dezentralen, energieeffizienten KI-Grundmodells, das bestehende Modelle zusammenführt.
KI-Modell fürs Smartphone
Sakanas „kleines“ Sprachmodell habe nur 2 Mrd. Parameter, berichtete Ha vergangene Woche vor Journalisten. „Aber es hat ähnliche Eigenschaften wie ein Modell, das 50-mal größer ist, und dient als Plattform für eine KI, die für personalisierte Aufgaben geeignet ist“, sagte Ha. Sie könnte auf einem Smartphone ohne Schnittstellen nach außen laufen, sodass die Nutzer ihrer KI die intimsten Geheimnisse anvertrauen könnten. „Man möchte ja nicht, dass solche Informationen für Werbezwecke oder an ausländische Server weitergeleitet werden“, meinte Ha.
Am Montag schloss das Start-up einen hochkarätigen Vertrag für seine KI-Agenten ab. Sakana AI wird für Japans größte Finanzgruppe MUFG KI-Agenten im Wert von 5 Mrd. Yen (31 Mill. Euro) bereitstellen. KI-Agenten sind Systeme, die bestimmte Aufgaben autonom lösen und durch eine Bündelung komplexe Aufgabe erledigen können. Mitbegründer Ren Ito wird MUFG für die kosteneffizientesten Anwendungen von KI-Agenten beraten. Darüber hinaus arbeitet Sakana an zwei Projekten für das Verteidigungsministerium in Tokio: Ein Modell simuliert die Ausbreitung eines gefährlichen Virus, ein anderes identifiziert falsche KI-generierte Bilder zur Desinformation etwa nach Naturkatastrophen.