Private Equity

KKR blitzt beim Datagroup-Streubesitz ab – Delisting dennoch geplant

KKR übernimmt Datagroup mit nur 67% der Anteile und plant, den schwäbischen IT-Dienstleister von der Börse zu nehmen. Die meisten Streubesitzaktionäre haben den Finanzinvestor trotz einer versüßten Offerte abblitzen lassen. Firmengründer Max Hans Hermann Schaber bleibt derweil an Bord.

KKR blitzt beim Datagroup-Streubesitz ab – Delisting dennoch geplant

KKR blitzt beim Datagroup-Streubesitz ab

Finanzinvestor erreicht nur Annahmequote von zwei Dritteln – Delisting der IT-Firma soll dennoch kommen

KKR übernimmt Datagroup mit nur 67% der Anteile und plant, den schwäbischen IT-Dienstleister von der Börse zu nehmen. Die meisten Streubesitzaktionäre haben den Finanzinvestor trotz einer versüßten Offerte abblitzen lassen. Firmengründer Max Hans Hermann Schaber bleibt derweil an Bord.

cru Frankfurt

KKR treibt die Übernahme und das Delisting des schwäbischen IT-Dienstleisters Datagroup ohne die Unterstützung eines großen Teils der Streubesitzaktionäre voran. Die Annahmefrist für die öffentliche Offerte des Finanzinvestors für alle ausstehenden Datagroup-Aktien sei abgelaufen, und das Angebot werde zu 54 Euro je Aktie in bar abgewickelt, teilte die Private-Equity-Firma mit. Man habe sich 5.593.847 Aktien gesichert, was 67% der Anteile entspreche. Der Zeitpunkt des Vollzugs sei noch offen.

Damit ist KKR mit der Strategie gescheitert, eine Mehrheit der Streubesitzaktionäre mit einem für den Fall des Erreichens bestimmter Annahmeschwellen höheren Angebotspreis zu locken. Schon vor der versüßten Offerte waren 59,4% der Aktien angedient worden. Es sind also nur 7,6 Prozentpunkte hinzugekommen.

Offerte war versüßt

Wenn bis zum Ende der Annahmefrist die Schwelle von 80% überschritten worden wäre, hätte KKR den Angebotspreis von 54 Euro auf 56,50 Euro je Aktie erhöht. Wenn mindestens 90% erreicht worden wären, hätte der Finanzinvestor 58 Euro pro Aktie gezahlt.

Der Kurs der Datagroup-Aktie reagierte am Montag mit einem Plus von 1,9% auf 59,40 Euro. Der Börsenwert des Unternehmens hat sich damit seit April, als auch die Investorenvereinbarung und die erste Offerte von KKR bekannt gegeben worden war, um die Hälfte auf rund 500 Mill. Euro erhöht.

Nur 67 Prozent erreicht

Indes wurde nur die geringe Annahmequote von 67% erreicht, obwohl Aufsichtsrat, Vorstand und Großaktionäre empfohlen haben, die Offerte der Private-Equity-Firma vom 16. April anzunehmen. Zugleich haben sie ihre persönlich gehaltenen Aktien bereits angedient. Der Löwenanteil stammt dabei von Datagroup-Aufsichtsratschef und Gründer Max Hans Hermann Schaber mit 54,5%.

Schaber wird auch künftig gemeinsam mit KKR die Kontrolle über die Datagroup behalten. Der Finanzinvestor und Datagroup haben vereinbart, dass das Delisting des IT-Dienstleisters unmittelbar nach Abwicklung des Angebots eingeleitet werden soll. Wann das genau erfolgt, hängt von den entsprechenden regulatorischen Freigaben ab. Ein separates Delisting-Angebot sei nicht erforderlich.

Gründer sieht „Schritt nach vorn“

Laut Schaber markiert das geplante Delisting „einen bedeutenden Schritt nach vorne für Datagroup und unsere Partnerschaft mit KKR“. Laut dem Vorstandsvorsitzenden Andreas Baresel will Datagroup nach der Übernahme das modulare IT-Service-Portfolio mit künstlicher Intelligenz erweitern. Laura Schröder, Managing Director bei KKR, erklärte, man werde die Zukunft der Datagroup langfristig gemeinsam gestalten.

In den vergangenen zehn Jahren haben sich laut der britischen Denkfabrik New Financial mehr als 1.600 börsennotierte europäische Unternehmen von der Börse zurückgezogen, nachdem sie aufgekauft wurden. Die Firmen bringen zusammen mehr als 2,6 Bill. Dollar auf die Waage. Der jüngste Fall in Deutschland ist die Compugroup Medical (CGM). Der Finanzinvestor CVC und die Eigentümerfamilie Gotthardt, die 50,1% hält, machen Ernst mit dem angekündigten Rückzug der Koblenzer Medizinsoftwarefirma von der Frankfurter Börse.

Bei der Heidelberger Softwarefirma SNP Schneider-Neureither traf ein Übernahmeangebot des Finanzinvestors Carlyle zuletzt ebenfalls auf wenig Gegenliebe bei den Streubesitzaktionären. Es reichte dennoch für einen Beherrschungsvertrag und den Abschied von der Börse.