Energie

Kosten drücken auf die Margen

Die steigenden Energiekosten lassen die Margen in vielen Branchen dramatisch sinken. Besonders Stahl- und Metallhersteller dürften staatliche Hilfen benötigen. K+S dagegen kommt ohne Unterstützung aus.

Kosten drücken auf die Margen

sar Frankfurt

Der Düngemittelhersteller K+S hat nach eigenen Angaben „eine hohe Planbarkeit bei den Energiekosten“. Das wäre in anderen Zeiten kaum eine Erwähnung wert, doch im aktuellen Umfeld sind die Kasseler damit eine Ausnahme. Für das kommende Jahr seien 90% des Erdgasbedarfs in Europa preislich fixiert, zu einem durchschnittlichen Erdgaspreis von 5 Cent/KWh, teilten die Kasseler am Montag mit. Damit bleibe „die volle Dividendenfähigkeit erhalten“. Große Mengen des Strombedarfs könne man zudem aus eigener Produktion abdecken. Von den staatlichen Hilfen zur Deckelung des Strom- und Gaspreises zum 1. Januar 2023 will der Konzern, der dank hoher Kalipreise auf ein Rekordjahr zusteuert, keinen Gebrauch machen.

Einen großen Teil der europäischen Unternehmen stellen die hohen Energiepreise dagegen vor große Herausforderungen. Einer aktuellen Untersuchung der Strategieberatung Strategy& zufolge dürften die steigenden Energiepreise in Europa für einen Profitabilitätsrückgang von rund 20 % sorgen. Dabei ergeben sich jedoch abhängig vom lokalen Energiemix und den Energiequellen teils deutliche Unterschiede zwischen den Ländern.

Besonders stark betreffen die hohen Preise die energieintensive Fertigungsindustrie, die im Branchenvergleich zudem von einem eher niedrigen Margenniveau kommt. Europaweit könnte die Gewinnmarge im verarbeitenden Gewerbe um 46 % zurückgehen, prognostiziert Strategy&. In Deutschland beträgt der prognostizierte Rückgang sogar 59 %. Deutlich stärker als in den Nachbarländern leiden hierzulande die Unternehmen aus Hotellerie und Gastronomie, ihnen droht ein Rückgang der Gewinnmarge um 67 % (EU gesamt 35 %).

EU-weit sehen die Studienautoren Produzenten von Grundmetallen wie Stahl als besonders gefährdet an: Die Stahlproduktion könnte in Länder mit niedrigeren Energiekosten ab­wan­dern, sofern sie keinen Zugang zu günstigeren Energiequellen erhält. Massive staatliche Eingriffe seien unvermeidbar, meinen die Studienautoren. Auch Unternehmen aus der Chemiebranche müssten durch kurzfristige Einsparungen und Um­stellungen im Produktionsprozess gegensteuern, um einen kritischen Margeneinbruch zu vermeiden. Viele dürften dabei ebenfalls staatliche Unterstützung benötigen.

Im europaweiten Vergleich steigen die variablen Produktionskosten in Deutschland etwas weniger stark an als im EU-Durchschnitt, doch auch hier stehen einige Branchen den Berechnungen zufolge vor großen Veränderungen. Am stärksten ist das Plus bei den Produktionskosten demnach bei der Chemieindustrie (+43 %). Im europaweiten Vergleich steigen die variablen Produktionskosten in Polen und den Niederlanden am stärksten. Grund dafür ist der Energiemix der beiden Länder mit einer hohen Abhängigkeit von fossilen Energieträgern (Polen) und Gas (Niederlande). So müssen sich Metallproduzenten in Polen auf ein Plus der Produktionskosten von 147% einstellen. Für Chemieunternehmen verteuert sich die Produktion in Polen um 90 % und in den Niederlanden um 87 %. Langsamer als im EU-Durchschnitt steigen die Kosten in Frankreich und Spanien.