Autozulieferer

Krieg brockt Leoni operativen Verlust zum Jahresstart ein

Der Autozulieferer Leoni ist 2022 mit einem operativen Verlust gestartet. Ursache war dafür unter anderem der Ukraine-Krieg.

Krieg brockt Leoni operativen Verlust zum Jahresstart ein

sck München

– Nach zwei schwierigen Vorjahren hat der Autozulieferer Leoni einen schwachen Auftakt 2022 verzeichnet. Das Nürnberger Unternehmen verbuchte im ersten Quartal bei rückläufigen Erlösen einen operativen Fehlbetrag vor Sondereffekten.

Zum Wochenauftakt reagierten die Anleger auf die Nachricht vergrätzt. Die Aktie von Leoni brach im Xetra-Handel zeitweise um 7,6% auf 8,25 Euro ein.

Zuvor teilten die Franken am Freitagabend nach Börsenschluss ad hoc mit, dass nach vorläufigen Berechnungen das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im ersten Dreimonatsabschnitt bei −17 Mill. Euro lag nach einem operativen Gewinn von 29 Mill. Euro ein Jahr zuvor.

Neben Konsolidierungseffekten nannte der Vorstand „erhebliche Er­gebnisbelastungen aufgrund gestiegener Rohmaterial-, Logistik- und Energiekosten“ als Gründe für das tiefrote Zwischenergebnis. Diese Mehraufwendungen hätten noch nicht an die Abnehmer weitergereicht werden können, so Leoni.

Notfall mit Kabelbäumen

Zusätzlich belasteten nach Unternehmensangaben „eine anhaltend hohe Volatilität der Kundenabrufe aufgrund von Störungen in den globalen Lieferketten vor allem durch die Halbleiterkrise sowie die Folgen des Krieges in der Ukraine“.

Aufgrund des Angriffskriegs von Russland gegen das Nachbarland war Leoni aus Sicherheitsgründen gezwungen, zwei Werke in der Westukraine zu schließen. Dadurch fiel die Lieferung von dringend benötigten Kabelbäumen für einige Autohersteller aus. BMW zum Beispiel musste ihre Produktion an einigen Standorten zeitweise drosseln bzw. völlig stoppen. Die notwendige Aufbau von Ersatzkapazitäten in der Fertigung von Kabelbäumen an anderen Konzernstandorten verursachte bei Leoni Zusatzaufwendungen. Dadurch fiel das gemeldete operative Defizit höher aus als von Analysten erwartet. Nach Angaben von Leoni rechneten diese im Schnitt mit −8 Mill. Euro.

Verkaufserlös hilft

Derweil schrumpfte der Konzernumsatz von Januar bis März auf 1,26 (i.V. 1,35) Mrd. Euro. Leoni führte das überwiegend auf den Verkauf ihres zur Kabelsparte gehörenden Industriegeschäfts zurück. Im Oktober vergangenen Jahres veräußerte der Vorstand diesen Bereich an den Investor Bizlink, um Leoni mit den Veräußerungserlösen finanziell zu stabilisieren. Aufgrund des Mittelzuflusses von 314 Mill. Euro erwirtschaftete Leoni im ersten Quartal ein berichtetes Ebit von 75 (58) Mill. Euro. Allerdings fiel dieser Zuwachs geringer aus als vom Markt prognostiziert. Analysten rechneten mit 114 Mill. Euro.

Infolge der Transaktion drehte der freie Cashflow mit 105 Mill. Euro ins Plus nach −100 Mill. Euro ein Jahr zuvor. Ohne diesen positiven Effekt wäre der freie Cashflow „deutlich negativ“ ausgefallen, räumte der Konzern ein. „Ursächlich war neben saisonalen Effekten und dem geringeren Ergebnis insbesondere der weiter gestiegene Kupferpreis, der zu einem deutlichen Anstieg des Working Capital führte.“

Leoni veröffentlicht ihren Zwischenbericht zum ersten Quartal am 11. Mai.

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