Konjunktur

Materialmangel bremst Bauwirtschaft aus

Verzögerte oder ausbleibende Zulieferungen führen am Bau preisbereinigt zu Umsatzeinbußen von 6% in diesem Jahr. Im zweiten Quartal 2022 sollten die Lieferketten wieder laufen, hofft die Branche.

Materialmangel bremst Bauwirtschaft aus

hek Frankfurt – Die deutsche Bauwirtschaft geht davon aus, dass die Engpässe in den Zulieferungen im Frühjahr 2022 weitgehend behoben sein werden. Der Gipfel der Dynamik bei den Einkaufspreisen wichtiger Materialien scheine inzwischen überschritten, teilen die Spitzenverbände HDB (Hauptverband der Deutschen Bauindustrie) und ZDB (Zentralverband des deutschen Baugewerbes) mit. Der Anstieg werde sich aber nicht vollständig zurückentwickeln, sagt HDB-Präsident Peter Hübner. Das werde auch 2022 die Baupreise treiben.

Nach einer starken Verteuerung von 6,5% im laufenden Jahr rechnen die Verbände für 2022 mit 4% Preisanstieg. In den vergangenen Monaten waren Holz, Baustahl, Dämmstoffe und anderes Material knapp geworden. Ursachen waren unter anderem begrenzte Transportkapazitäten und hohe internationale Nachfrage. „Im zweiten Quartal kommenden Jahres sollten die Lieferketten wieder vernünftig laufen“, hofft ZDB-Präsident Reinhard Quast.

Für das neue Jahr zeigen sich die Spitzenverbände verhalten optimistisch. Sie rechnen mit einer Ausweitung des Branchenumsatzes um nominal 5,5% auf 151 Mrd. Euro. Inflationsbereinigt verbleibt damit ein Umsatzplus von 1,5%. Bei den Mitarbeitern sei mit einem Aufbau um 10000 auf 915000 Beschäftigte zu rechnen. „Alles in allem bleibt die Bauwirtschaft Stützpfeiler der Konjunktur in Deutschland“, sagt Quast.

Im laufenden Jahr hätten die Unternehmen mit den Nebenwirkungen der Pandemie zu kämpfen, sagt Quast unter Verweis auf gestörte Lieferketten, Mangel an Baumaterialien und höhere Einkaufspreise. Das habe die Abarbeitung der hohen Auftragsbestände behindert. Folglich kam der Umsatz 2021 im Vergleich zum Vorjahr­ nur leicht um 0,5% auf 143,5 Mrd. Euro voran. Abzüglich der Preissteigerungen schrumpften die Erlöse in realer Rechnung deutlich um 6%. Einen ähnlich heftigen Einbruch gab es zuletzt 2004 und 2005. Auch 2007 war ein Einbruch um 6,1% zu verzeichnen, für den aber vor allem die Mehrwertsteueranhebung zum Jahresanfang um 3 Prozentpunkte verantwortlich war, die dazu führte, dass Abrechnungen auf 2006 vorgezogen wurden.

Zum Koalitionsvertrag der rot-gelb-grünen Regierung äußern sich die Verbände weitgehend positiv. Die von 2% auf 3% erhöhte lineare Abschreibung im Wohnungsbau wird ebenso begrüßt wie die angestrebte Modernisierung der Infrastruktur und das „überraschend deutliche“ Bekenntnis, Genehmigungen zu beschleunigten und Bauvorschriften zu vereinheitlichen. „Die neue Bundesregierung kommt nicht am Bau vorbei und will das auch gar nicht“, sagt Hübner.

Das Ziel der Ampel-Koalition von jährlich 400000 neuen Wohnungen halten die Branchenvertreter allerdings für extrem ambitioniert. Dafür seien zusätzliche Kapazitäten sowie Konzepte wie serielles und modulares Bauen notwendig. Die Frage sei aber, ob es ausreichend bezahlbares Bauland gebe. „Da treiben die Kommunen oftmals Schindluder“, klagt Hübner. Es werde Gelände teuer an Projektentwickler verkauft, und anschließend gebe es Klagen, dass Bauen so teuer sei. Für 2022 erwarten die Verbände die Fertigstellung von 320000 Wohnungen nach 310000 im laufenden und knapp 306400 im vergangenen Jahr.