M&A

Kistenkonzern Ifco forciert Milliardendeal

Der Mehrwegkonzern Ifco bedient Einzelhändler in aller Welt mit wieder verwendbaren Kunststoffkisten. Jetzt bekommt das milliardenschwere Unternehmen aus Pullach ESG-interessierte Infrastrukturinvestoren als neue Eigentümer.

Kistenkonzern Ifco forciert Milliardendeal

Mehrwegkistenkonzern Ifco forciert Milliardendeal

Infrastrukturinvestoren bieten für 50-Prozent-Anteil von Abu Dhabi

cru Frankfurt

Der milliardenschwe-
re Mehrwegkistenkonzern Ifco bekommt neue Eigentümer. Der arabische Staatsfonds Adia (Abu Dhabi Investment Authority) hat seinen 50%-Anteil zum Verkauf gestellt. Bis Ende Juni werden unverbindliche Offerten für das schnell wachsende Unternehmen aus Pullach erwartet.

Zu den Interessenten zählen der Pensionsfonds CPP (Canada Pension Plan), der Infrastrukturinvestor Stonepeak sowie die Private-Equity-Firmen EQT, KKR und CVC. Das berichten drei mit der Sache vertraute Personen der Börsen-Zeitung. Adia-Sprecher Garry Nickson lehnte einen Kommentar auf Anfrage ab, ebenso wie Triton, CVC und KKR.

Finanzkreisen zufolge wird Ifco bei der Transaktion voraussichtlich mit bis zu 4 Mrd. Euro bewertet. Das wäre das Zehnfache des operativen Gewinns. Zweiter Eigentümer des Unternehmens ist der Finanzinvestor Triton, dem ebenfalls 50% gehören. Um den Deal kümmert sich federführend Triton-Partner Stephan Förschle. Aus Kreisen der Private-Equity-Firma verlautet, Triton selbst bleibe als Eigentümer von Ifco erhalten. Denkbar wäre allenfalls, dass nach einigen Jahren der neuere Triton Fund V die Anteile übernimmt. Mit dem Verkaufsprozess für den Adia-Anteil beauftragt sind Morgan Stanley und Bank of America.

Vom Logistikkonzern Brambles erworben

Triton und Adia hatten Ifco 2019 dem australischen Logistikkonzern Brambles für 2,5 Mrd. Dollar inklusive Schulden abgekauft. Vor allem Infrastrukturinvestoren schätzen die verlässlich im Voraus berechenbaren Einnahmen von Ifco. Der operative Gewinn (Ebitda) liegt laut Finanzkreisen bei fast 400 Mill. Euro.

Ifco – die Abkürzung steht für „International Food Container Organization“ – wurde 1992 gegründet und hat als erstes Unternehmen ein Pooling-System für wieder verwendbare Kunststoffbehälter (RPCs, Reusable Packaging Containers) für den Transport von frischen Produkten wie Obst, Gemüse und Meeresfrüchten angeboten. Hauptkonkurrenten sind Chep, Cabka und Repack.

Vorreiter der Kreislaufwirtschaft

Ifco gilt als Vorreiter der Kreislaufwirtschaft und bedient mit 395 Millionen zusammenklappbaren Kunststoffkisten 550 Einzelhändler in 50 Ländern. Mit dem umweltfreundlichen Mehrweg-Geschäftsmodell ist das Unternehmen besonders für Investoren interessant, die trotz der jüngsten Gegenbewegung in den USA auf ESG-Kriterien achten: „Ich sehe keine harte Abkehr vom Thema ESG in Europa“, sagt Michael Richthammer, Leiter der Abteilung Private Equity bei der Unternehmensberatung Bain.

Für die deutsche Industrie ist der Deal das Zeichen, dass ausländische Investoren dem hiesigen Mittelstand die Kraft zur Überwindung der schwierigen Lage zutrauen. Für Finanzinvestoren bedeutet der Deal ein Signal der Erleichterung, nachdem sie lange nicht in der Lage waren, Investoren ihren Einsatz zurückzuzahlen.

Erstmals seit Monaten gelingen in Deutschland Milliarden-Exits: Vor kurzem hat Triton den Rechenzentrenbelüfter Fläkt Group für 1,8 Mrd. Euro an Samsung verkauft, die Cybersecurity-Firma Hornetsecurity aus Hannover ging für einen Milliardenbetrag von Thoma Bravo an den US-Konkurrenten Proofpoint.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.