Im DatenraumEinkommensbesteuerung in der OECD

Inflation treibt effektive Steuersätze

Die hohen Inflationsraten der letzten zwei Jahre haben auch die Steuern und Abgaben auf Arbeit in vielen Ländern nach oben getrieben. In mehr als der Hälfte der OECD-Staaten sank 2023 das Nettoeinkommen.

Inflation treibt effektive Steuersätze

Einkommensbesteuerung in der OECD

Inflation treibt effektive Steuersätze

ahe Berlin

Der Abstand von Einkommenssteuer plus Sozialabgaben in Deutschland zum OECD-Durchschnitt ist leicht gesunken: Die OECD errechnete für 2023 einen Anteil von 47,9% für einen typischen deutschen Arbeitslohn. Im OECD-Schnitt waren es 34,8%. Ein Jahr zuvor lagen die beiden Zahlen noch 0,5 Prozentpunkte weiter auseinander. Größere Bewegungen in diesem Verhältnis sind aber schon seit vielen Jahren nicht festzustellen. Nicht geändert gegenüber 2022 hat sich zudem, dass Deutschland damit weiter auf Platz 2 der OECD-Tabelle steht. Wie im Vorjahr bleibt nur in Belgien noch weniger Netto vom Brutto, wo sich Steuern und Sozialabgaben sogar auf rund 53% summierten.

Wie aus der am Donnerstag veröffentlichten neuen OECD-Studie „Taxing Wages“ hervorgeht, hatten allerdings die hohen Inflationsraten der vergangenen zwei Jahre die Steuern und Abgaben auf Arbeit in vielen Ländern nach oben getrieben. Die effektiven Steuersätze erhöhten sich, was etwa das Nettoeinkommen Alleinstehender in 21 von 38 OECD-Staaten sinken ließ. Die Industriestaaten-Organisation verwies darauf, dass die Reallöhne in 18 Mitgliedsstaaten gesunken seien, obwohl die Nominallöhne im vergangenen Jahr in nahezu allen OECD-Ländern höher lagen. Es fehle aber in vielen Fällen an einer automatischen Inflationsanpassung des Steuersystems, hieß es. Und da der Steuersatz mit höherem Einkommen steige, komme es automatisch zu einer stärkeren Besteuerung. Auch verlieren Steuererleichterungen an Kaufkraft.

Was die neue Studie auch zeigt: Der Gender Pay Gap hat sich nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Industriestaaten insgesamt in der vergangenen Dekade verringert. Der durchschnittliche Unterschied in der Bezahlung von Männern und Frauen betrug demnach 2021 knapp 12% im OECD-Schnitt. 2010 waren es noch 14% und 2000 sogar 18%. Schlechter wurde die Situation für Frauen zuletzt übrigens in Frankreich und insbesondere der Türkei. Besonders groß ist in Deutschland unterdessen weiter die Steuer- und Abgabenlast von Singles und Familien – ganz anders als beispielsweise in Großbritannien oder Japan.

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