Konjunktur

Pleitezahlen steigen auch im April zweistellig

Im April sind zwar erneut mehr Unternehmen insolvent geworden, doch liegt die Fallzahl weiter auf Vor-Corona-Niveau. Überraschendes gibt es zu den Verbraucherinsolvenzen.

Pleitezahlen steigen auch im April zweistellig

Pleitezahlen
steigen auch im April
zweistellig

ba Frankfurt

Die geringfügig aufgehellte Konjunkturlage hat auf die Insolvenzzahlen noch keinerlei Auswirkungen: Im April sind erneut mehr Unternehmen in die Pleite gerutscht. Frühindikatoren signalisieren aber ein allmähliches Abebben des Anstiegs und die Fallzahlen liegen auf Vor-Corona-Niveau. Das derzeitige Insolvenzgeschehen werten Experten weiter als Normalisierung nach den Ausnahmeregelungen und Unterstützungsmaßnahmen während der Coronajahre.

Beschleunigter Anstieg

Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) stieg die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen im April um 28,5% zum Vorjahresmonat. Im März hatte es ein Plus von 12,3% gegeben. Damit verzeichnet Destatis seit Juni 2023 durchgängig zweistellige Zuwachsraten im Vorjahresvergleich. „Über einen längeren Zeitraum betrachtet liegt die Zahl der Regelinsolvenzen zwischen Mai 2023 und April 2024 jedoch in etwa auf dem Vor-Corona-Niveau des Zeitraums April 2019 bis März 2020“, betonten die Statistiker.

Die vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) erhobenen Frühindikatoren verweisen bereits auf sinkende Insolvenz­zahlen ab Mai, spätestens Juni. „Während die derzeit noch außergewöhnlich hohe Zahl an Insolvenzen besorg­niserregend wirkt, zeigen die Frühindikatoren klar in Richtung Entspannung“, erklärte IWH-Experte Steffen Müller.

Fast ein Drittel mehr Insolvenzen

Nachdem die Regelverfahren erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik einfließen und der tatsächliche Zeitpunkt des Insolvenzantrags in vielen Fällen etwa drei Monate davor liegt, weist Destatis erst endgültige Zahlen für Februar aus. Demzufolge meldeten die Amtsgerichte 1.785 beantragte Unternehmensinsolvenzen und damit 31,1% mehr als im Vorjahr. Im Vergleich zum Februar 2020, der noch nicht von Sonderregelungen und niedrigen Insolvenzzahlen geprägt war, bedeutet dies einen Anstieg um 16,7%.

Die Forderungen der Gläubiger aus den im Februar 2024 gemeldeten Unternehmensinsolvenzen bezifferten die Amtsgerichte auf rund 4,1 Mrd. Euro nach 3,5 Mrd. Euro bei den Januar-Insolvenzen. Im Februar vergangenen Jahres waren es noch rund 3,2 Mrd. Euro.

Die Verbraucherinsolvenzen kletterten im Jahresvergleich um 12,3% auf 5.795. Mit 5,65 Millionen liegt die Zahl überschuldeter Privatpersonen hierzulande allerdings weit hinter den Erwartungen seit der Verkürzung der Restschuldbefreiung im Jahr 2020 zurück, heißt es beim Berufsverband der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID). Ausschlaggebend dafür seien weiter die hohen bürokratischen Hürden bei der Antragstellung, die fehlende Digitalisierung der Verfahren und die Lücken in Ausstattung und Verfügbarkeit von Beratungsangeboten, wie VID-Chef Christoph Niering erklärt.

Verkehr und Lagerei weiter vorne

Unverändert war der Bereich Verkehr und Lagerei mit 9,0 Fällen je 10.000 Unternehmen am stärksten von Insolvenzen betroffen. Danach folgten Destatis zufolge das verarbeitende Gewerbe sowie das Baugewerbe mit je 8,0 Fällen und die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen − zu denen etwa Zeitarbeitsfirmen gehören − mit 7,4 Fällen je 10.000 Unternehmen. Insgesamt gab es im Februar 5,2 Insolvenzen bezogen auf 10.000 Unternehmen. Die hohe Fallzahl in der Bau- und Immobilienbranche erklärt Insolvenzverwalter Niering damit, dass eine Reihe von Unternehmen in Großprojekten steckten, denen aber auf dem Weg der Fertigstellung die Liquidität ausgegangen sei. „Obwohl die Nachfrage wieder anzieht, warten viele Kunden noch auf günstigere Preise, um neue Bauvorhaben zu starten.“

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