Flugzeugtriebwerkhersteller

MTU Aero Engines trotzt der Krise

Der Triebwerkbauer MTU ist gut ins Jahr 2022 gestartet. Mehrkosten infolge des Ukraine-Kriegs konnte der Dax-Konzern mit einem Umsatz- und Gewinnschub überkompensieren.

MTU Aero Engines trotzt der Krise

sck München – Nach einer Erholung 2021 von der pandemiebedingten Luftfahrtkrise ist der Flugzeugtriebwerkhersteller MTU Aero Engines schwungvoll ins Jahr 2022 gestartet. Der Münchner Dax-Konzern konnte die Belastungen infolge des Ukraine-Kriegs gut wegstecken. Im ersten Quartal erlöste und verdiente das Unternehmen mehr, als Analysten erwartet hatten.

Trotz anhaltender Unsicherheiten aufgrund gestörter Lieferketten und umfangreicher Covid-Lockdowns in China halten Vorstandschef Reiner Winkler und Finanzvorstand Peter Kameritsch vorerst an ihrer Wachstumsprognose für den laufenden 12-Monats-Berichtsturnus fest.

Lager „weitgehend gefüllt“

„Wenn China im Lockdown bleibt, spüren wir das in diesem Jahr auch“, sagte der CFO in einer Telefonkonferenz mit Journalisten zur Vorlage des Zwischenberichts. Kameritsch zufolge hängt der Jahresausblick vor allem davon ab, wie sich die Lage in der Volksrepublik entwickelt. Peking betreibt weiterhin eine strenge Null-Covid-Politik. Das sei das „größte Risiko“ für MTU, so der CFO. „Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Kriegs in der Ukraine beobachten wir kontinuierlich. Falls nötig, werden wir unseren Ausblick anpassen“, warnte Winkler.

Zum Thema Rohstoffversorgung gab der CEO unterdessen Entwarnung. Die Lager seien für dieses Jahr weitgehend gefüllt, berichtete Winkler. Auch die Versorgung mit kritischen Rohstoffen sei sichergestellt. „Wir beziehen nur geringe Mengen unseres Titanbedarfs aus Russland.“ Dem Vorstandsvorsitzenden zufolge könnten die USA und Kanada die eingestellte Titan-Beschaffung aus Russland abdecken. MTU bezieht bislang 10% ihrer Titan-Einkäufe aus Russland.

Die Wirtschaftssanktionen gegen den Kreml wegen des Angriffskriegs belasten den Konzern bilanziell. MTU schrieb eine seit 2012 bestehende Programm-Kooperation mit der russischen Luftfahrtholding Irkut vollständig ab – vor allem wegen des Antriebs für den russischen Mittelstreckenjet Irkut MS-21, an dem MTU mitgearbeitet hat. Das führte zu Wertberichtigungen von 40 Mill. Euro. Zusammen mit abgeschriebenen Forderungen verbuchte MTU wegen der Sanktionen Mehrkosten von insgesamt 52 Mill. Euro.

Letztere konnte das Unternehmen mit einem Umsatz- und Ergebnissprung gut wegstecken. Von Januar bis März steigerte MTU ihren Umsatz um nahezu ein Fünftel auf 1,2 Mrd. Euro. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte überproportional um über die Hälfte auf 131 Mill. Euro zu. Der Konzern steigerte dadurch die operative Marge um 2,4 Prozentpunkte auf 11,1%. Nach Steuern blieben als Gewinn 93 (i.V. 58) Mill. Euro hängen.

MTU übertraf damit die Markterwartungen deutlich. Analysten gingen im Schnitt von einem (bereinigten) Ebit von 118 Mill. Euro und einem Umsatz von 1,15 Mrd. Euro aus. Die Anleger nahmen die Nachrichten aus der MTU-Zentrale wohlwollend auf. Zum Wochenschluss gewann die Aktie von MTU zeitweise 4,3% auf 202,80 Euro an Wert.

Günstigerer Auftragsmix

Für den Erlösschub sorgte vor allem der Militärbereich (+25% auf 108 Mill. Euro). Der CEO führte das auf vom Jahresschlussquartal 2021 ins neue Jahr verschobene Auslieferungen von Triebwerken für Kampfflugzeuge vom Typ Eurofighter zurück. Die Erlöse in der Instandhaltung von Triebwerken zivile Verkehrsmaschinen legten um 21% auf 819 Mill. Euro zu.

Das zivile Seriengeschäft steuerte Erlöse von 250 Mill. Euro (+11%) bei. Der CFO erklärte den Gewinnsprung mit einem gestiegen Anteil von margenstarken Aktivitäten. „Der Mix aus höherem Militär- und Ersatzteilgeschäft bei gleichzeitig rückläufigem Seriengeschäft führte zu diesem deutlichen Ergebnisplus“, sagte Kameritsch. Die Konzernführung peilt für das laufende Jahr einen Umsatzzuwachs in einer Spanne zwischen 5,2 und 5,4 (4,2) Mrd. Euro an. Beim bereinigten Ebit hat das Management ein Plus von rund 25% im Visier. Das wäre ein Anstieg um 117 Mill. auf 585 Mill. Euro.

MTU Aero Engines
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal       
in Mill. Euro20222021
Umsatz1180989
Ebit *)13186
 in % vom Umsatz11,18,7
F&E-Aufwand6347
Nettoergebnis *)9358
Freier Cashflow134106
Investitionen3823
Liquide Mittel837836
Mitarbeiter (Anzahl)10 68310 216
*) bereinigtBörsen-Zeitung