Opel-Mutter Stellantis warnt vor Milliardenverlust
Opel-Mutter Stellantis warnt vor Milliardenverlust
Hohe Abschreibungen und US-Strafzölle sorgen für rote Zahlen – Überkapazitäten in Nordamerika
wü Paris
Nach Renault hat nun auch die Opel-Mutter Stellantis eine Warnung abgegeben. Der Automobilkonzern meldete gut eine Woche vor der Veröffentlichung der Halbjahresbilanz einen Milliardenverlust für die ersten sechs Monate 2025. Schuld daran sind neben den Strafzöllen der neuen US-Regierung hohe Restrukturierungskosten und anhaltende Probleme auf dem nordamerikanischen Markt, aber auch Schwierigkeiten in Europa.
Wegen der durch die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump ausgelösten Unsicherheiten hatte der 2021 aus der Fusion von PSA und Fiat-Chrysler entstandene Konzern im April die Prognose für das Gesamtjahr gestrichen. Stellantis ist eine der Automobilgruppen, die laut Experten am stärksten von den Strafzöllen getroffen werden. Letztes Jahr hat sie mehr als 40% der in Nordamerika verkauften Fahrzeuge aus Kanada und Mexiko importiert. Im Frühjahr hatte Stellantis die Produktion in mehreren kanadischen und mexikanischen Werken zeitweise ausgesetzt. Insgesamt schätzt der Konzern die ersten Auswirkungen der US-Strafzölle jetzt auf 300 Mill. Euro.
Programme eingestellt
Stellantis ist in Nordamerika jedoch nicht nur deshalb in schweres Fahrwasser geraten, sondern auch wegen industriellen Überkapazitäten. Um den hohen Lagerbestand dort abbauen zu können, hatte sie starke Preisnachlässe einräumen müssen, so dass die Margen einbrachen. Nach einer Gewinnwarnung hatte Ex-Konzernchef Carlos Tavares Ende letzten Jahres seinen Hut nehmen müssen. Sein Nachfolger Antonio Filosa ist nun in Detroit angesiedelt und nicht in Europa, um sich besser um die derzeit größte Problemzone des Konzerns kümmern zu können.
Filosa hat jetzt verschiedene Maßnahmen auf den Weg gebracht, um die Profitabilität zu steigern. Er setzt auf neue Produkte und hat zuletzt eine Reihe von Programmen eingestellt, darunter auch ein Brennstoffzellen-Fahrzeug. Stattdessen will er mehr in Verbrenner- und Hybridautos investieren.
3 Mrd. Euro verbrannt
Wie aus den vorläufigen, noch ungeprüften Ergebnissen hervorgeht, hat Stellantis im ersten Halbjahr 2025 einen Nettoverlust von 2,3 Mrd. Euro eingefahren. Ein Jahr zuvor hatte der Automobilkonzern unter dem Strich noch einen Nettogewinn von rund 5,6 Mrd. Euro ausgewiesen. Jetzt wurde das Ergebnis vor allem von hohen Abschreibungen und anderen Sonderkosten in Höhe von 3,3 Mrd. Euro in die roten Zahlen gedrückt. Das um die Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis schrumpfte von 8,5 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum auf 0,5 Mrd. Euro. Gleichzeitig flossen insgesamt 3 Mrd. Euro ab, davon 2,3 Mrd. Euro aus laufenden Geschäftstätigkeiten.
Der Umsatz wiederum brach von 85 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum auf 74,3 Mrd. Euro ein. Im zweiten Quartal verringerten sich die Verkäufe um 6% auf 1,4 Millionen Fahrzeuge, so dass sie in der ersten Jahreshälfte insgesamt um 7% auf knapp 2,7 Millionen Fahrzeuge sanken. In Nordamerika, dem lange Zeit rentabelsten Markt, gingen die Verkäufe erneut um 25% zurück. Bereits 2024 hatten sie um 24% nachgegeben. Jeep und Ram konnten ihre Verkäufe jedoch um 13% steigern.
Leichte Nutzfahrzeuge leiden in Europa
Auch in Europa kämpft Stellantis mit stärkerem Gegenwind, vor allem bei leichten Nutzfahrzeugen, wie Finanzchef Doug Ostermann während einer Analystenkonferenz sagte. Insgesamt verkaufte Stellantis im zweiten Quartal im erweiterten Europa 6% weniger Fahrzeuge. Auch wegen der Handelspolitik der US-Regierung drängen nun verstärkt chinesische Hersteller wie BYD auf den europäischen Automobilmarkt.