Optimismus kehrt bei Finanzchefs zurück

Deloitte-Umfrage: Nur noch ein Viertel der Unternehmen im Krisenmodus - M&A rückt wieder in Fokus

Optimismus kehrt bei Finanzchefs zurück

ab Köln – Drei von vier deutschen Unternehmen haben die durch die Pandemie ausgelöste Krise hinter sich gelassen und blicken optimistisch in die nahe Zukunft. Das ist die Haupterkenntnis der neuen Deloitte CFO Survey, welche die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft halbjährlich durchführt. Im September wurden 100 Finanzvorstände deutscher Großunternehmen befragt. Hatte die Pandemie im Frühjahr zunächst für große Verunsicherung gesorgt, schätzen inzwischen wieder 64 % der Befragten die Geschäftsaussichten positiv ein, nur 11 % malen die Zukunft für ihr Unternehmen in düsteren Farben. In der im März durchgeführten Umfrage bewerteten noch 74 % die Perspektive negativ. Das war der mit Abstand schlechteste Wert seit Beginn der CFO Survey im Jahr 2012.Die Zuversicht speist sich aus der Tatsache, dass sich nur noch 23 % der Befragten im Krisenmodus wähnen, während sich 39 % bescheinigen, auf Erholungskurs zu sein. 38 % operieren nach eigenem Bekunden sogar wieder auf Vorkrisenniveau. Gleichwohl gibt es deutliche Unterschiede in den Branchen. Im Krisenmodus befinden sich vor allem Unternehmen aus dem Maschinenbau, dem Handel und der Automobilindustrie, wie aus der Umfrage hervorgeht. Zurück auf Wachstumskurs sind hingegen vor allem Firmen aus der Konsumgüter- und der Immobilienindustrie.Knapp die Hälfte der Unternehmen sieht ihren Umsatz noch in diesem Jahr auf das Vorkrisenniveau zurückkehren. Nur 18 % rechnen damit, dass der Umsatz erst 2022 oder noch später das Vorkrisenniveau erreicht. Damit stehen die deutschen Firmen im europäischen Vergleich hervorragend da, in der gesamten Eurozone sind es nur knapp 40 %. In Italien und Spanien erwarten die meisten CFOs erst im Laufe von 2021 die Rückkehr auf das Vorkrisenniveau, knapp ein Viertel rechnet damit frühestens 2022.Die unterschiedliche Geschäftslage spiegele sich auch in der Investitionsbereitschaft. Während hierzulande mehr als die Hälfte der CFOs ihre Investitionen wieder hochfahren wollen, bleibt die Investitionsbereitschaft in der Eurozone negativ. Am trübsten sieht es in Italien aus, wo vier von zehn CFOs die Investitionen in den nächsten zwölf Monaten zurückfahren wollen. Auf dem Arbeitsmarkt sieht es hierzulande allerdings auch mau aus. Die Einstellungsbereitschaft ist wie auch im Rest der Eurozone negativ. Digitalisierung beschleunigtAus der Investitionsbereitschaft lässt sich aber auch ablesen, dass sich mit der Covid-19-Pandemie die Transformation in die digitale Wirtschaft beschleunigt hat. Denn klassische Investitionen in Maschinen, Anlagen und Gebäude stehen bei den Firmen ganz unten auf der Prioritätenliste, während der Optimierung von Organisation und Prozessen sowie der Digitalisierung hohe Aufmerksamkeit zuteil wird. 61 % gaben an, Optimierungsinvestitionen tätigen zu wollen, 47 % setzen auf Investitionen in Daten, Software, IT-Netzwerke und Website-Aktivitäten.Zudem wollen zwei Drittel der befragten CFOs auch nach der Pandemie am Arbeiten aus dem Homeoffice festhalten. Damit Hand in Hand geht der wachsende Bedarf an Cyber-Absicherung und das Kappen der Büroflächen. Zudem soll die Produktpalette vielerorts um digitale Angebote erweitert werden.Doch auch hinsichtlich der ureigensten Aufgabe in den Finanzabteilungen ist es inzwischen zu Prioritätenverschiebungen gekommen. Standen im Frühjahr Liquidität und Cash-flows im Vordergrund, kehren allmählich wieder Wachstumsthemen, potenzielle Übernahmen und Konsolidierungsüberlegungen in die Köpfe zurück. Möglichkeiten für M&A ergäben sich dabei auch aus der soliden bilanziellen Situation, die sich 94 % der Befragten bescheinigen. Drei Viertel der Unternehmen machen nach der Umfrage Wachstumschancen in ihrem Sektor aus. Zwei Drittel glauben, die dafür erforderlichen internen Ressourcen zur Verfügung zu haben. Als größten Hemmschuh sehen die Unternehmen dabei regulatorische und politische Hürden an.Höchste Priorität bei den M&A-Zielen hat demnach die Bildung von strategischen Allianzen mit Partnern und Start-up-Unternehmen aus dem eigenen Ökosystem. Zudem gewinnt das Heben von Synergiepotenzialen an Bedeutung.