Cropscience in der Bredouille

Pharmasparte rettet Bayer das Quartal

Dank guter Geschäfte in der Pharma ist Bayer besser als befürchtet in das Geschäftsjahr gestartet. In der Division Cropscience sieht es dagegen düster aus. Zumal die Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit Glyphosat erneut erhöht werden mussten.

Pharmasparte rettet Bayer das Quartal

Pharmasparte rettet Bayer das Quartal

Wachsende Unsicherheit wegen US-Zollpolitik – Restrukturierung der Agrarsparte startet – Weitere Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten – Aktie haussiert

ab Köln

Trotz eines Ergebnisrückgangs hat Bayer mit den Zahlen zum ersten Quartal die Erwartungen der Analysten weit übertroffen. Dahinter stand vor allem die Entwicklung in der Pharmadivision, welche die Schwäche im Pflanzenschutzgeschäft in den Hintergrund rückte. Die Aktie setzte sich an die Spitze im Dax.

Außergewöhnlich gute Geschäfte in der Pharmadivision haben Bayer zu einem versöhnlichen Jahresauftakt verholfen. Wenngleich das operative Ergebnis (Ebitda) im ersten Quartal um über 7% nachgab und das Konzernergebnis um mehr als ein Drittel unter dem Vergleichswert lag, übertraf Bayer damit den Analystenkonsens. Zugleich bestätigten die Leverkusener die um Währungs- und Portfolioeffekte bereinigte Prognose für das Gesamtjahr. Das bescherte dem Dax-Wert einen Kurssprung um in der Spitze 12%.

Allerdings wies Finanzchef Wolfgang Nickl explizit auf die gestiegenen Unsicherheiten im Zusammenhang mit den US-Zollankündigungen hin. Zwar gehen die Leverkusener davon aus, die Effekte kompensieren zu können, doch bestünden „erhebliche Unsicherheiten in Bezug auf die künftigen Auswirkungen“, allen voran mit Blick auf die Währungsentwicklung. Basierend auf den Kursen vom 24. April dürfte der berichtete Umsatz um 900 Mill. Euro niedriger ausfallen und das bereinigte Ergebnis je Aktie um 10 Cent. Umgekehrt würde Bayer von einem schwächeren Dollar mit Blick auf die Verschuldung profitieren. Der Währungseffekt wird auf 500 Mill. Euro beziffert.

Schwacher Dollar belastet

Konkret wird der Konzernumsatz zu Stichtageskursen zum 31. März in einer Spanne von 44,5 bis 46,5 (wechselkursbereinigt: 45 bis 47) Mrd. Euro gesehen, das bereinigte Ebitda zwischen 9,2 und 9,7 (9,5 bis 10) Mrd. Euro. Die Nettoverschuldung rangierte dann zwischen 30,5 und 31,5 (31 bis 32) Mrd. Euro. Saisonbedingt hat sich die Nettoverschuldung zum 31. März im Vergleich zum Bilanzstichtag allerdings auf 34,3 Mrd. Euro erhöht und beläuft sich damit unverändert auf das 3,5-Fache des bereinigten Ebitda.

Da Bayer im Auftaktquartal aufgrund eines negativen Urteils eines Berufungsgerichts in Pennsylvania die Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit Glyphosat um 379 Mill. Euro aufstocken musste, wird nun von Sondereinflüssen im Gesamtjahr von –1,5 Mrd. Euro ausgegangen. Das ist der obere Rand der bislang prognostizierten Sonderlasten.

Wenngleich sich die größte Division Cropscience im Auftaktquartal erwartungsgemäß schwach entwickelte, konnte Bayer im Pharmageschäft auftrumpfen. Der Umsatz stieg wechselkursbereinigt um gut 4%, das operative Ergebnis schnellte gar um 12,4% in die Höhe. Dabei konnte der fortgesetzte Umsatzverfall beim Blockbuster Xarelto (-31%) aufgrund des zunehmenden generischen Wettbewerbs auch von den rasant gestigenen Umsätze mit den neuen Medikamenten Nubeqa (Onkologie) und Kerendia (Nierenpräparat) aufgefangen werden.

Agrarchemie in Nöten

„Wir wissen, dass die Rückgänge bei Xarelto Umsatz und Ergebnis im restlichen Jahr schwer belasten werden“, sagte Vorstandschef Bill Anderon. Doch die guten Marktanläufe der neuen Hoffnungsträger stimmten zuversichtlich, dass die Pharmadivision den oberen Rand des Prognosekorridors erreichen könne. Für das Gesamtjahr hatte Bayer den erwarteten Umsatzrückgang in der Pharmasparte im März auf 1 bis 4% taxiert. Zugleich war mit einem Rückgang in der bereinigten Ebitda-Marge auf 23 bis 26% kalkuliert worden. Im Berichtsquartal landete die operative Umsatzrendite bei 29,5%.

Weniger erfreulich fiel die Entwicklung in der Agrarchemie aus. Hier gab der Umsatz im Auftaktquartal um gut 4% und das bereinigte operative Ergebnis um mehr als 10% nach. Dahinter standen Umsatzausfälle im Zusammenhang mit der ausgesetzten Zulassung für Dicamba-basierte Produkte und der Ablauf der Registrierung des Insektizids Movento in Europa, beides hochmargige Produkte. Davon werde vor allem das erste Halbjahr belastet, sagte Nickl. Zugleich gab der Umsatz mit dem Herbizid Glyphosat um 10% ein. Nach den Angaben waren dafür Nachfrageverschiebungen in Folgequartale ursächlich.

Auf die operative Schwäche in der Agrarchemie reagiert Bayer nun mit der Straffung der Produktion und der Bündelung der Forschungsaktivitäten in Deutschland. Neben der geplanten Schließung des Standorts in Frankfurt mit seinen 500 Beschäftigten, sollen auch die Kapazitäten in Dormagen beschnitten werden. Das zieht einen Stellenabbau von 200 Arbeitsplätzen nach sich. Der Betriebsrat kündigte Widerstand an und warf dem Management vor, mit der geplanten Standortschließungen gegen Vereinbarungen aus dem Zukunftskonzept zu verstoßen. „Das ist ein schwieriger Schritt, aber er ist notwendig, um die globale Wettbewerbsfähigkeit der Division sicherzustellen“, sagte Anderson und ergänzte, sich an alle von ihm getroffenen Vereinbarungen zu halten.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.