ProSiebenSat.1 schreibt tiefrot
ProSiebenSat.1 rutscht in die Verlustzone
Lasten aus Verkauf von Verivox führen zu Quartalsdefizit von 72 Mill. Euro
sck München
Die in einem Machtkampf steckende TV-Sendergruppe ProSiebenSat.1 ist schwach ins Jahr 2025 gestartet. Der Konzern verbuchte im ersten Quartal einen Nettoverlust von 72 Mill. Euro. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres erzielte das Unternehmen noch einen kleinen Gewinn von 4 Mill. Euro.
Hauptgrund für die tiefroten Zahlen waren laut Zwischenbericht Belastungen aus der Entkonsolidierung des Online-Vergleichsportals Verivox. Diese machten 34 Mill. Euro aus. Dies trug dazu bei, dass die Sonderkosten von 7 Mill. auf 50 Mill. Euro hochschnellten. Im März veräußerte ProSiebenSat.1 nach langem Ringen Verivox an die italienische Moltiply Group. Zum Verlust trug auch das Finanzergebnis bei. Das Defizit dieses Postens stieg um 12 Mill. auf 23 Mill. Euro. ProSiebenSat.1 sitzt auf Finanzschulden von über 2 Mrd. Euro.

Aktie verliert 1 Prozent
Die Anleger reagierten auf die Nachricht vergrätzt. Die Aktie von ProSiebenSat.1 büßte zeitweise 1% auf 7,05 Euro ein.
Mit dem Verkauf von Verivox erfüllte der Vorstand eine Forderung der Berlusconi-Holding Media for Europe (MFE). Die Italiener halten mittlerweile etwas über 30% an dem SDax-Mitglied mit Sitz in Unterföhring bei München. MFE will, dass die Konzernführung von ProSiebenSat.1 den Umbau zu einem Entertainment-Anbieter schneller vorantreibt. Dazu sollen Randaktivitäten abgestoßen werden. MFE will dann die Bayern enger mit ihren eigenen Aktivitäten in Italien und Spanien verzahnen. Dagegen sträubt sich Vorstandschef Bert Habets. Der Niederländer will ProSiebenSat.1 stärker auf den deutschsprachigen Raum ausrichten.
Machtkampf eskaliert
Vor wenigen Tagen eskalierte der Streit. Der tschechische Großaktionär PPF, der bislang 15% am Unternehmen hält, kündigte Anfang der Woche eine Gegenofferte zu MFE an. PPF will ihre Beteiligung auf bis zu knapp 30% aufstocken. Mit einer Sperrminorität lägen die Tschechen auf Augenhöhe mit den Italienern. PPF sagte zu, Habets bei der Ausrichtung von ProSiebenSat.1 zu unterstützen.
Das Angebot von PPF an die freien Aktionäre beträgt 7 Euro in bar pro Anteilschein. MFE liegt deutlich darunter. Die Führung von ProSiebenSat.1 reagierte positiv auf den Vorstoß von PPF. MFE versucht, mit wenig Aufwand ihre Position bei ProSiebenSat.1 auszubauen. Trotz des jüngsten Dämpfers liegt der Kurs der Aktie allerdings über der Offerte von PPF. Das impliziert, dass Anleger auf einen Bieterwettkampf um ProSiebenSat.1 spekulieren.
Wettbewerbsdruck
Aufgrund des starken Wettbewerbs steht Habets auch auf operativer Ebene unter Druck. Der Konzern streicht 430 Stellen, um seine Sparvorgaben zu erreichen.