Angebot für Übernahme

ProSiebenSat.1 unterstützt Berlusconi

Das erhöhte Angebot von Media for Europe findet die Zustimmung des Vorstands und Aufsichtsrats von ProSiebenSat.1. Synergien ergäben sich aber nur im Fall einer vollständigen Übernahme.

ProSiebenSat.1 unterstützt Berlusconi

ProSiebenSat.1 unterstützt Berlusconi

Vorstand und Aufsichtsrat empfehlen jetzt Annahme des Angebots von Media for Europe

jh München

Im Ringen um die Zukunft von ProSiebenSat.1 hat das Management des Fernseh- und Internetkonzerns eine Wende vollzogen. Vorstand und Aufsichtsrat empfehlen jetzt den Aktionären, die Übernahmeofferte des italienischen Anteilseigners Media for Europe (MFE) anzunehmen. Vor einer Woche hatte MFE das Angebot erhöht. Vorstand und Aufsichtsrat halten dieses für angemessen, wie ProSiebenSat.1 am Mittwoch mitteilte. Am 22. Mai fiel die Stellungnahme noch ganz anders aus, als das erste Angebot von MFE „aus finanzieller Sicht“ als nicht angemessen beurteilt wurde.

Die neue Offerte aus Italien entspricht nach Berechnungen von ProSiebenSat.1 einem Wert von rund 8,07 Euro je Aktie. Für die erste Offerte waren es 5,75 Euro. MFE bietet eine Barkomponente und einen inzwischen erhöhten Anteil eigener Aktien an. Der italienische Medienkonzern, der von der Familie Berlusconi kontrolliert wird, besitzt mittlerweile rund 33% der Aktien von ProSiebenSat.1. Der Gegenspieler, die tschechische Beteiligungsgesellschaft PPF, hat einen Anteil von 16,5% und will diesen auf knapp 30% ausbauen. PPF hat entschieden, das Barangebot von 7,00 Euro nicht zu erhöhen. Beide Offerten enden am 13. August. Eine zweiwöchige Verlängerungsfrist kommt hinzu.

Vollständige Kontrolle oder nicht?

ProSiebenSat.1 hebt in der Stellungnahme zum erhöhten Angebot von MFE hervor, dass Bewertung und Empfehlung auf der Annahme von Kostensynergien beruhen. Innerhalb von vier bis fünf Jahren sollten diese jährlich rund 150 Mill. Euro betragen – bezogen auf das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit). „Dies setzt die vollständige rechtliche Integration von ProSiebenSat.1 in MFE voraus“, heißt es weiter.

Bisher ist jedoch nicht zu erkennen, dass MFE in überschaubarer Zeit einen Aktienanteil von mehr als 50% erreichen will, um ProSiebenSat.1 in den eigenen Konzern einzugliedern. Ende Juli hatte der Vorstandsvorsitzende Pier Silvio Berlusconi in einer Erklärung bekräftigt: „Wir zielen nicht auf vollständige Kontrolle ab, sondern auf eine Flexibilität, die es uns ermöglicht, eine klare Richtung vorzugeben, die auf einer gemeinsamen Vision beruht.“ MFE will über das bisherige Geschäftsgebiet Italien und Spanien hinaus ein europäisches Medienunternehmen schaffen, das ein Gegengewicht zu den US-amerikanischen Konzernen wie Amazon, Netflix und Disney bilden soll.

Mit Blick auf die angestrebten Vorteile eines Verbunds mit MFE weist der ProSiebenSat.1-Vorstand darauf hin, er könne „mögliche Umsatzsynergien ohne eine eingehende Analyse umfassender Daten, die derzeit nicht vorliegen,“ nicht bewerten.