Rüstungsindustrie

Rheinmetall arbeitet am nächsten Umsatzsprung

Auch jenseits des Geschäfts mit Munition und Panzern wächst Rheinmetall rasant – mit Drohnenabwehrkanonen, Raketen und Schlachtfeld-Digitalisierung. Der Umsatz in der Rüstungssparte soll 2025 mehr als 11 Mrd. Euro erreichen, die Autosparte mit 2 Mrd. Euro Umsatz verkauft werden.

Rheinmetall arbeitet am nächsten Umsatzsprung

Rheinmetall ohne Friedensdividende

Ausschüttung an die Aktionäre klettert um 42 Prozent auf 321 Mill. Euro – Offerten für Autosparte werden ernsthaft geprüft

Auch jenseits der angestammten Geschäfte mit Munition und Panzern wächst Rheinmetall rasant - mit Drohnenabwehrkanonen, Raketen und Schlachtfeld-Digitalisierung. Der Umsatz in der Rüstungssparte soll 2025 mehr als 11 Mrd. Euro erreichen. Die stagnierende Autosparte mit 2 Mrd. Euro Umsatz wird verkauft.

cru Frankfurt

Auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar 2025 im Bayerischen Hof vollzog sich der Paradigmenwechsel. Die USA haben Europa unmissverständlich klargemacht, „dass wir unsere Sicherheit in die eigenen Hände nehmen müssen“, wie Rheinmetall-Chef Armin Papperger auf der virtuellen Hauptversammlung des Rüstungskonzerns am Dienstag konstatierte, zu der Medien keinen Zutritt hatten. „Die Friedensdividende ist aufgezehrt.“

Allein seit der Sicherheitskonferenz hat sich die Marktkapitalisierung von Rheinmetall auf 70 Mrd. Euro verdoppelt. Der Konzern ist jetzt mehr wert als Siemens Energy, Siemens Healthineers oder Merck. Der Kurs von Rheinmetall kletterte am Dienstag um weitere 0,7% auf 1.615,50 Euro. So kam auf der Hauptversammlung auch die Frage nach einem Aktiensplit auf, und Papperger antwortete, darüber werde derzeit nicht nachgedacht.

2 Prozent reichen nicht mehr

Dafür ist der Manager um so mehr auf den nächsten Umsatzsprung konzentriert. Die US-Administration, die EU-Kommission, die Nato und viele europäische Regierungschefs betonen, dass 2% des BIP für Verteidigung nicht mehr ausreichen. Stattdessen fordern sie 3,5%, wie Nato-Generalsekretär Mark Rutte, oder gar 5%, wie US-Präsident Donald Trump. Allein die EU-Staaten geben bis 2030 voraussichtlich 700 Mrd. bis 1 Bill. Euro für Verteidigung aus.

Für Rheinmetall erwartet Papperger deshalb 2025 rund 40% mehr Umsatz in der Rüstungssparte. Der schon jetzt größte Munitionshersteller der westlichen Welt und Panzerspezialist expandiert auch bei Drohnenabwehrkanonen, Raketen und F35-Rumpfteilen (beides in Kooperation mit dem US-Konzern Lockheed Martin) sowie Schlachtfeld-Digitalisierung. Im ersten Quartal 2025 erreichte der Auftragsbestand ein neues Allzeithoch von rund 62,6 Mrd. Euro.

Dividende steigt auf 8,10 Euro

Das für 2025 angepeilte Umsatzwachstum der Rüstungssparte bedeutet einen Sprung von 8 Mrd. auf mehr als 11 Mrd. Euro. Für die Aktionäre zahlt sich das aus: Rheinmetall hatte 2024 eine Dividende von 5,70 Euro ausgeschüttet, insgesamt 248 Mill. Euro. Jetzt klettert die Dividende auf 8,10 Euro (321 Mill. Euro) - das sind 42% mehr.

Von den 10 Mrd. Euro Konzernumsatz im Jahr 2024 stammen 2 Mrd. Euro aus dem stagnierenden zivilen Bereich, der unter dem Namen „Power Systems“ läuft und 6.700 Beschäftigte hat. Von diesem Autozuliefergeschäft will sich Rheinmetall perspektivisch trennen. „Unser Geschäft ist hier weitgehend stabil, aber wir wachsen nicht“, fasste Papperger zusammen. „Das entspricht dem Trend in der Branche, Automobilzulieferer in Deutschland haben kaum mehr eine Wachstumschance.“ Unter dem Strich erwirtschafte die Division Power Systems ein positives Ergebnis, obgleich es sich hier nicht mehr um Kerngeschäft handele.

Pflugscharen zu Schwertern

Derzeit versucht Rheinmetall, einzelne Werke des zivilen Geschäfts umzuwandeln. „Wir wollen sie für die Sicherheits- und Verteidigungsindustrie nutzbar machen und unseren Mitarbeitern eine sichere Perspektive geben“, kündigt Papperger an. „Geplant ist dies zunächst in Neuss und in Berlin.“ Es sei durchaus möglich, dass weitere Werke dem Beispiel folgen.

Dies könne einen wertvollen Beitrag zur Verteidigungsfähigkeit Deutschlands leisten. „Aus strategischer Sicht bleibt aber der Befund, dass Automobilzulieferung nicht mehr Teil unseres Kerngeschäfts ist“, sagte Papperger. „Derzeit sucht der Vorstand Lösungen für die verbleibenden Aktivitäten der zivilen Division.“ Rheinmetall erhalte seit einiger Zeit Kaufanfragen von potenziellen Interessenten und führe mit diesen Gespräche. Alle Anfragen würden ernsthaft geprüft.