Rheinmetall verhandelt über Ivecos Militär-Lkw
Rheinmetall verhandelt mit dem italienischen Rüstungskonzern Leonardo über den Kauf des Geschäfts mit Militärlastwagen von Iveco, das sich der Rheinmetall-Partner zuvor gesichert hatte. Entsprechende Gespräche bestätigte Rheinmetall auf Anfrage.
„Rheinmetall führt im Zusammenhang mit der angekündigten Übernahme von Iveco Defence Vehicles durch Leonardo exklusive Gespräche mit Leonardo, die eine potentielle Übernahme des Logistikfahrzeuggeschäfts der heutigen Iveco Defence Vehicles durch Rheinmetall zum Inhalt haben“, hieß es von den Düsseldorfern.
Leonardo hatte unlängst bekannt gegeben, die Rüstungssparte von Iveco für 1,7 Mrd. Euro übernehmen zu wollen. Das Geschäft mit Militär-Lastwagen könnte der Konzern nun an Rheinmetall weiterreichen. Der größte Teil von Iveco, das zivile Lkw-Geschäft, wird für 3,8 Mrd. Euro an den indischen Rivalen Tata Motors verkauft.
Bereits Gemeinschaftsprojekt
Rheinmetall bietet bereits eine breite Palette von Lkw-Systemen für militärische Einsätze an. 2024 hatte der Düsseldorfer Konzern einen Rahmenvertrag mit der Bundeswehr zur Lieferung von Lkw geschlossen: Dabei geht es um bis zu 6.500 Lastwagen im Wert von bis zu 3,5 Mrd. Euro. Rheinmetall steuert angesichts der Folgen des russischen Überfalls auf die Ukraine und der folgenden Aufrüstung der Armeen westlicher Staaten einen rasanten Wachstumskurs.
Mit Leonardo hat der Dax-Konzern bereits ein Gemeinschaftsprojekt zum Bau von Panzern gestartet, das milliardenschwere Aufträge des italienischen Heeres erwartet. Rheinmetall-Chef Armin Papperger hatte erklärt, er sehe das Joint Venture als ersten Schritt hin zu einer Konsolidierung der Branche. Die Basis für die neuen Systeme sollen der Kampfpanzer Panther und der Schützenpanzer Lynx von Rheinmetall legen, die Leonardo mit eigener Technik ergänzt.
Zivile Lkw sollen indisch werden
Der Iveco-Großaktionär, die Holding Exor der italienischen Unternehmerfamilie Agnelli, steht hinter dem Verkauf. Sie will Tata ihre 27 Prozent der Anteile und 43 Prozent der Stimmrechte andienen. Die Iveco-Aktionäre sollen zunächst eine Sonderausschüttung von 5,50 bis 6,00 Euro je Aktie für den Verkauf der Rüstungssparte erhalten, Tata überweist dann 14,10 Euro je Aktie für den Rest. An der Mailänder Börse werden Iveco-Aktien derzeit mit 19 Euro gehandelt.
Iveco hatte im Mai erklärt, sein Rüstungsgeschäft bis Ende des Jahres entweder abzuspalten oder zu verkaufen. Für die Sparte lagen früheren Angaben von Insidern zufolge insgesamt drei Angebote vor: Eine gemeinsame Offerte von Leonardo und Rheinmetall, eine des französisch-deutschen Panzerbauers KNDS und eine der Czechoslovak Group (CG). Rheinmetall und Leonardo machten nun das Rennen.
Iveco war 1975 unter der Führung von Fiat gegründet worden, in dem Unternehmen ging auch die deutsche Magirus Deutz auf. Die heutige Iveco-Gruppe kam zuletzt mit rund 36.000 Mitarbeitern auf einen Umsatz von 15,3 Mrd. Euro. Das Nutzfahrzeug-Geschäft von Tata und Iveco zusammen kommt auf rund 22 Mrd. Euro. Die Rüstungssparte Iveco Defense Vehicles (IDV) stellt neben Militär-Lkw auch Panzerfahrzeuge her.