„Rüstung steht bei uns nicht im Fokus“
„Rüstung steht bei uns nicht im Fokus“
Der neue Vorstandsvorsitzende des Druckmaschinenherstellers Koenig & Bauer über Kernkompetenzen, Nebengeschäfte und US-Zölle
Im Gespräch: Stephen Kimmich
Von Daniel Schnettler, Frankfurt
Im Gespräch mit der Börsen-Zeitung verrät der neue Vorstandschef des Druckmaschinenherstellers Koenig & Bauer, Stephen Kimmich, was er zum Kerngeschäft zählt, wie er zum Vorstoß in neue Branchen steht und was die US-Zölle fürs Unternehmen bedeuten.
Seit zwei Monaten und zwei Tagen ist Stephen Kimmich Vorstandschef des Druckmaschinenherstellers Koenig & Bauer. An diesem Mittwoch steht er auf dem Parkett der Frankfurter Börse und läutet zum Handelsbeginn die Glocke. Denn die Aktie von des Unternehmens ist seit 40 Jahren hier gelistet. In dieser Zeit mussten sich die Würzburger neu erfinden, nachdem der Zeitungsdruck praktisch weggebrochen ist. Kern des Geschäfts ist nun der Verpackungsdruck: von Pappe über Folie bis hin zu Glas.
Reicht das? Gerade erst hat der Wettbewerber Heidelberger Druck mit der Ankündigung, ins Rüstungsgeschäft einzusteigen, ein Kursfeuerwerk ausgelöst. Seit Jahresbeginn steht die Aktie 133% im Plus – verglichen mit einem Minus von 7% bei Koenig & Bauer. „Ich bin grundsätzlich sehr kritisch, wenn es darum geht, in neue Bereiche vorzustoßen“, sagt Kimmich im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Wir konzentrieren uns auf unsere Kernkompetenzen.“ Konkret hält er fest: „Rüstung steht bei uns nicht im Fokus. Ich würde das für die Zukunft aber nicht ausschließen wollen.“
Batteriepartnerschaft mit VW
Koenig & Bauer ist dafür in der Elektromobilität engagiert über eine Batteriekooperation mit VW. Seit zwei Jahren arbeiten die Partner an einer Technik, um Elektroden lösungsmittelfrei pulverbeschichten zu können – im Gegensatz zur bisherigen Nassbeschichtung und anschließenden energieintensiven Trocknung. „Die Technologie ist nah an unserem Kerngeschäft“, sagt Kimmich. „Wir nutzen dafür sehr hohen Druck – genauso wie bei Banknoten, wo wir Weltmarktführer sind.“ Eine Prototypen-Anlage steht, 2026 soll die Weiterentwicklung mit der VW-Tochter PowerCo abgeschlossen werden. „Ein genaues Datum, wann die Serienfertigung startet, gibt es noch nicht.“
Bei den vorhandenen Geschäften schaut sich Kimmich an, ob sie noch zum Konzern passen. So hängt die Zukunft der Koenig & Bauer Coding GmbH in der Schwebe. Die Tochter stellt Apparate zur Kennzeichnung her, etwa für das Mindesthaltbarkeitsdatum auf Lebensmittelverpackungen. „Coding ist von allen unseren Bereichen am weitesten weg von unserem Kerngeschäft“, sagt Kimmich. Es handele sich um andere Kunden und es gebe nur wenig Synergien. Gleichwohl sei die Coding GmbH „sehr erfolgreich und sehr profitabel“. Möglich ist ein Joint Venture, eine Partnerschaft oder ein Verkauf.
US-Kunden zahlen die Zölle
Koenig & Bauer spürt den Handelskonflikt mit den USA. „Wir haben sehr große Aufträge in den Büchern, unter anderem von der US-Regierung für Banknoten-Druckmaschinen.“ Doch Bestellungen werden nun deutlich teurer. „Wir geben die Zölle eins zu eins an unsere Kunden weiter“, sagt Kimmich. „Unsere Hauptwettbewerber sitzen in der EU, in der Schweiz und in Japan. Auch deren Maschinen werden mit Zöllen belegt, die teils noch höher sind.“
Doch nicht nur die Zölle schlagen ins Kontor, sondern auch der schwache Dollar. „Unsere Maschinen sind für unsere US-Kunden also faktisch 30% teurer geworden binnen eines halben Jahres.“ In der Folge fehlen Aufträge. „Was teurer wird, wird weniger gekauft“, sagt Kimmich. „Es ist aber kein Einbruch; das Geschäft ist nicht auf null runtergegangen.“
Unklar ist laut dem CEO, ob die Kunden ihre Maschinen nun länger laufen lassen. „Daran würden wir ebenfalls verdienen über unser Servicegeschäft. Aber letztlich leben wir vom Maschinenbau und dem Verkauf neuer Maschinen.“ Wäre eine US-Produktion die Lösung? „Unsere Maschinen sind sehr komplex und sehr groß", sagt Kimmich. „Es ist deshalb schwer, eine komplette Fertigung oder eine Montagestraße in den USA aufzubauen. Das gilt aber auch für unsere Wettbewerber.“