Grüner Strom

RWE sieht in den USA keinen Abschreibungsbedarf

Das im Gesetzgebungsverfahren befindliche Steuer- und Ausgabenpaket in den USA ist auch ein Frontalangriff auf Grünstromerzeuger. Doch RWE-Finanzchef Michael Müller bleibt gelassen.

RWE sieht in den USA keinen Abschreibungsbedarf

RWE sieht in den USA
keinen Abschreibungsbedarf

Finanzchef erwartet anhaltend starke Nachfrage nach grüner Energie

ab Essen

Noch hat das große Steuer- und Ausgabenpaket der Trump-Administration, die „Big Beautiful Bill“, den US-Senat nicht passiert. Fest steht jedoch schon jetzt, dass für die Erzeuger von Grünstrom härtere Zeiten angebrochen sind. Neben dem kompletten Wegfall der Steuergutschriften ab 2028 ist seit dem Wochenende sogar eine neue Steuer auf Solar- und Windparks im Gespräch. Dennoch sieht RWE-Finanzchef Michael Müller dem Gesetz recht gelassen entgegen.

Auf bestehende und in Errichtung befindliche Anlagen seien keine Eingriffe vorgesehen, begründet dies Müller im Interview mit der Börsen-Zeitung. Zudem sei es möglich, Steuergutschriften für Onshore-Wind-, Solar- und Batterieprojekte zu erhalten, die bis 2028 in Betrieb gehen. „Für uns stellt sich daher eher die Frage, was mit dem Auslaufen der Steueranreize nach 2028 mit den Projekten passiert“, erläutert der Finanzvorstand. Die Werthaltigkeit des mit der Übernahme von Con Edison Clean Energy erworbenen Goodwills „sehen wir weiterhin gegeben“.

Nachfrage ungebrochen

Dazu trägt nicht zuletzt bei, dass die Nachfrage nach grünem Strom ungebrochen hoch ist. „Viele unserer Abnehmer sind bereit, mehr zu bezahlen und Risiken zu nehmen“, sagt Müller und ergänzt: „Wir erwarten, dass die Wirtschaftlichkeit der Projekte künftig über entsprechend höhere Abnahmeverträge gegeben ist.“

Zwar hat auch RWE drei Offshore-Projekte in den USA auf Eis gelegt. Anders als große Wettbewerber sieht Müller jedoch keinen Abschreibungsbedarf auf diese Projekte. Perspektivisch werde „auch in Amerika Offshore Wind gebraucht“, ist Müller überzeugt. „Wir haben uns nur Flächen gesichert und Entwicklungsarbeiten für die Projekte gestartet.“ Diese Arbeiten seien nun auf das Minimum zurückgefahren worden. Abschreibungen drohten keine, da die Pachtverträge bis 2060 liefen. „Der Vorteil an diesen Leases ist, dass es keine zeitliche Vorgabe für den Baubeginn gibt.“

Dass sich der Wind für Grünstromerzeuger sprichwörtlich gedreht hat, bekommt Müller auch am Verhalten seiner Aktionäre zu spüren. So hatte der Hedgefonds Elliott das RWE-Management im März öffentlich zu weiteren Aktienrückkäufen aufgefordert. Doch macht Müller klar, dass es keinen Automatismus gibt: „Sollten wir 2026 die Entscheidung treffen, das Rückkaufprogramm zu verlängern, würde das bedeuten, dass wir die Investitionen weiter zurücknehmen.“

Im Interview Seite 8