Energiekonzern

RWE-Halbjahr fällt schlechter als erwartet aus

Der Energieversorger RWE hat einen noch stärkeren Gewinneinbruch im ersten Halbjahr verbucht als erwartet. Die Unsicherheiten im Investitionsumfeld werden aber weniger.

RWE-Halbjahr fällt schlechter als erwartet aus

RWE-Halbjahr fällt schlechter als erwartet aus

Zoll-Deal bremst US-Investitionen – Operatives Ergebnis sinkt um ein Viertel – Kraftwerksausschreibungen noch 2025 erwartet

ahe Berlin

Der Energieversorger RWE hat im ersten Halbjahr kräftigere Gewinneinbußen verbucht als allgemein am Markt erwartet. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) gab um rund ein Viertel auf 2,14 Mrd. Euro nach. Das bereinigte Nettoergebnis brach sogar um über 40% auf nun 1,06 Euro je Aktie ein.

Vorstandschef Markus Krebber sprach bei der Vorlage der Zwischenbilanz von einem „guten ersten Halbjahr“. Die Börse urteilte allerdings anders: Die RWE-Aktie verlor am Donnerstag deutlich und notierte bis zum Nachmittag rund 3,5% schwächer bei 34,26 Euro. Analysten verwiesen zwar darauf, dass die Ergebnisse der ersten sechs Monate schwach ausgefallen seien. Positiv sei aber, dass die Jahresprognosen trotzdem bestätigt wurden. Dies deute nicht auf strukturelle Probleme hin, stellte etwa Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler klar.

RWE kündigte für das Gesamtjahr erneut ein bereinigtes Ebitda von 4,55 bis 5,15 Mrd. Euro und einen bereinigten Nettogewinn von 1,3 bis 1,8 Mrd. Euro an. Auch der Zielwert für 2030 bleibt unverändert.

Das geringere Halbjahresergebnis hatte mehrere Ursachen. Das Offshore-Geschäft litt unter dem außergewöhnlich schwachen Windmonaten in Europa. Im Segment der Flexiblen Erzeugung machten sich die gesunkenen Margen aus Stromtermingeschäften negativ bemerkbar, was nicht zuletzt mit dem stark gestiegenen Erdgaspreis zu tun hatte.

Neue Kapazitäten am Netz

Und im Energiehandel schlug die schwache Performance im Eigenhandel durch, der unter anderem auf die unsicheren Marktentwicklungen reagierte. Lediglich das Onshore-Geschäft mit Wind und Solar konnte einen Ergebnisanstieg verbuchen, weil hier neue Erzeugungskapazitäten ans Netz gegangen waren. Von den derzeit im Bau befindlichen 11,2 Gigawatt (GW) werden über 3 GW im zweiten Halbjahr in Betrieb genommen, wie Krebber bestätigte. In den ersten sechs Monaten waren es 700 Megawatt an neuen Windanlagen, Solarparks oder auch Batteriespeicher.

Der RWE-Chef verwies darauf, dass das Investitionsumfeld in den wesentlichen RWE-Märkten Deutschland, Großbritannien und den USA mittlerweile wieder Gestalt annehme. Er lobte, dass die EU-Kommission künftig schneller Kapazitätsmärkte genehmigen wolle, wovon auch Deutschland profitieren werde. Krebber erwartet zugleich, dass die Ausschreibung neuer Gaskraftwerke durch die Bundesregierung noch in diesem Jahr beginnt. RWE sei auf den Bau von 3 GW an neuen Kraftwerken vorbereitet.

Zölle bremsen Investitionen in den USA

Auch in den USA will RWE weiter investieren, auch wenn es weiterhin noch Unsicherheiten bezüglich der künftigen steuerlichen Förderung gibt. „Wir gehen davon aus, dass der Erneuerbaren-Ausbau an Land in den USA weitergeht, vor allem auch aufgrund des dynamisch wachsenden Strombedarfs“, sagte Krebber. Die durch die neuen Zölle verursachten Unsicherheiten führt seinen Worten zufolge aber zunächst zu einer Verlangsamung des Investitionstempos. „Wann sich diese auflöst, bleibt abzuwarten.“

Um das Zoll-Risiko zu reduzieren, bezieht RWE mittlerweile verstärkt Komponenten aus den USA oder versucht, das Risiko auf Zulieferer abzuwälzen. In diesem Jahr will der Konzern bis zu 3 Mrd. Euro in den USA investieren.